USA und China gegen Emissionshandel
Der Internationale Verband der Fluggesellschaften (IATA) hat die Gewinnprognose für das laufende Jahr drastisch nach unten korrigiert. Statt der noch im März erwarteten 8,6 Mrd. Dollar (5,94 Mrd. Euro) rechnet der Verband mittlerweile nur noch mit vier Milliarden Dollar Gewinn.
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Als Gründe wurden vor allem die Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan, die politischen Unruhen im arabischen Raum und die hohen Ölpreise genannt. Das vergangene Jahr war dagegen noch erfolgreicher als bisher gedacht: Der Gewinn lag mit 18 Mrd. Dollar zwei Mrd. höher als bisher geschätzt.
Die IATA
In der IATA sind 230 Fluggesellschaften organisiert, die nach Angaben des Verbandes zusammen 93 Prozent des weltweiten Flugverkehrs abwickeln.
An der Europäischen Union die IATA scharfe Kritik geübt: Der Alleingang in Sachen Emissionshandel, in den die Luftfahrtindustrie ab 1. Jänner nächsten Jahres einbezogen werden soll, sei eine Schande, sagte IATA-Generaldirektor Giovanni Bisignani. „Nehmt den Klimawandel ernst, aber seid auch ehrlich und entwickelt eine globale Lösung dafür“, meinte Bisignani vor wenigen Wochen. „Wir müssen basta zu Europa sagen“, sagte der Italiener.
Klimaschutzauflagen ab 2012
Die EU hat beschlossen, einseitig ab kommendem Jänner Klimaschutzauflagen für Fluggesellschaften durchsetzen. Die Kohlendioxidemissionen der Luftfahrt werden dann gedeckelt, und die Fluggesellschaften - auch ausländische - müssen Verschmutzungszertifikate kaufen. Allein die Lufthansa rechnet pro Jahr mit Kosten zwischen 150 und 350 Mio. Euro.
„Handelskrieg“ mit China
Ticketpreise werden kostengetrieben weiter steigen müssen, ist Luftfahrtexperte Jürgen Ringbeck von der Strategieberatung Booz & Company überzeugt. Er erwartet mit dem Emissionshandel in den nächsten fünf bis zehn Jahren zusätzliche Kosten in Milliardenhöhe.
Dagegen klagen auch mehrere Länder. Denn auch außereuropäische Fluglinien, etwa aus China, sollen in Europa zur Kasse gebeten werden, so Ringbeck: „Das Thema wird immer mehr Gegenstand eines Handelskriegs. China nützt seine Machtposition aus und kündigt im Gegenzug höhere Flughafengebühren und keine Slots mehr an.“ Ein umweltpolitisches Thema gerate zunehmend in den Sog der Außen- und Wirtschaftspolitik.
Auch die europäischen Fluglinien sehen darin eine Wettbewerbsverzerrung, sagte Lufthansa-Chef Christoph Franz und warnte vor den von China angekündigten Vergeltungsmaßnahmen. „Der Klimawandel ist ein globales Problem, und das braucht globale Lösungen“, sagte Franz.
Suche nach Kompromiss
EU-Diplomaten zufolge fordern vor allem Deutschland, Frankreich und Großbritannien eine Einigung mit China zur Vermeidung eines Handelsstreits. Ein möglicher Kompromiss: China könne von den Kosten für den Ausstoß von Kohlendioxid befreit werden, hieß es in einem Brief der EU-Kommission an die chinesische Luftfahrtvereinigung. Im Gegenzug müsse China aber selbst Maßnahmen ergreifen, die die Auswirkungen der jeweiligen Flüge auf das Klima beschränkten.
Spannungen mit USA
Mit ähnlichen Protesten wie aus China ist die EU auch aus den USA konfrontiert. Bisher blieben die Amerikaner weitgehend von den strengen europäischen Umweltauflagen verschont. Gegen den geplanten Emissionshandel wehren sich die US-Fluglinien vehement: „Die EU verhängt das über die US-Fluglinien ohne unsere Zustimmung“, beschwerte sich der im US-Außenministerium für Luftfahrt zuständige Wendell Albright im Interview mit der „New York Times“. Ein Prozess vor dem Europäischen Gerichtshof ist bereits anhängig. Eine Entscheidung wird nicht vor Ende des Jahres erwartet.
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