Themenüberblick

Gutes tun am 24. Dezember

Dass es in der Weihnachtszeit oft mehr um materielle Werte als um Besinnlichkeit und Nächstenliebe geht, wird oft kritisiert. Doch immer mehr Österreicher tun etwas dagegen. Statt im warmen Zuhause zu sitzen und seine Lieben zu beschenken, melden sich immer mehr Freiwillige, die sich am 24. Dezember sozial engagieren wollen. Werden die Herzen zu Weihnachten weicher?

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Helfen macht glücklich, das belegen zahlreiche Studien. Dass die Österreicher ihr persönliches Glück zunehmend zu Weihnachten suchen, merken auch soziale Organisationen. „Speziell am 24.12. wollen sich viele Menschen engagieren. Die Freiwilligen wollen den sozial Schwachen helfen und Freude spenden“, sagt Robert Koncsek von der Wiener Tafel im Gespräch mit ORF.at. Doch oft melden sich weit mehr Menschen als die Wiener Tafel benötigt. „Wir vermitteln dann die Leute an andere Einrichtungen weiter“, so Koncsek.

Menschen wollen helfen

Warum die Menschen ausgerechnet am Weihnachtstag helfen wollen? Viele würden durch die verstärkte Werbung darauf aufmerksam gemacht werden. „Sozial Schwache sind präsenter“, sagt Koncsek. Viele Menschen hätten das Bedürfnis, zu helfen. Einige tun das aber nicht nur zu Weihnachten, sondern arbeiten das ganze Jahr über bei der Wiener Tafel mit, so Koncsek.

Auch das Obdachlosenheim Eggerheim der Caritas Kärnten freut sich jedes Jahr über eine Freiwillige. „Eine ältere Dame kommt jedes Jahr und hilft während der Feiertage“, sagt Verena Gruber. Sonst seien Zivildiener da und würden die bedürftigen und obdachlosen Menschen betreuen. Während der Feiertage haben diese frei. „Die freiwillige Helferin bringt immer Kekse mit, kocht Kaffee und quatscht mit den Menschen. Sie möchte einfach Gutes tun“, sagt Gruber.

Viele engagieren sich längerfristig

Dass die Menschen ihre soziale Ader hauptsächlich zu Weihnachten ausleben wollen, kann Gabriele Grössbauer vom Vinzibus Graz nicht bestätigen. „Bei uns melden sich die Leute das ganze Jahr. Oft sind es junge Menschen, die Sinnvolles tun wollen, aber auch viele Pensionisten.“ Die meisten Freiwilligen würden dem Vinzibus längerfristig erhalten bleiben und das ganze Jahr helfen.

Beim „Freunde Schützen“-Haus in Wien bringen die Menschen vor Weihnachten vermehrt Sachspenden vorbei, sagt Kurosch Allahyari gegenüber ORF.at. Dass sich diese nur am 24.12. sozial engagieren wollen, komme nicht vor. Viele unterstützen das Haus für Familien, die kurz vor einer Abschiebung stehen, längerfristig und helfen bei der Kinderbetreuung und der Nachhilfe. „Ich finde Engagement zu Weihnachten gut“, sagt Allahyari. „Ich würde es aber besser finden, wenn sich die Leute das ganze Jahr über engagieren.“

Helfer wollen sich mit „Schicksal versöhnen“

„Der 24. Dezember, der Geburtstag Jesu Christi, ist für viele ein mythischer Tag, auch wenn sie nicht christlich sind. Jesus steht für Hoffnung und gilt als Retter der Menschheit“, sagt Wirtschaftspsychologe Alfred Lackner. Für die freiwilligen Helfer sei es zutiefst menschlich, an Weihnachten etwas zu geben. Heutzutage würden die Menschen viel nach außen streben, nach Konsum und Kleidung. Weihnachten sei für viele Menschen ein Gegenpol zu dieser Konsumgesellschaft, so Lackner, sie wollen für andere da sein.

Weihnachten hat für die Freiwilligen eine soziale Funktion, so der Wirtschaftspsychologe. Sie wissen, dass es Menschen gibt, die weniger haben als sie selbst. Denen wollen sie etwas zurückgeben. „Man könnte von ‚freikaufen‘ sprechen, doch das Ganze ist vielschichtiger“, so Lackner. Es handle sich hier um einen ritualisierten Ausgleich. Die Menschen wollen ihren Teil beitragen und sich vor allem zu Weihnachten mit dem Schicksal versöhnen.

Tanja Geleckyj, ORF.at

Links: