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Zum Teil jahrelange Vorlaufzeiten

Wer 2012 Weihnachtsschmuck kauft, muss sich zwischen „Fancy Folk“, „Soft Cloud“, „Cool Vibrancy“ und „Late Night Glam“ entscheiden. Das zumindest sind die Trends, die für die weltgrößte Weihnachtsschmuckmesse, die von 27. bis 31. Jänner in Frankfurt stattfindet, ausgerufen wurden. Und damit hat der Konsument tatsächlich kaum eine andere Wahl.

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Vereinfacht gesagt: Was nicht auf der Frankfurter „Christmasworld“ präsentiert und für verkaufsträchtig befunden wird, gibt es in der nächsten Saison auch nicht zu kaufen. Rund 1.000 Aussteller auf über 55.000 Quadratmetern zeigen dort etwa 31.000 Fachbesuchern, wie sie sich den „Look“ des frohen Fests im nächsten Jahr vorzustellen haben. Damit das Ganze noch einfacher wird, geben die Veranstalter die Trends gleich selbst vor.

Uniformer „Kitsch-Mix“

Die Vorauswahl - oder Uniformierung - des Weihnachtsfestes beginnt schon bei der Schwerpunktsetzung der Messeveranstalter; etwa, indem diesmal überproportional viel Ausstellungsfläche für Außendekorationen zur Verfügung gestellt wird. Vor allem aber wollen die Messeveranstalter durch ihre vier Trendvorgaben eine einheitliche Linie in das Produktangebot bringen.

Die Weihnachtsdekos der nächsten Saison pendeln demnach zwischen „osteuropäisch folkloristisch“ mit einem „Kitsch-Mix“ aus Braun, Rot, Dunkelgrün, Fuchsia, Ocker und Blau - und auf der anderen Seite „70er Jahre Chic und Disco-Glamour“ mit Violett, Gold, Orange, Dunkelbraun, Dunkelblau und Schwarz. Wer auch damit nichts anfangen kann, dem bleiben „ultramoderne“ oder „feinsinnige“ Stilvorgaben. Erstere erinnern eher an U-Bahn-Leitsysteme, Letztere lassen Wellness-Ressort-Assoziationen aufkommen.

Punschhäferldesigner unter Zeitdruck

Auch bei den Organisatoren des Wiener Christkindlmarkts ist im Jänner schon alles auf den nächsten Advent eingestellt - und auch das erst zu diesem Zeitpunkt, weil für die Budgetierung von 2012 die Abrechnung des abgelaufenen „Adventzaubers“ abgewartet werden muss. Dann geht es dafür im Eiltempo: Innerhalb eines Monats muss das Konzept für den nächstjährigen Christkindlmarkt stehen - von der Erstellung der Pläne, damit alle behördlichen Genehmigungen rechtzeitig eintreffen, bis hin zum Design der 2012er-Punschhäferln.

Weihnachtsgefühle im August

Mit ihren „Deadlines“ Ende Jänner sind Dekobranche und Christkindlmarkt-Betreiber allerdings schon verhältnismäßig spät dran. Damit das Weihnachtsgeschäft im Herbst zuverlässig anrollen kann und Händler daher noch weit früher ihr Sortiment wählen können, müssen die Hersteller von Konsumgütern mit ihrer Weihnachtsplanung entsprechend früher fertig sein. Beim Wiener Süßwarenhersteller Manner etwa dachte man schon im letzten August intensiv über Weihnachten 2012 nach.

Eineinhalb Jahre Zeit nehmen sich die Produktentwickler in der Wiener Traditionsfirma für ihr Weihnachtssortiment. Die Vorlaufzeit sei jedoch auch abhängig davon, ob es sich um ein gänzlich neues Produkt handle oder um die Weiterentwicklung eines bestehenden Rezepts, wie es bei Manner gegenüber ORF.at hieß. Konsumforschung soll dabei sicherstellen, dass der eineinhalb Jahre in der Zukunft liegende Geschmack der Kundschaft getroffen wird.

„Gedanklich immer zwei bis drei Jahre voraus“

Ein bis zwei Monate nach der Entscheidung zugunsten eines Produkts werden bei Manner erste Geschmacksmuster verkostet. Neben weiteren Verkostungen und Feinabstimmungen des Aromas werden zudem Lagertests durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Produkt auch nach ein, zwei oder drei Monaten noch das gewünschte Aroma hat. Nach weiteren Tests geht es dann um die behördliche Zulassung der Süßigkeit für den Verkauf. Etwa ein Jahr vor Weihnachten ist das Produkt „fertig“, im Sommer läuft schließlich die Produktion an.

Die eineinhalbjährige Vorlaufzeit bei Manner nimmt sich allerdings gegenüber den Produktionszyklen etwa der Spielwarenindustrie äußerst kurz bemessen aus. Beim deutschen Spielwarenriesen Playmobil, der vor 15 Jahren den weltweit ersten Spielzeug-Adventkalender herstellte, sei man der Zeit „gedanklich immer zwei bis drei Jahre voraus“, so das Unternehmen gegenüber ORF.at. Die 77-köpfige Entwicklungsabteilung der Firma plane derzeit bereits die Neuheiten des Jahres 2014.

Teures Krippen-Investment

Die Investitionen für weihnachtliches Spielzeug wie Weihnachtsmänner, Engel und Nikolaus sind beträchtlich. Allein die Kosten für die Erzeugung der Spritzgussform zur Herstellung eines einzelnen Spielzeugteils schlagen laut Unternehmensangaben mit durchschnittlich etwa 20.000 Euro zu Buche. Damit muss die Firma etwa bloß für ihr 58-teiliges Krippenspielset über 1,2 Millionen Euro an Spritzgussformen investieren. Dementsprechend sorgfältig werden auch hier die Wünsche der jungen Kunden erörtert.

Dafür lässt sich Playmobil nach eigenen Worten von Büchern, TV und Filmen ebenso inspirieren wie von Kinderbriefen und Fotos. Es gehe darum herauszufinden, was für Kinder wichtig sei, wenn es um das Thema Advent und Weihnachten geht, heißt es aus dem Unternehmen. Der Trend geht demnach vom Weihnachtsmann auch zu Christkind und Nikolo - und vor allem zu ganz einfachen Familienszenen, bei denen Kinder und Eltern gemeinsam die Weihnachtszeit erleben.

Lukas Zimmer, ORF.at

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