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Besuch soll helfen, Verlust zu verarbeiten

Zu Beginn der dreitägige Trauerfeiern in Norwegen für die Opfer der Attentate vom 22. Juli hatten die Familien der Opfer am Freitag die Möglichkeit, die Insel Utöya zu besuchen, um dort der Toten zu gedenken. 69 Menschen wurden vor vier Wochen auf Utöya vom rechtsradikalen Attentäter Anders Behring Breivik erschossen.

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Die Angehörigen sollen über die Insel gehen und ein Gefühl für den Ort bekommen, wo ihre Liebsten starben, sagte ein Sprecher des norwegischen Zivilschutzes am Freitag. Von den 69 betroffenen Familien wollten 50 den Ort des Massakers besuchen.

Polizei beantwortet Fragen der Angehörigen

Der Besuch der Angehörigen wurde vom norwegischen Zivilschutz organisiert. Die Trauernden wurden auf einer Fähre und mit einem Militärschiff auf die Insel gebracht. Mediziner, Psychologen, Pastoren, Imame und freiwillige Helfer vom Roten Kreuz standen den Familien zur Seite. Polizisten sollten zeigen, wo auf der Insel die Toten gefunden wurden und Fragen der Angehörigen beantworten.

Angehörige der Opfer auf dem Weg zur Trauerfeier auf Utöya

Reuters/Fabrizio Bensch

Zu Mittag trafen die ersten Angehörigen auf der Insel ein

Der Besuch soll den Familien helfen, den Verlust besser zu verarbeiten. „Ich glaube, dass der Besuch (den Trauernden) viel bedeutet. Sie können sehen, wo ihre Angehörigen ihre letzten Tage verbracht haben und wo sie gefunden wurden“, sagte Gesundheitsministerin Anne-Grete Ström-Erichsen dem Fernsehsender NRK. Seit dem Attentat haben die Behörden die 0,12 Quadratkilometer große Insel von Hunderten Patronenhülsen gesäubert und die Spuren des Blutbads beseitigt.

Die meisten Opfer auf Utöya waren Jugendliche im Alter zwischen 14 und 19 Jahren. Sie hatten an dem Sommerlager der norwegischen Jungsozialisten auf der Insel teilgenommen.

Breivik nennt Isolierung „sadistische Folter“

Der 32-jährige Breivik hatte gestanden, am 22. Juli im Osloer Regierungsviertel eine Bombe gezündet und anschließend das Massaker auf Utöya begangen zu haben. Bei beiden Anschlägen kamen insgesamt 77 Menschen ums Leben. Ein Gericht in Oslo entschied am Freitag, dass Breivik noch bis zum 19. September in Isolationshaft bleiben muss.

Richter Hugo Abelseth begründete dies mit der Gefahr, dass über eine Kommunikation Breiviks mit der Außenwelt Beweise verschwinden könnten. Der Angeklagte hatte ein Ende der Isolationshaft beantragt. Bei der Anhörung am Freitag sagte er, die völlige Abschottung sei eine „sadistische Foltermethode“. Es war seine zweite Anhörung seit seiner Festnahme.

Kein Beweis für mögliche Komplizen

Breivik gab als Tatmotiv Hass auf den Islam sowie auf die in Norwegen regierenden Sozialdemokraten an. Seine Tat plante er nach eigenen Angaben neun Jahre lang. Breivik wird vermutlich erst im kommenden Jahr vor ein norwegisches Gericht kommen. Er soll sich dann laut Staatsanwaltschaft für jeden Mord einzeln verantworten. Möglicherweise soll er wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ angeklagt werden. Das würde eine Verurteilung zu 30 Jahren Haft ermöglichen. Andernfalls wäre nur eine Verurteilung zu maximal 21 Jahren Haft möglich.

Nach Überzeugung des norwegischen Geheimdienstes PST handelte Breivik auf eigene Faust und tötete aus Berechnung. Für Breiviks Behauptung, gewaltbereite Komplizen in Norwegen und im Ausland zu haben, fehlt noch immer ein Beweis.

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