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Design und Luxus für knappe Budgets

Sie heißen Motel One, Meininger und Co. - immer mehr Budget-Hotels machen sich mit zartem Designeroutfit in den Zentren europäischer Städte breit. Einziehen in den Altbestand, etwa alte Büros, heißt für die Betreiber oft die Lösung, wenn sie für ihre Kundschaft zentrumsnahe Nächtigungsplätze schaffen wollen.

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Der Markt der Budget-Hotellerie ist nicht nur seit der Wirtschaftskrise in Bewegung gekommen. Städtereisen sind im Trend, nur Destinationen von München, Paris bis London haben meist ein Manko: Nächtigungen sind teuer. Billige Hotels, so man nicht die Absteige ums Bahnhofeck buchen will, waren oft Mangelware. Und die günstigen Simpel-&-sauber-Hotelketten waren meist am Stadtrand oder bei Autobahnen zu finden.

Motel One beim Wiener Westbahnhof

APA/Herbert Neubauer

Zentrumsnah und pragmatisch nächtigen: Die Low-Budget-Design-Hotels sprechen vor allem jüngere Zielgruppen an

Starke Auslastung

„Budget-Hotels haben teilweise eine Auslastung von bis zu 90 Prozent. Das sind Zahlen, die jedes Investorenherz höher schlagen lässt“, zitierte jüngst das „WirtschaftsBlatt“ die Branchenexpertin Ulrike Schüler vom Hotelbranche-Consulter PKF hotelexperts.

Insgesamt sind Investoren wieder besser gestimmt, Immoinvestments im Bereich der Hotellerie zu tätigen. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“) erinnerte zuletzt an den tiefen Absturz bei Hotelimmobilien im Schatten der weltweiten Finanzkrise. Hat man in Deutschland 2007 das Rekordvolumen von 2,3 Mrd. Euro, die Anleger in den Bereich Hotelimmobilien steckten, waren es 2009 nur noch magere 300 Mio. Euro. Heuer wurden in Deutschland laut „FAZ“ bereits 570 Mio. Euro in den Bereich der Hotelimmobilien investiert - was für Branchenbeobachter ein deutlicher Trend aufwärts ist.

Das Vertrauen in den Bereich Hotellerie scheint wieder zu steigen, zitierte die Zeitung Branchenbeobachter. Allerdings seien nach wie vor die Auswirkungen der Schuldenkrise und die allgemein unsicheren wirtschaftlichen Aussichten zu spüren.

Hotel Meininger in Salzburg

APA/Meininger Hotels

Ketten setzen vor allem auf einen klaren Wiedererkennungsfaktor

Neue Investments

Auch aus Österreich tauchen in den letzten zwei Monaten wieder verstärkt Meldungen über Hotelinvestments auf. So kooperiert Porr Solutions etwa mit der InterCity-Hotelgruppe in Mittel- und Osteuropa, die CA Immo ist mit derselben Gruppe wiederum auf dem deutschen Markt in neue Projekte involviert, etwa eines beim Berliner Hauptbahnhof.

Westbahnhof neu mit neuem Großhotel

Überhaupt bieten neue Bahnhofsprojekte oder -umbauten Chancen für die Hotelexpansion. In Wien steht die Eröffnung der lange diskutierten BahnhofCity Wien West ins Haus. Und einen Teil der neuen Riegelbebauung hat sich die Münchner Motel-One-Gruppe gesichert, die nun in Wien in einem Joint Venture mit der Verkehrsbüro-Group eines ihrer größten Häuser mit 428 Betten eröffnet.

Mit einer preisgünstigen, ansehnlichen, zugleich aber auch zentrums- wie bahnhofsnahen Lage möchte die Motel One Group, wie sie selber sagt, eine „neue, preisbewusste Klientel“ ansprechen.

Ergänzung fürs Portfolio

Das Verkehrsbüro definiert die Kooperation mit der Low-Budget-Design-Gruppe wiederum als „ideale Portfolioergänzung“, sei man doch mit den eigenen Austria Trend Hotels im Viersternebereich unterwegs. Kannibalisierung der eigenen Kundschaft wird offenbar nicht gefürchtet.

Dass die Budget-Hotels einen Riesenschritt nach vorne gemacht hätten, wurde auch auf der letzten Expo-Real-Branchenmesse in München konstatiert. Die Budget-Hotels „haben sich in einem Segment positioniert, das viele Schichten anspricht“, bekennt auch der Managing Director von EMEA Hyatt International, Gebhard Rainer, gegenüber dem „WirtschaftsBlatt“.

Eingang zum Hotel Daniel in Wien

picturedesk.com/Foltin Jindrich

Ehemalige Bürogebäude werden zum Hotel: Anbieter müssen bei der Standortsuche kreativ sein, wenn sie zentrumsnahe Nächtigungsplätze anbieten wollen

Die zentrale Lage hat sich auch der Anbieter Meininger, mittlerweile auch in Österreich aktiv, auf die Fahnen geschrieben. Wer Meininger buche, der schlafe immer zentral, so der Wahlspruch von Meininger-Chef Sascha Gechter.

Mittlerweile versuchen Budget-Hotel-Gruppen auch in ganz schwierigen Märkten Fuß zu fassen. Motel One etwa expandiert auch in die Hochpreisübernachtungsstadt London.

Kreative Standortsuche

Dass man bei der Standortwahl kreativ sein muss, das beschreiben auch Branchenexperten. Wer zentrumsnahe Lagen will, der kann nicht immer neu bauen. Die Adaption und Umwidmung ehemaliger Büroflächen etwa öffnet oft die Tür für eine zentrumsnahe Hotellage. „Nur wenn man bereit ist, in Bestandsobjekte zu gehen, kommt man in gute Lagen“, so Meininger-Chef Gechter.

In Wien haben zuletzt die Weitzer Hotels Graz vorgezeigt, wie man für eine junge urbane Schicht ehemalige Büroflächen adaptiert: Für den Wiener Ableger des bei Jungen beliebten Grazer Hotels Daniel ist man beim Landstraßer Gürtel mit dem ehemaligen Bürogebäude von Hoffmann-La Roche, erbaut in den frühen 1960er Jahren von Georg Lippert, fündig geworden. Mit Schlagworten wie „Smart Luxury“ und „urban stay“ richtet man sich an eine trend- wie preisbewusste Zielgruppe, von der man annimmt, dass sie in späteren Jahren vielleicht auch ein kräftiger gefülltes Portemonnaie haben wird.

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