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„Tag ist gekommen“

Überraschend hat Apple-Chef Steve Jobs Mittwochabend (Ortszeit) seinen Rücktritt erklärt. Als Grund für seinen Rückzug von der Firmenspitze nannte er lediglich, dass er seine Aufgabe nicht mehr erfüllen könne. In der Apple-Community löste die Nachricht die Sorge aus, dass der Gesundheitszustand des 56-jährigen Unternehmensgründers und Produktvisionärs weitaus schlechter sein könnte als zuletzt angenommen.

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Jobs bleibt dem iPad-Hersteller aber als Chairman erhalten. Neuer Apple-Chef wird Tim Cook, der bisher das operative Geschäft geleitet hat und schon seit längerem als Jobs’ Thronfolger galt.

„Ich habe immer gesagt, sollte jemals der Tag kommen, an dem ich nicht mehr länger meinen Verpflichtungen als Chef von Apple nachkommen und die Erwartungen erfüllen kann, werde ich der Erste sein, der es Euch sagt. Leider ist dieser Tag gekommen“, schrieb Jobs in seiner Rücktrittserklärung, die in einigen Passagen wie ein Abschiedsbrief klang. „Ich habe einige meiner besten Freunde bei Apple gefunden, und ich danke Euch allen für die vielen Jahre, in denen ich zusammen mit Euch arbeiten durfte.“ Jobs zeigte sich zugleich zuversichtlich, dass Apple „seine hellsten und innovativsten Tage noch vor sich“ habe.

Seit Jänner freigestellt

Wegen seiner langjährigen Krankheit war Jobs bereits seit Jänner freigestellt. Er unterbrach seine Auszeit im März, um die jüngste Version des iPad zu präsentieren und später an einem Dinner von US-Präsident Barack Obama für Unternehmensführer aus der Technologiebranche teilzunehmen. Jobs’ hagere Erscheinung hatte in der Vergangenheit wiederholt Spekulationen über seinen Gesundheitszustand ausgelöst. Jobs wurde bereits einmal wegen Bauchspeicheldrüsenkrebs behandelt. Über seinen genauen Gesundheitszustand ließ er aber auch enge Mitarbeiter bis zuletzt im Ungewissen.

Wie krank ist Jobs wirklich?

Ein Vertrauter Jobs’ versicherte am Mittwoch, dass der Rücktritt nicht als Hinweis auf eine plötzliche Verschlechterung seines Gesundheitszustands zu deuten sei. Jobs habe den Mittwoch in der Apple-Zentrale verbracht und an einer regulären Sitzung des Verwaltungsrates teilgenommen, sagte er gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. In den vergangenen Wochen aber sei er an sein Haus gebunden gewesen und er fühle sich schwach.

Dagegen zeigte sich ein Silicon-Valley-Firmenchef besorgt über den Gesundheitszustand des 56-Jährigen. Die Wortwahl im Rücktrittsschreiben lasse vermuten, „dass es um seine Gesundheit schlechter steht als bisher bekannt“, sagte er Reuters. „Niemand glaubt, dass Steve einfach zurücktritt, weil er nicht mehr Apple-Chef sein will. Da kommt wohl noch etwas auf uns zu.“

Aktie bricht ein

Wie bei keinem zweiten Unternehmen wird der Erfolg von Apple mit der Person des CEO in Verbindung gebracht: Jobs gilt als das Hirn hinter Lifestyle-Produkten wie iPod, iPhone und iPad. Entsprechend verunsichert reagierten die Anleger auf die Nachricht von Jobs’ Rücktritt: Im nachbörslichen Handel brach der Aktienkurs von Apple um sieben Prozent ein. „Apple ist Steve Jobs, und ohne Steve Jobs ist Apple nicht mehr Apple“, sagte ein Händler. „Für viele Anleger heißt das, sie trennen sich von den Aktien.“

Analysten äußerten aber die Erwartung, dass der Konzern auch ohne Jobs an der Firmenspitze auf der Erfolgsspur bleiben dürfte. „Keine Panik, Ruhe bewahren: Es ist genau die richtige Entscheidung“, sagte etwa Analyst Colin Gillis. „Steve Jobs wird Chairman, und Cook ist CEO.“ Das spreche für Kontinuität.

Zusätzlich zu dem Chefsessel im Apple-Verwaltungsrat solle Jobs auch seinen Posten im Kontrollgremium des Unterhaltungsriesen Disney behalten, berichtete Bloomberg weiter. Jobs ist größter Einzelaktionär von Disney, seit der Konzern das Animationsstudio Pixar kaufte.

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