Fehler der Piloten
Bei der Vorstellung eines Untersuchungsberichts zu den Ursachen des Flugzeugunglücks von Smolensk hat die polnische Regierung wesentliche Fehler aufseiten der Piloten zugegeben. Bei dem Absturz im April 2010 kamen der polnische Präsident Lech Kaczynski und 95 Menschen der polnischen Elite ums Leben.
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„Das Niveau der Ausbildung der Belegschaft stellte eine Gefahr für die Flugsicherheit dar“, sagte Maciej Lasek, ein Vertreter der Untersuchungskommission, am Freitag in Warschau.
Verteidigungsminister trat zurück
Nur ein einziges Besatzungsmitglied, ein Techniker, habe eine ordentliche Ausbildung für einen derartigen Flug gehabt, so Lasek. Das übrige Personal an Bord hätte gar nicht zugelassen werden dürfen. Bereits in der Organisation des Fluges habe es ernsthafte Defizite gegeben, hieß es weiter. Die Einheit, die für derartige Flüge zuständig sei, habe Piloten direkt aus der Flugschule rekrutiert und keine Trainingsflüge absolvieren lassen. Das Gerät an Bord der Tupolew TU-154 sei zudem schlecht gewartet gewesen. Der polnische Verteidigungsminister Bogdan Klich trat nach der Veröffentlichung des Berichts zurück.
Kein Druck auf den Piloten
Die Kommission wies darauf hin, dass die Besatzung über ungenügende Kenntnisse in Bezug auf das Funktionieren der Systeme des Flugzeuges verfügt habe. Es sei jedoch entgegen früheren Medienberichten auf die Piloten kein direkter Druck ausgeübt wurde, trotz der widrigen Wetterbedingungen in Smolensk zu landen. Der Bericht stellte zahlreiche Fehler der Besatzung während des Landevorgangs fest. Technisch gesehen habe die Maschine bis zum Crash makellos funktionierte.
Teilschuld bei russischen Fluglotsen
Die zu dem Absturz führenden Faktoren waren laut dem Bericht die niedrige Flughöhe, eine zu hohe Geschwindigkeit beim Sinkflug sowie schlechte Wetterbedingungen, die den Augenkontakt mit dem Boden verunmöglichten. Das Flugzeug kollidierte daraufhin mit einem Geländehindernis, das den linken Flügel abriss und zum Crash führte.
Die von Innenminister Jerzy Miller geleitete Kommission wies auch auf Fehler der russischen Fluglotsen hin. Laut dem Bericht führten sie die Piloten irre, indem sie ihnen Informationen lieferten, dass die Maschine sich auf dem richtigen Kurs befinde, obwohl das nicht stimmte. Auch der Flugplatz bei Smolensk sei nicht entsprechend präpariert gewesen. Die Beleuchtung sei nicht voll funktionsfähig und der Flugplatz von Bäumen umwachsen gewesen.
Antwort auf russischen Bericht
Der polnische Bericht war eine Antwort auf den Bericht des russischen Zwischenstaatlichen Luftfahrt-Komitees (MAK) zu dem Absturz, der Mitte Jänner 2011 veröffentlicht worden war. Der MAK-Bericht sieht die Verantwortung für das Unglück allein auf polnischer Seite - insbesondere bei den Piloten, die trotz dichten Nebels einen Landeversuch unternahmen. Eine von polnischer Seite betonte Mitverantwortung der Fluglotsen des Flughafens in Smolensk schließt der MAK-Bericht aus.
Getrübtes Verhältnis zu Russland
Die Delegation aus Warschau war auf dem Weg nach Katyn, wo sie der Ermordung mehrerer tausend polnischer Offiziere durch den sowjetischen Geheimdienst im April 1940 gedenken wollte. Die Erschütterung über das Unglück führte zu einer kurzzeitigen Annäherung zwischen Russland und Polen, die aber nach dem russischen Abschlussbericht abrupt endete.
Kaczynskis Zwillingsbruder Jaroslaw, der die national-konservative Opposition anführt, warf dem liberal-konservativen Ministerpräsident Donald Tusk vor, gemeinsame Sache mit Russland gemacht zu haben, um die wahren Ursachen des Absturzes zu verschleiern. Tusk wies die Vorwürfe zurück.
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