Schillernde Karriere
Seit den frühen 90er Jahren beschäftigt die Schlüsselfigur in Sachen KPÖ-Vermögen, Rudolfine Steindling, Gerichte, Medien, Geheimdienste und Politiker. Gerüchte über die „rote Fini“ gibt es viele - überprüfte Tatsachen schon weit weniger.
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Die guten Kontakte der „Frau Kommerzialrätin“ sind Legende. Ihre Talente als Treuhänderin und Vermögensberaterin beschränkten sich dabei jedoch nicht auf die KPÖ. Schon SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky nutzte die geschäftlichen Talente der heute 77-Jährigen. Auch zu anderen Politikern der SPÖ hatte Steindling gute Kontakte. Sowohl der ehemalige Kanzler Franz Vranitzky als auch der heutige Bundespräsident Heinz Fischer und der verstorbene Wiener Bürgermeister Helmut Zilk sollen sich unter ihren Bekannten befunden haben oder befinden.
Mehr als nur rot
Zwar hat Steindling ihren guten Kontakten zu sozialdemokratischen und kommunistischen Politikern ihren Spitznamen „rote Fini“ zu verdanken, ihr Bekanntenkreis ist jedoch wesentlich breiter gefächert. Auch die ehemalige ÖVP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat stellte sich bei einem Empfang ein, der ihr zu Ehren gegeben wurde, ebenso Ex-Nationalbank-Präsident Klaus Liebscher. Auch zu den damaligen Bank-Austria-Chefs Rene Alfons Haiden und Gerhard Randa pflegte sie beste Kontakte.
Unabhängig von politischen Einstellungen sieht sich Steindling selbst als Geschäftsfrau. „Ich mache nichts, wo kein Geld rausspringt“, zitierte sie die „Süddeutsche Zeitung“ anlässlich der Neuauflage des Prozesses um die von ihr verwalteten Millionen aus kommunistischem Parteibesitz im Jahr 2001. Für ihre Tätigkeit als Chefin der Novum, einer Exportfirma im damals kommunistischen Ostberlin, soll Steindling 1993 ein Salär von drei Millionen Schilling netto (rund 220.000 Euro) erhalten haben. Zwischen 1990 und 1992 erhielt sie rund 20 Millionen Schilling (ausgezahlt in Schweizer Franken) (rund 1,4 Mio. Euro).
Austritt aus der Partei
Überzeugte Kommunistin war Steindling zu diesem Zeitpunkt schon lange nicht mehr. Sie trat in den 60er Jahren aus der KPÖ aus und widmete sich in ihrem Büro am noblen Wiener Kohlmarkt stattdessen höchst kapitalistischer Vermögensverwaltung. Obwohl nicht mehr Kommunistin, blieb Steindling doch die „Schlüsselfigur“ des Handels zwischen Österreich und der DDR.
Zumindest die Stasi maß Steindling einige Wichtigkeit bei: Jeder ihrer An- und Abflüge in Berlin wurde in ihrem Akt penibel notiert. Auch der österreichischen Staatspolizei war Steindling keine Unbekannte, zumindest persönlich. Die Unternehmerin soll auch den früheren Stapo-Chef Gustav Hochenbichler zu ihren Freunden gezählt haben.
Haftbefehl statt Sekt
Nach dem Ende der DDR-Ära war Steindling noch mit dem Wegschaffen ihres enormen Vermögens beschäftigt. Zu den Geldwäscheaktionen schwieg Steindling stets. Auch mehrere Haftbefehle änderten daran nichts. Die elegante Dame beharrte stets darauf, selbst keine Vermögenswerte zu besitzen. Die noble Villa im 19. Wiener Bezirk ließ sie schon 1994 auf ihre Tochter überschreiben, wie „profil“ recherchierte.
Heute lebt sie die Hälfte des Jahres in ihrer Wahlheimat Israel, wie der „Spiegel“ schreibt. Im Chanel-Kostüm und mit viel Schmuck behangen ist sie gern gesehenes Mitglied der israelischen High Society. Die Kommerzialrätin wohnt dann in einer Hotelsuite an der Strandpromenade von Tel Aviv und widmet sich wohltätigen Zwecken. Unter anderem machte sie mit großzügigen Spenden an die Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem Schlagzeilen.
„Die Fini ist für Israel so etwas wie ein wandelnder Bankautomat“, habe es aus diplomatischen Kreisen in Tel Aviv geheißen, schreibt der „Spiegel“. „Es gibt von ihr zu jeder Zeit Geld, außer das Tageslimit ist einmal erschöpft.“ Und immer noch liebe sie es, sich mit einflussreichen und wichtigen Personen zu umgeben. Statt DDR-Prominenz gehen heute hochrangige israelische Politiker bei ihr ein und aus.
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