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Schwere Vorwürfe gegen US-Ölkonzern

Der Ölunfall vor der Küste Brasiliens hat nun weitere Konsequenzen für den US-Ölkonzern Chevron. Nachdem die brasilianische Regierung den Konzern bereits Anfang der Woche zu einer Millionenstrafe verpflichtet hat, haben die Behörden Chevron nun auch die Bohrlizenz entzogen.

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Das Verbot jeder weiteren Ölförderung im Land gelte so lange, bis die Ursachen des Unglücks vom 7. November vollständig geklärt und die Verantwortlichen gefunden seien, teilte die Nationale Erdölagentur ANP am Mittwoch in Rio de Janeiro mit.

Verschleierte Chevron die Wahrheit?

Die Entscheidung beruhe auf Analysen und technischen Beobachtungen, „die auf Seiten des Konzessionärs (Chevron) Fahrlässigkeit bei der Ermittlung fundamentaler Daten für die Bohrungen“ zeigten. Brasiliens Regierung wirft Chevron vor, Informationen über das Ausmaß des Öllecks vorenthalten und nicht schnell genug mit der Beseitigung des Ölteppichs begonnen zu haben.

Chevron hatte für den Vorgang die volle Verantwortung übernommen. Ursache des Ölunfalls sind möglicherweise Fehler bei der Druckberechnung für eine Bohrung. Der Präsident von Chevron Brasil, George Buck, sagte am Mittwoch bei einer Anhörung im Parlament in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia: „Ich bitte das brasilianische Volk und die brasilianische Regierung aufrichtig um Entschuldigung.“ Er hoffe, dass Chevron weiter Partner des Landes bleiben könne.

Weitere Bußgelder drohen

Chevron war bereits am Montag mit einer ersten Strafe in Höhe von 50 Millionen Reais (20,5 Millionen Euro) belegt worden. Doch muss der Konzern mit weiteren Bußgeldern rechnen, die die Summe mehr als verdreifachen könnten.

Bei der Probebohrung im Frade-Feld war es am 7. November zu Problemen gekommen. Am Tag darauf wurde ein Ölteppich auf dem Meer entdeckt. Chevron schätzt, dass insgesamt 2.400 Barrel Öl (381.600 Liter) austraten. Andere Schätzungen liegen jedoch noch deutlich darüber. Inzwischen sei das Leck unter Kontrolle, hieß es.

Greenpeace: Ölforderung „nicht sicher“

Chevron ist für drei bis vier Prozent der gesamten Ölförderung Brasiliens verantwortlich. Im September produzierte der Konzern im Durchschnitt etwa 75 000 Barrel Öl pro Tag, was nur rund 3,5 Prozent der Gesamtmenge in Höhe von 2,1 Millionen Barrel entspricht.

Das Volumen soll aber bis 2020 auf über vier Millionen Barrel pro Tag verdoppelt werden. Damit steige auch das Risiko von Unfällen, warnte eine Greenpeace-Sprecherin. „Der Vorfall (im Frade-Feld) zeigt, dass Ölförderung auf hoher See nicht sicher ist, weder im Golf von Mexiko, noch in Brasilien.“

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