Hohe Abschreibungen bei Ostgeschäft
Die börsennotierte Erste Group hat am Freitag ihre vor zwei Wochen erstellte Verlustprognose bestätigt: Als Folge der „außerordentlichen Belastungen“ erwartet die Gruppe im Gesamtjahr 2011 700 bis 800 Millionen Euro Nettoverlust. Im dritten Quartal verbuchte die Bank einen Verlust von 1,49 Milliarden Euro.
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Nach neun Monaten lag der Nettoverlust bei 973 Millionen Euro. Die Risikokosten würden 2011 rund 2,3 Mrd. Euro erreichen. Der Chef der Erste Group, Andreas Treichl, schätzte den Kapitalbedarf der Erste Group auf bis zu 750 Millionen Euro, um die von der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) bis Juni 2012 neu vorgegebenen Zielquoten beim harten Kernkapital (neun Prozent) zu erfüllen.
Gesamtes CDS-Portfolio wird zurückgefahren
Treichl berichtete zudem, dass das Portfolio an Credit Default Swaps (CDS) von 5,2 Milliarden Euro per Ende September „bis gestern auf 0,3 Milliarden Euro abgebaut“ worden sei. Der Rest werde in den nächsten Tagen folgen. Laut Erste-Angaben wurden die Positionen auf dem Markt verkauft. Daraus erwuchsen keine zusätzlichen negativen Effekte auf die Ergebnisrechnung.
Zu den neuen Kapitalvorgaben nach den jüngsten EU-Gipfelbeschlüssen hielt Treichl fest: „Bei normalem Geschäftsverlauf sollte es möglich sein, den zusätzlichen Kapitalbedarf über die bis Juni 2012 erwirtschafteten und einbehaltenen Gewinne nahezu vollständig abzudecken.“ Die Großbanken brauchen bis Juni 2012 mindestens neun Prozent hartes Kernkapital.
Fehler in Ungarn
Zwei Märkte bereiteten der Erste Group Schwierigkeiten: Rumänien und Ungarn. „In Ungarn haben wir selbst Fehler gemacht“, so Treichl in einem Aktionärsbrief, „die durch von der Regierung veranlasste Gesetze noch verschärft wurden, die uns - im schlimmsten Fall - zur Abschreibung eines beträchtlichen Teils unseres Fremdwährungskreditbestandes zwingen könnten.“
Noch beunruhigender sei das Fehlen jeglichen Dialogs zwischen Regierung und Banken in Ungarn. „Wir haben daher eine strategische Überprüfung eingeleitet, die mit großer Wahrscheinlichkeit zu dem Ergebnis gelangen wird, dass sich unser Ungarn-Geschäft in Zukunft auf die Kreditvergabe in lokaler Währung konzentrieren wird, finanziert aus lokal verfügbarer Liquidität“, kündigte der Erste-Vorstand an. In Ungarn mussten im Herbst „einmalige“ Zusatzvorsorgen gebildet werden, darunter schon einmal 200 Millionen Euro zur Abdeckung von Fremdwährungskredit-„Konvertierungsverlusten“.
Schwierigkeiten in Rumänien
Die Rumänien-Tochter BCR habe man, wie nun offensichtlich geworden sei, „auf dem Marktgipfel“ erworben. „Als Konsequenz mussten wir den Firmenwert der BCR um 700 Millionen Euro abschreiben“, erläuterte Treichl. Obwohl die Kreditqualität hier ein Thema bleibe, sei man „weiterhin davon überzeugt, dass unser Rumänien-Geschäft letztlich erfolgreich sein wird“. Sowohl für Ungarn als auch für Rumänien muss die Erste Group Kapital nachschießen.
In der Erste Bank Österreich sowie in der Ceska Sporitelna und der Slovenska Sporitelna seien Betriebsergebnis und Nettogewinn gestiegen. Die Bilanzsumme stieg seit Jahresanfang um fünf Prozent auf 216,1 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis ging bis Ende September um 8,8 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zurück. Die Kapitalkennzahlen waren per Ende September schwächer: Das Eigenkapital der Erste Group belief sich auf 11,9 Milliarden Euro nach 13,1 Milliarden Euro Ende Dezember 2010.
Bonus an Vorstand gekürzt
Weil durch die Neuverbuchung (und Abwertung) der CDS die Gewinnzahlen im Nachhinein niedriger anzusetzen waren, zahlte der Vorstand nun einen Teil der Bonuszahlungen für 2010 zurück. Dabei ging es um rund 35 Prozent der für das Vorjahr ausbezahlten variablen Managergagen in der Gesamthöhe von 5,59 Millionen Euro.
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