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Nuklearwaffen und AKWs

Die internationale Aufmerksamkeit für Pakistan hängt neben dem Kampf gegen den Terror auch eng mit seinen Atomaktivitäten zusammen. Die pakistanische Armee spielt dabei eine Doppelrolle: Einerseits setzt sie auf Nuklearwaffen zur Abschreckung, andererseits sieht sie sich auch als Hüter der Atomanlagen des Landes.

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Seit 1998 besitzt Pakistan nachweislich Atomwaffen, die Zahl der Atomsprengköpfe wird aktuell auf mehr als hundert geschätzt. Vor allem die schlechten Sicherheitsstandards geben Grund zur Sorge, dass das pakistanische Waffenarsenal in die Hände von Terroristen fallen könnte. Zudem ist Pakistan nicht Mitglied des Atomwaffensperrvertrages, der das Verbot der Verbreitung und die Verpflichtung zur Abrüstung von Kernwaffen sowie die friedliche Nutzung der Kernenergie zum Gegenstand hat.

Erst im April testete das pakistanische Militär erfolgreich eine atomwaffentaugliche Kurzstreckenrakete. Wie ein Armeesprecher mitteilte, kann die Boden-Boden-Rakete vom Typ Hatf IX (NASR) konventionelle und nukleare Sprengköpfe über eine Distanz von 60 Kilometern mit großer Genauigkeit ans Ziel transportieren. Im Februar wurde ein atomwaffentauglicher Marschflugkörper vom Typ Hatf VII Babur mit einer Reichweite von 600 Kilometern erfolgreich erprobt.

Bombe zum „Schutz“ des Landes

Der Vater des pakistanischen Atomprogramms, Abdul Qadeer Khan, sieht die Atombombe als Schutz seines Landes vor ausländischen Interventionen. „Länder, die keine Atomwaffen hatten, sind Opfer von Angriffen, Besetzungen oder gar territorialen Veränderungen geworden“, sagte der Atomwissenschaftler dem US-Nachrichtenmagazin „Newsweek“. „Wären der Irak und Libyen Atommächte gewesen, wären sie nicht zerstört worden, wie es jüngst geschehen ist.“ Der Besitz der Atombombe habe insbesondere den Ausbruch eines Krieges mit dem Rivalen Indien verhindert, sagte Khan, der dem Nachbarland vorwarf, selbst ein „massives“ Atomprogramm zu verfolgen.

Kritik an Sicherheit der AKWs

Neben dem massiven Ausbau des Atomwaffenarsenals forciert Pakistan auch die friedliche Nutzung der Kernenergie. Auch hier gilt die Armee als Schutz vor Anschlägen durch Terroristen. Zuletzt hatte das Land Mitte Mai ein mit chinesischer Hilfe gebautes Atomkraftwerk in Betrieb genommen.

Das AKW Chashma-2 liegt 280 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Islamabad und hat eine Leistung von 330 Megawatt. Führende Physiker des Landes kritisieren die Atomkraftwerke Pakistans als unsicher und leistungsschwach. Es sei eine reine Frage des Egos für die Behörde, dass die Reaktoren im Einsatz seien. „Sie sind nichts als Spielzeug für große Buben“, so der Physiker Abdul Hameed Nayyar gegenüber dem britischen „Guardian“.

Chashma-2 ist das dritte AKW der südasiatischen Atommacht. Ein 137-Megawatt-Kraftwerk steht nahe der südpakistanischen Hafenstadt Karachi und ist seit 1972 in Betrieb. Obwohl es die Lebensspanne von 30 Jahren längst überschritten hat, soll es auch nach 2012 für weitere zehn Jahre mit Hilfe von notdürftigen Reparaturen und Ausbesserungen in Betrieb gehalten werden.

Weitere Anlagen geplant

Eine 325-Megawatt-Anlage - Chashma-1 - liegt wie der neue Meiler in Chashma. Chashma liegt in einer seismisch aktiven Zone, direkt an den Ufern des Indus, der Lebensader Pakistans und einer der Hauptquellen für Frischwasser für landwirtschaftliche Bewässerung und Trinkwasser für Millionen Haushalte. Auch in den kommenden Jahren will Pakistan sein Atomprogramm ausbauen. Zwei weitere Atomkraftwerke sollen mit Unterstützung Chinas gebaut werden.

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