„Haben Kontrolle verloren“
Das Problem von Weltraummüll hat seinen kritischen Punkt erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Nationalen Forschungsrats in den USA. Der Schrott im All würde exponentiell anwachsen und sei mittlerweile eine ernsthafte Gefahr für Satelliten und die Internationale Raumstation ISS.
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„Die Situation ist kritisch“, so Donald Kessler, ein ehemaliger Forscher bei der NASA und Vorstand des Komitees für die Studie. Die Kollision von einzelnen Schrottteilen würde noch mehr Müll erzeugen. „Wir haben die Kontrolle darüber verloren“, so Kessler bei der Vorstellung des Berichts Anfang September. Tatsächlich mussten Astronauten auf der ISS die Station schon mehrere Male - zuletzt im Juni - Richtung russische „Sojus“-Transportkapsel verlassen, weil Weltraummüll gefährlich nahe gekommen war.
Zwei folgenschwere Vorfälle
Kessler gilt als führender Experte auf dem Gebiet und fordert insbesondere internationale Vereinbarungen, um den Müll zu verhindern, und Lösungsstrategien, ihn einzufangen.
Er macht die Entwicklung auch an zwei folgenschweren Vorfällen fest: 2007 testete China eine neue Waffe und schoss einen alten Wettersatelliten ab. Dieser zerfiel in rund 150.000 Teile, die alle größer als ein Zentimeter sind. 2009 kollidierten zwei Satelliten und zerschellten in unzählbare Teile. Diese beiden Ereignisse alleine hätten die Zahl von Weltraumschrott im Orbit der Erde verdoppelt, so Kessler.
Experten schätzen, dass insgesamt rund eine halbe Million Objekte, die größer als ein Zentimeter sind, durchs All fliegen, bei den zwischen einen Millimeter und einen Zentimeter großen sind es Millionen. Und 22.000 Wrackteile und anderer Müll sind sogar groß genug, dass man sie von der Erde aus verfolgen kann.
Enorme Zerstörungskraft
Doch auch ganz kleine Teile können verheerende Folgen auslösen: Die durchschnittliche Geschwindigkeit beim Einschlag sind zehn Kilometer pro Sekunde, so Kessler gegenüber dem britischen „Guardian“. Schon bei zwei Kilometer pro Sekunde entspricht die Energie des Zusammenstoßes der TNT-Sprengkraft des Gewichts des Partikels, illustriert der Forscher die zerstörerische Wirkung.
Wissenschaftler arbeiten bereits an mehreren Möglichkeiten, wie man dem Problem Herr wird. So verweist Kessler auf die Möglichkeit, mit einer Art Riesenmagnet den Schrott einzusammeln. Die japanische Raumfahrtbehörde versucht dem Müll in alter Fischfangtradition beizukommen: mit einem riesigen Weltraumnetz - mehr dazu in science.ORF.at. NASA-Forscher verfolgen wiederum einen ganz anderen Ansatz zur Entsorgung des Weltraumschrotts: Mit einem Laser sollten die Umlaufbahnen der Teile verändert werden - mehr dazu in science.ORF.at.
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