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Spaniens Wirtschaft in der Krise

Die Schuldenkrise macht Spanien schwer zu schaffen. Zuletzt stand das Land nicht mehr in der ersten Reihe der Problemländer, weil sich die Aufmerksamkeit der Märkte auf Italien und Griechenland richtete. Nach der Ablöse der Regierungschefs Silvio Berlusconi in Rom und Giorgos Papandreou in Athen geraten aber auch Spaniens Finanzen wieder verstärkt unter Druck.

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Die Arbeitslosigkeit auf Rekordhöhe ist Dreh- und Angelpunkt der Probleme des Landes. Mehr als jeder Fünfte hat keinen Job. Im Oktober waren 4,36 Millionen Menschen erwerbslos. In keinem anderen EU-Land ist die Arbeitslosenquote so hoch. Laut Prognose der EU-Kommission wird sie auch im kommenden Jahr über der 20-Prozent-Marke verharren. Manche Experten erwarten sogar einen Anstieg auf mehr als 21 Prozent.

Neue Regierung muss sparen

Die Regierung des scheidenden Ministerpräsidenten Jose Luis Rodriguez Zapatero hatte sich zuletzt darauf konzentriert, die Staatsschulden in den Griff zu bekommen. Sie setzte alles daran, die Neuverschuldung in diesem Jahr auf 6,0 Prozent (2010: 9,2 Prozent) des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu senken, wie Madrid es der EU zugesichert hatte. Damit wollte Spanien das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen. Die EU-Kommission und die große Mehrheit der Finanzexperten gehen jedoch davon aus, dass Madrid sein Ziel kaum erreichen wird.

Zapatero setzte im Vorjahr Einsparungen von zehn Milliarden Euro durch. Das kostete ihn seine Popularität und die politische Karriere. Sein Nachfolger wird nach Schätzungen von Experten mehr als dreimal so viel einsparen müssen, wenn er Spaniens Verpflichtung einhalten will, das Defizit 2012 auf 4,4 Prozent des BIP zu drücken.

Die Folgen der Immobilienblase

Spanien hat zwar weniger Staatsschulden als die meisten anderen EU-Staaten, die private Verschuldung ist allerdings enorm hoch. Diese ist eine Folge des Baubooms, der vor vier Jahren ein abruptes Ende genommen hatte. Die Banken hatten großzügig Wohnbaukredite an Familien und Baufirmen vergeben, rund 700.000 Wohnungen fanden jedoch keine Käufer.

Spanien hat nach dem Platzen der Immobilienblase - anders als Irland - keinen klaren Schnitt vollzogen und die „faulen Kredite“ in den Bilanzen der Banken nicht offengelegt. Die Geldinstitute befürchten, einen Teil ihrer Darlehen nicht zurückzubekommen. Sie zogen daraus die Konsequenz, bei der Kreditvergabe größte Zurückhaltung zu wahren. Das wiederum hat zur Folge, dass die Wirtschaft nicht wächst, weil das Geld für Investitionen fehlt.

„Wachstumsaussichten gedämpft“

„Die Rekordarbeitslosigkeit und der Umbau des Bankensektors dämpfen die mittelfristigen Wachstumsaussichten“, warnt die EU-Kommission. Nach Schätzung der Behörde legt Spaniens Wirtschaft im laufenden wie im kommenden Jahr um 0,7 Prozent zu. Im dritten Quartal stagnierte das Bruttoinlandsprodukt vor allem wegen der schwachen Binnennachfrage. Im Frühjahr hatte es noch ein Wachstum von 0,2 Prozent gegeben.

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