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Immer wieder Zivilisten als Opfer

Drohnen bereiten den USA seit längerem Probleme. Vor einer Woche brachte der Iran eine US-Drohne in seine Gewalt, am Dienstag verloren die USA erneut eine Drohne. Das unbemannte Aufklärungsflugzeug schlug auf der Seychelleninsel Mahe auf. Verletzt wurde niemand. In Pakistan und Afghanistan aber werden durch Angriffe von Drohnen aus immer wieder Zivilisten getötet.

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Es klingt bestechend für die US-Armee: Sie lässt Drohnen, unbemannte Flugzeuge, feindliches Territorium überwachen, die Piloten sitzen im sicheren Nevada vor dem Monitor und feuern ferngesteuert Raketen auf Terroristen. Doch für die US-Armee werden vermehrt Gefahren spürbar. Immer wieder werden Zivilisten durch Drohnenraketen getötet. Außerdem wurde vor wenigen Tagen eine Befürchtung des früheren Verteidigungsministers Robert Gates offenbar wahr: dass US-Drohnen in falsche Hände geraten könnten. Wenige Tage später stürzte eine Drohne ab.

Absturz nach Start

Es hätte eine Routinemission sein sollen: Dienstagfrüh stieg eine US-Drohne, ein Flugroboter vom Typ MQ-9 Reaper, von den Seychellen auf, um die ostafrikanische Küste vor Somalia wegen Piraten zu überwachen. Seit 2009 erlaubt die Regierung der Seychellen den USA solche Flüge. Dieser dauerte nicht lange: Nach wenigen Minuten musste die Drohne umkehren, möglicherweise wegen eines Maschinenschadens. Beim Landeanflug war der Flugkörper zu schnell, raste über die Rollbahn hinaus und zerschellte an einem Felsen.

Peinliche Verluste

Die zuständige US-Botschaft auf Mauritius kündigte an, die Ursache des Absturzes werde untersucht, die Drohne sei unbewaffnet gewesen. An der Absturzstelle räumten US-Soldaten und Helfer die Trümmer des Aufklärungsflugzeuges rasch weg - geblieben ist die Peinlichkeit: Binnen weniger Tagen verloren die USA damit zwei Drohnen. Während der Absturz auf den Seychellen als technischer Defekt durchgehen mag, hat der Verlust der ersten Drohne politische Konsequenzen. Und möglicherweise spionagetechnische.

Am 4. Dezember verkündete das staatliche iranische Fernsehen, der Iran habe im Osten an der Grenze zu Afghanistan eine US-Drohne abgeschossen. Wenige Stunden erklärte die NATO-geführte ISAF-Truppe in Afghanistan, eine Drohne sei über dem Westen Afghanistans verloren gegangen. Danach änderte der Iran seine Version: Die Drohne sei durch eine Cyberattacke umgeleitet und zur Landung gezwungen worden.

Rückgabe verweigert

Auch wenn Militärexperten einen iranischen Cyberangriff für unwahrscheinlich halten: Für die USA ist die ferngesteuerte Informationsmaschine im Besitz der Revolutionsgarden äußerst unangenehm. Präsident Barack Obama forderte, der Iran müsse die Drohne von Typus RQ 170 Sentinel herausgeben. Hinter den dürren Buchstaben verbirgt sich eine Flugmaschine auf technisch letztem Stand. Eine RQ 170 hatte das Gelände überwacht, auf dem später Terroristenführer Osama Bin Laden erschossen wurde. So etwas gibt der Iran nicht gerne aus der Hand. Die Revolutionsgarden weigerten sich, die Drohne zurückzugeben.

Propagandatriumph für Teheran

Seither streiten Experten, ob und welche Erkenntnisse der Iran aus dem abgefangenen US-Flugroboter gewinnen kann. Einen Propagandasieg hat die Führung in Teheran bereits erreicht: Ein Video zeigt angeblich den eroberten Späher. Darunter lässt die Führung Entschlossenheit plakatieren: Auf einer US-Flagge prangen Totenköpfe statt Sternen, darunter steht: „Tod den USA! Tod Israel! Tod Großbritannien!“.

Tod haben auch die Drohnen selbst gebracht. Seit 2009 weiteten die USA ihre Angriffe von Drohnen aus im Grenzgebiet von Afghanistan und Pakistan aus. Terroristen von Al-Kaida, radikal-islamische Taliban und andere Militante sollen getroffen werden - immer wieder wurden durch Raketen von Drohnen aber Zivilisten getötet. Hunderte, wie westliche Forschungsinstitute schätzen.

Drohnenlager geräumt

Für die USA könnten Drohneneinsätze jetzt schwieriger werden: Am Sonntag hat die US-Armee den Abzug aus einem Lager im Südwesten Pakistans abgeschlossen. Die pakistanische Regierung hatte den Abzug verlangt, nachdem die NATO am 26. November bei einem Angriff durch Flugzeuge und Hubschrauber 24 pakistanische Soldaten getötet hatte. Das Lager war ein wichtiger Stützpunkt des US-Geheimdienstes CIA für Drohnenangriffe.

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