Kurzschluss im System ausgelöst
Ein vergessener Staubsauger war die Ursache für einen Brand im schwedischen Atomkraftwerk Ringhals im vergangenen Frühjahr. Das ist das Ergebnis der am Montag veröffentlichten Untersuchung zu dem Zwischenfall im Block 2, der zu einer Abschaltung des AKWs und zu einem längeren Stopp geführt hatte.
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Die Eigentümer des AKWs, der schwedische Staatskonzern Vattenfall und die deutsche E.ON, verloren deshalb laut Eigenangabe insgesamt 1,8 Milliarden Kronen (197 Mio. Euro). Der vergessene Staubsauger hatte im Zusammenhang mit einem Belastungstests des inneren Stromkreises in dem Reaktor zu einem Kurzschluss im System geführt und Feuer gefangen. Die Untersuchung des Zwischenfalls dauerte mehr als ein halbes Jahr.
Regierung regte sich über Stillstände auf
Derzeit stehen sämtliche vier Reaktoren in Ringhals aus verschiedenen Gründen still. Die in den vergangenen Jahren häufigen und langen Stopps in Ringhals sowie in den AKWs in Oskarshamn und Forsmark hatten in Schweden zuletzt für neue Diskussionen über die Atomkraft geführt. Schwedens Regierung hatte erst Ende September über zu häufige Stillstände in den insgesamt zehn heimischen Atomreaktoren geklagt. Sechs von ihnen standen zu diesem Zeitpunkt still.
Die Anlagen in Oskarshamn sowie in den Kraftwerken Ringhals und Forsmark stehen für etwa die Hälfte der schwedischen Stromproduktion.
Oskarshamm: Brand vor wenigen Wochen
Im Oskarshamn war erst Ende Oktober ein Brand in einer Turbinenhalle ausgebrochen. Der betroffene Reaktor 2 wurde nach dem Brandalarm sofort heruntergefahren. Kraftwerkssprecher Anders Österberg gab an, die Betriebsfeuerwehr habe den Brand mit „normalen Handfeuerlöschern“ schnell unter Kontrolle bringen können. Als Ursache vermute man ein Ölleck in einem Turbinenlager.
Der Reaktor war zuvor nach einem Routinestopp für Wartung und Instandsetzung wieder angefahren worden. Das Kraftwerk an der Ostseeküste mit drei zwischen 1972 und 1985 in Betrieb genommenen Siedewasserreaktoren und einer Gesamtleistung von 1.450 Megawatt wird ebenfalls vom E.ON-Konzern mitbetrieben - gemeinsam mit dem finnischen Partner Fortum.
Atomkatastrophe vor fünf Jahren knapp entgangen
Im Juli 2006 schrammte Schweden relativ knapp an einer Atomkatastrophe vorbei, als das Kühlsystem im AKW Forsmark wegen eines Kurzschlusses zum Erliegen kam. Nach heutigen Erkenntnissen war der Reaktor nur rund 20 Minuten vom Beginn einer Kernschmelze entfernt. Den Technikern gelang es jedoch rechtzeitig, zwei von vier zunächst ebenfalls ausgefallenen Dieselaggregaten manuell zu starten und so das Kühlsystem in Gang zu bekommen.
Auch damals wurden wie im Frühjahr dieses Jahres in allen AKW in Schweden zusätzliche Sicherheitstests durchgeführt. Vergangenes Jahr beschloss das Parlament in Stockholm mit knapper Mehrheit, den 1980 in einer Volksabstimmung beschlossenen Ausstieg aus der Atomkraft aufzuheben.
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