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Rebellen wollen Megrahi nicht ausliefern

Der wegen des Lockerbie-Anschlags verurteilte und später freigelassene Libyer Abdelbaset al-Megrahi liegt nach Angaben des US-Fernsehsenders CNN im Koma und ist dem Tode nah. Er werde von seiner Familie in einer Villa der libyschen Hauptstadt Tripolis gepflegt, berichtete der Sender am Sonntag.

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US-Politiker hatten den Nationalen Übergangsrat der libyschen Rebellen in der vergangenen Woche aufgefordert, Megrahi festnehmen zu lassen und auszuliefern. Zwischen Libyen und den USA besteht allerdings kein Auslieferungsabkommen. „Wir werden keinen libyschen Bürger dem Westen übergeben“, reagierte zudem der für Justiz zuständige Mohammed al-Alagi in Tripolis. Megrahi sei bereits einmal vor Gericht gestanden und werde sich nicht noch einmal verantworten müssen.

Wie ein Held empfangen

Die britische Zeitung „The Times“ hatte am Freitag berichtet, Megrahi sei nicht mehr erreicht worden, seit die Kämpfe in Libyen zwischen den Rebellen und dem Gaddafi-Regime die Hauptstadt Tripolis erreicht hatten. Er muss laut Bewährungsauflagen regelmäßig Kontakt zu den schottischen Behörden halten. Schottland begnadigte ihn 2009 und entließ den verurteilten Lockerbie-Attentäter mit der Begründung, er leide unheilbar an Prostatakrebs. Er wurde in Libyen damals wie ein Held empfangen.

Jenen schottischen Behörden, die die Erfüllung der Auflagen kontrollieren, sei es am Wochenende gelungen, wieder Kontakt zu Megrahis Familie aufzunehmen, betonte die schottische Regierung in einem Statement am Montag. Die Behörden gehen nach eigenen Angaben davon aus, dass Megrahi in seinem Haus in Tripolis bleibt. „Im Laufe des Wochenendes wurde ein Kontakt mit der Familie von Herrn Megrahi hergestellt. Es gab keinen Hinweis auf einen Verstoß gegen die Bewährungsauflagen, und sein medizinischer Zustand entspricht dem eines Menschen, der an Prostatakrebs im Endstadium leidet“, so die schottische Regierung weiter.

270 Tote bei Attentat

Bei dem Attentat auf eine Maschine der US-Fluggesellschaft PanAm über dem schottischen Lockerbie waren 1988 insgesamt 270 Menschen gestorben - darunter viele Amerikaner. Megrahi ist der Einzige, der jemals dafür zur Rechenschaft gezogen wurde. Die konservativ-liberaldemokratische Regierung von Premierminister David Cameron hält die Freilassung - noch unter der Labour-Regierung von Gordon Brown bewerkstelligt - für einen Fehler. Forderungen nach einer erneuten Inhaftierung Megrahis kamen auch aus den USA.

Ob die Ansage Alagis, man übergebe keinen libyschen Bürger an den Westen, auch für Angehörige des Gaddafi-Clans gilt, blieb offen. Der untergetauchte Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi und sein Sohn Saif al-Islam werden per Haftbefehl wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag gesucht.

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