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Suzuki dreht den Spieß um

Zwischen dem deutschen Autokonzern VW und seinem japanischen Partner Suzuki ist ein offener Machtkampf ausgebrochen. VW hatte den Japanern am Wochenende vorgeworfen, gegen das bestehende Abkommen verstoßen zu haben, und ihnen ein Ultimatum gesetzt. Suzuki bestritt am Montag die Vorwürfe und betonte, man habe sich in der Partnerschaft korrekt verhalten.

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„Wir können versichern, dass wir keinen Vertragsbruch begangen haben“, sagte Suzuki-Sprecher Hideki Taguchi am Montag. Volkswagen hatte behauptet, dass Suzuki unzulässigerweise Dieselmotoren von einem anderen Hersteller bezogen habe. Der deutsche Konzern setzte seinem Partner „eine mehrwöchige Frist“, „diesen Sachverhalt zu korrigieren“.

Vorstandsvorsitzender von VW Martin Winterkorn und Suzuki-Chef Osamu Suzuki

Reuters/Issei Kato

Das Lachen dürfte Osamu Suzuki und Martin Winterkorn mittlerweile vergangen sein

Suzuki versucht nun offenbar den Spieß umzudrehen: Einem Zeitungsbericht zufolge werde der japanische Konzern VW die Auflösung der Partnerschaft anbieten. Das sei das Ergebnis einer außerordentlichen Sitzung des Suzuki-Verwaltungsrats, berichtete die japanische Zeitung „Nikkei“ am Montag. Eine offizielle Mitteilung sei noch für Montag geplant. Ein Suzuki-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab. Ein VW-Sprecher betonte dagegen am Montag, der deutsche Konzern halte an dem Anteil an Suzuki fest und sei weiterhin an der Kooperation interessiert.

VW gegen Fiat-Motoren

Konkret geht es offenbar um einen bereits seit 2006 bestehenden Vertrag, wonach Fiat Dieselmotoren für den SX4 Crossover von Suzuki liefert. Laut Analysten ist der Motor bereits in die Autos eingeplant - ein Wechsel des Lieferanten würde erhebliche Zusatzkosten für Suzuki bedeuten. „Es wird einige Arbeit am Redesign benötigen, um VW-Motoren in ihre Modelle einbauen zu können“, zitierte die britische BBC den Analysten Christopher Richter von der Investmentgruppe CLSA Asia-Pacific Markets.

20 Prozent an Suzuki

„Volkswagen sieht diesen Schritt als bedauerlich, aber notwendig an und hat Suzuki in diesem Zusammenhang Gespräche angeboten“, hatte es in der VW-Mitteilung geheißen. Zugleich betonte VW, man bewerte Suzuki weiterhin als attraktives Investment. Die Deutschen halten seit Dezember 2009 knapp 20 Prozent an den Japanern. Suzuki erwarb im Zuge der wechselseitigen Beteiligung auch VW-Aktien. VW erhofft sich von der Partnerschaft eine Stärkung seiner Präsenz auf dem Zukunftsmarkt Indien, wo Suzuki stark vertreten ist. Die Wolfsburger hatten im Juli jedoch verkündet, die Allianz mit dem japanischen Kleinwagen- und Motorradspezialisten stehe auf dem Prüfstand. Die Bewertung der Partnerschaft sei noch nicht endgültig abgeschlossen, hieß es in der Mitteilung vom Sonntag.

„Absolute Funkstille“

Suzuki hatte die VW-Kooperation zuletzt infrage gestellt und sich über zu große Einflussnahme der Deutschen beschwert. Davor hatte Europas größter Autobauer wiederholt kritisiert, die 2009 eingegangene Partnerschaft entwickle sich nicht wie erhofft. Anfang September hatte das Branchenblatt „Automotive News“ berichtet, zwischen den beiden Autoherstellern herrsche absolute Funkstille. „Volkswagen spricht nicht mehr mit uns“, zitierte das Magazin Suzuki-Chef Osamu Suzuki. Und weiter: „Wir haben nicht vor, mit ihnen zu sprechen.“

Suzuki als Tochter von VW?

Grund für die Differenzen sei offenbar ein VW-Unternehmensbericht, in dem Suzuki als eine Art Tochterunternehmen geführt wurde. Dabei sei der falsche Eindruck erweckt worden, die Wolfsburger könnten Einfluss auf Unternehmensentscheidungen bei den Japanern nehmen. Zuvor hatten Medien berichtet, die Japaner befürchteten, dass Volkswagen seinen Einfluss auf Suzuki ausweiten wolle.

Der bei VW für die internationale Zusammenarbeit zuständige Manager Hans Demant hatte im Juli in der „Automobilwoche“ gesagt, VW und Suzuki seien eigenständige Unternehmen mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen. „Die Zusammenarbeit muss daher mit Bedacht entwickelt werden. Dies dauert leider etwas länger als ursprünglich erwartet.“

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