„Da fängt man nicht zu sparen an“
Trotz Schuldenkrise scheint der private Konsum nach wie vor zu funktionieren. In einer ersten Zwischenbilanz unmittelbar vor Weihnachten zog der heimische Handel durchaus zufrieden Bilanz. Es gibt allerdings bei einzelnen Branchen deutliche Verlierer, die offenbar auch dem Wandel in den Lebensgewohnheiten geschuldet sind.
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Kalenderbereinigt erwirtschaftete die gesamte Branche bis einschließlich 17. Dezember ein nominelles Umsatzplus von vier Prozent, auch real (inflationsbereinigt) blieb ein kleines Plus übrig. „Der Handel wird heuer im Dezember erstmals über 1,6 Mrd. Euro zusätzlich zum normalen Umsatz erwirtschaften“, schätzte Peter Voithofer von der KMU Forschung Austria vorab. Der Zuwachs im Weihnachtsgeschäft soll bei drei Prozent liegen.

APA/Rainer Waxmann
Die Gewinner und Verlierer der heurigen Saison
Angst vor gebremstem Konsum durch Sparpaket
Krise hin oder her, das Weihnachtsgeschäft sei eine stabile Größe, so Voithofer. „Das ist das Fest der Familie und der Kinder, da fängt man nicht zu sparen an.“ Die zahlreichen Negativschlagzeilen würden allerdings zunehmend Verunsicherung schaffen. Die neue Handelsobfrau Bettina Lorentschitsch mahnte in diesem Zusammenhang, das Sparpaket der Regierung dürfe nicht so ausfallen, dass es den Konsum belastet. „Wirklich schlecht“ seien die Abgabenerhöhungen in Wien, „da dürfen nicht weitere folgen“.
In der prinzipiell positiven Bilanz verstecken sich zudem einzelne klare Verlierer: Im Vorjahr noch die größten Gewinner, zählten beispielsweise Sport- (minus fünf Prozent) und Schuhhandel (minus acht Prozent) heuer zu den größten Verlierern. „Diese Branchen setzen auf ein sehr hohes Niveau auf, und außerdem spielte da das Wetter nicht mit“, so Voithofer. Im Herbst war es zu warm, dann ließ der Wintereinbruch auf sich warten.
Elektronik statt Spielzeug und Bücher
Bei anderen Branchen machen sich wandelnde Lebensgewohnheiten bemerkbar. Im Spielzeughandel bewegte sich das Geschäft etwa nicht vom Fleck, wofür Voithofer das veränderte Umfeld und eine Abwanderung in Richtung Elektrohandel (plus sechs Prozent) verantwortlich macht. Letzterer zählte neben dem Möbelhandel (plus acht Prozent) zu den größten Profiteuren des Weihnachtsgeschäfts. Kosmetik- und Uhren- beziehungsweise Schmuckhandel konnten im Vergleich zum Vorjahr schwach zulegen.
Der Buchhandel wiederum, der zu Weihnachten bis zu ein Drittel des Jahresumsatzes macht, erwirtschaftete lediglich ein nominelles Plus von drei Prozent, womit die Branche real ins Minus abdriftet. Die Werte können sich jedoch noch ändern: Bis zu 40 Prozent des Umsatzes macht die Branche neun Tage vor und nach dem Heiligen Abend. Mehr als ein Viertel (28 Prozent) der Österreicher besorgt die Geschenke erst in der zweiten Dezemberhälfte, ergab eine Umfrage der KMU Forschung Austria. Heuer etwas erhöht hat sich aber der Anteil jener, die die Präsente schon vor November besorgten, und zwar von 17 auf 23 Prozent.
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