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Technik entlastet Pflegepersonal

Die Alterung der Bevölkerung in den Industrieländern schreitet voran, gleichzeitig sinkt der Anteil jüngerer Menschen. In Japan ist diese Altersverschiebung besonders deutlich zu sehen. Auch die Industrie hat den schnell wachsenden „Silbermarkt“ erkannt und widmet sich vermehrt der Entwicklung technischer Helfer zur Steigerung der Lebensqualität der älteren Generation.

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Zu den bekanntesten Robopionieren aus Japan zählt der Roboterhund Aibo (1999: Artificial Intelligence roBOt) aus dem Hause Sony und Hondas humanoides Technikwesen Asimo (2000: Advanced Step in Innovative Mobility). Auch der Kuschelroboter Paro (2001), ein flauschiges Robbenjunges, das einsamen Senioren Gesellschaft leisten soll, kommt aus Japan.

Der Automobilkonzern Toyota setzt nun statt auf menschenähnliche Robowesen oder fiepende Spielzeuge ganz auf spezielle Partnerroboter zur praktischen Anwendung in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen. Die vier Modelle der vorgestellten ersten Produktpalette sollen vor allem das Pflegepersonal entlasten und eine gezieltere Rehabilitation ermöglichen.

Toyotas „unabhängiger Geh-Assistent“ wird um das Bein geschnallt und soll so ein sicheres, schnelleres und weniger ermüdendes Gehen mit einem gelähmten Bein ermöglichen und konventionelle Knieschienen ersetzen. Auch Stufen und Schrägen sollen derart bewältigt werden können. Den für den Betrieb nötigen Akku muss der Patient derzeit noch in einem Rucksack auf dem Rücken tragen. Bis zur Markteinführung 2013 sollen Gewicht und Größe jedoch noch deutlich verringert werden.

Independent Walk Assist von Toyota

Reuters/Yuriko Nakao

Der unabhängige Geh-Assistent im Einsatz

Balancetraining mit Videogames

Der „Gehtrainingsassistent“ soll Menschen nach Schlaganfällen bei der Rehabilitation unterstützen und dank exakter Messungs- und Justierungsmöglichkeiten zu einem deutlich schnelleren Therapieerfolg als bisherige Modelle führen. Der Balancetrainingsassistent soll des Weiteren der spielerischen Übung des Gleichgewichts dienen. Der Patient steht auf einer beweglichen Plattform und kann durch Hin- und Herbewegen Videospiele lenken. Der erzielte Highscore wird aufgezeichnet und soll zu regelmäßigem Training animieren.

Der 140 Kilogramm schwere „Patienten-Transferassistent“ soll Pflegepersonal beim Bewegen bettlägriger Patienten helfen. Wo bisher zwei Pfleger allein aufgrund der physischen Last zum Heben eines Patienten nötig waren, schafft das Gerät das nun allein unter Bedienung durch eine Pflegekraft.

Patient Transfer Assist von Toyota

AP/Itsuo Inouye

Demonstration des Patienten-Transferassistenten

Fahrende Medikamentenausgabe

Neben Toyota hat auch der IT-Konzern Panasonic mehrere Assistenzroboter im Programm, um der logistischen Herausforderung in Krankenhäusern und Pflegeheimen beizukommen. Das Modell HOSPI-Rimo ist ein Telepräsenzroboter, der zur Videokommunikation genutzt werden kann. Die rollende Monitorsäule kann im Krankenhaus oder Altersheim zudem zur Medikamentenausgabe verwendet werden. HOSPI-Rimo kann Hindernisse selbstständig umfahren und so autonom eine Tour durch die Krankenzimmer und Gänge bewältigen. Auch die Fernsteuerung ist möglich.

Der Haarwaschroboter soll dem Pflegepersonal ebenfalls Routinearbeit abnehmen. Das an ein Friseurwaschbecken erinnernde System kann die Haare selbstständig waschen, ausspülen und föhnen. 24 kleine Gummirollen sollen dabei die Kopfhaut massieren. Um das Gesicht vor Wasserspritzern zu schützen, wird eine Art Visier aufgesetzt.

Hair Washing Robot von Panasonic

Reuters/Kim Kyung Hoon

Automatische Haarwäsche mit Spritzschutz

Bett und Rollstuhl in einem

Das „RoboticBed“ von Panasonic ist ein Krankenbett, das auf Knopfdruck in einen Rollstuhl verwandelt werden kann. Eine Hälfte des Bettes wird dabei durch geschicktes Umklappen zur Sitzfläche des Elektrorollstuhls, der mittels Joystick gesteuert werden kann. Auch die Rückverwandlung in und das Andocken an das Bett sollen automatisch und ohne Kraftanstrengung durch den Patienten erfolgen.

RoboticBed von Panasonic

Panasonic

Das RoboticBed von Panasonic

Kein Ersatz für persönlichen Kontakt

Doch der Einsatz von modernster Technik im Umgang mit älteren Menschen ist nicht unumstritten. Kritiker warnen davor, dass ein Roboter kein Ersatz für menschliche Nähe und Fürsorge sein kann. Der persönliche Kontakt sei nicht durch technische Assistenten zu ersetzen.

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