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Autohersteller vorsichtig optimistisch

Nach zwei goldenen Jahren für die Autobranche ist nun wieder ein altes Schreckgespenst zurückkehrt, wie Mitte September auf der Automesse IAA zu spüren gewesen ist: die Krise. Nur sind sich die Autokonzerne nicht sicher, ob es überhaupt eine Krise gibt. Während General Motors vor Überkapazitäten warnt, gibt man sich in Europa besonders optimistisch.

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Die IAA geizte heuer nicht mit Highlights, gleich eine ganze Reihe neuer Modelle werden präsentiert. Aber in den allgemeinen Jubel mischten sich auch warnende Stimmen. Dass sie ausgerechnet aus den USA kamen, verwundert nicht. Denn dort steckt den Autoherstellern die letzte Wirtschaftskrise noch in den Knochen.

Europa auf Abschwung nicht vorbereitet

Besonders pessimistisch gab sich der US-Autokonzern General Motors (GM). Man gehe davon aus, dass in Europa in den nächsten Jahren weitere Autofabriken geschlossen werden müssen, sagte GM-Europe-Chef Nick Reilly vor Journalisten . „Auf dem Volumenmarkt in Europa gibt es aus meiner Sicht Überkapazitäten von 15 bis 20 Prozent.“

Anders als in Amerika, wo Autoriesen wie GM und Chrysler vom Staat gerettet werden mussten, hätten die Unternehmen in Europa bisher in einem deutlich geringeren Ausmaß Kapazitäten reduziert und Kosten gesenkt. „Wenn es zu einem Abschwung kommt, werden die Überkapazitäten ein Problem werden, und der Druck auf die Preise wird zunehmen.“

Deutsche Hersteller optimistisch

Doch unter den deutschen Autoherstellern will man von Konjunktursorgen nichts wissen. BMW rechnet zum Beispiel für 2012 sogar mit einem weiteren Absatzwachstum. „Wir sind vorsichtig optimistisch“, sagte Vertriebschef Ian Robertson. Mit Blick auf die Schuldenkrise in Europa und den USA fügte er hinzu, es könne in Teilen der Welt zu Problemen kommen, aber „es gibt auch Chancen“, etwa auf aufstrebenden Märkten wie Brasilien, Russland, Indien, Südkorea und der Türkei.

Die VW-Tochter Audi, für die China bereits heute der wichtigste Markt ist, schraubte sogar ihre Absatzprognose nach oben. „Wahrscheinlich werden wir 1,3 Mio. Einheiten reißen in diesem Jahr“, sagte Firmenchef Rupert Stadler. Auch 2012 werde Audi weiter wachsen. Ähnlich die Stimmung bei VW. „Wir werden weiter in den Ausbau unserer Kapazitäten investieren“, sagte VW-Finanzchef Dieter Pötsch. „Die Entwicklung in China und Südamerika ist weiter sehr stark. Wir werden zwar vermutlich eine deutlich Abkühlung in Südeuropa sehen. Trotzdem gibt es keine Anzeichen für eine Rezession.“

Peugeot erwartet schwierige Zeiten

Anders die Situation in Frankreich: Der größte französische Autohersteller Peugeot Citroen tritt wegen der trüben Wirtschaftsaussichten auf die Kostenbremse. Angesichts der Überkapazitäten müssten die Kosten schneller gesenkt werden, sagte Konzernchef Philippe Varin. Vor zwei Jahren sei Peugeot noch von einer Erholung des europäischen Marktes im Jahr 2011 ausgegangen. Die Erholung sei aber bisher ausgeblieben, so Varin. Nun müsse sich der Konzern auf schwierige Zeiten vorbereiten.

Die Eintrübung der Weltwirtschaft und die Krise auf den Finanzmärkten schrecken auch den Autozulieferer ZF Friedrichshafen nicht. „Trotz der schwächer werdenden Konjunktur verbuchen wir steigende Auftragseingänge“, sagte ZF-Vorstandschef Hans-Georg Härter. Angesichts der dynamischen Geschäftsentwicklung und des Nachfragebooms bei Automatikgetrieben werde der Umsatz bis zum Jahresende voraussichtlich auf rund 15 von 12,9 Milliarden Euro im Jahr 2010 steigen.

Staatliche Hilfe wird es kaum geben

Während sich die Autohersteller uneinig darüber sind, ob und wann eine Krise droht, rechnen viele Experten spätestens für Anfang 2012 mit Gegenwind, wenn die momentan hohen Auftragsbestände abgearbeitet sind. Die westlichen Pkw-Märkte sind gesättigt, zudem halten viele Menschen in Krisenzeiten ihr Geld zusammen und machen einen großen Bogen um die Autohäuser. In China steigt der Absatz zwar weiter, Wachstumsraten von über 30 Prozent gehören aber der Vergangenheit an.

Aber ob nun eine Krise droht oder nicht - eines ist diesmal klar: Wegen der hohen Verschuldung dürfte diesmal kaum ein Staat in der Lage sein, der Branche wie vor zwei Jahren mit Notkrediten oder milliardenschweren Hilfsprogrammen wie der Verschrottungsprämie unter die Arme zu greifen.

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