Umbuchungen teurer
Das Stornieren und Umbuchen von Flügen ist mit 1. August bei AUA und Lufthansa teurer geworden - 60 Euro innerhalb Europas, zwischen 120 und 180 Euro für die Langstrecke. In der Businessclass steigen die Änderungskosten auf 240 Euro. Dabei sind es gerade die Businesskunden, auf die auch die Billigfluglinien zunehmend setzen.
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Sie versuchen, die während der Wirtschaftskrise gewonnenen Firmenkunden weiter als Passagiere zu halten. Denn Geschäftsreisende kommen meist kurzfristig, sind dann aber auch bereit, mehr für die flexibel umbuchbaren Tarife zu zahlen.
Die wichtigsten Unterscheidungsmöglichkeiten der Businessclass wie großzügigere Sitze und flexible Ticketbuchung wurden mehr und mehr von den Billigfluglinien kopiert. Einzige Unterscheidungsmöglichkeit für die traditionellen Fluglinien seien das Meilenprogramm und die Betreuung auf dem Boden in den Lounges, erklärt der Luftfahrtexperte der Strategieberatung Booz & Company, Jürgen Ringbeck, gegenüber ORF.at.
„Markt ist gesättigt“
Die Businesskunden tragen allerdings weitgehend den derzeitigen Aufschwung der Luftfahrt, entsprechend wächst das Interesse an ihnen. Die Passagierzahlen steigen - noch - aufgrund des zunehmenden Angebots. „Der Markt ist aber weitgehend gesättigt. Im Wettbewerb mit und unter den Billigfliegern wurde der Markt abgeschöpft. Da ist nicht mehr viel zu machen. Bestehendes Geschäft wird nun neu verteilt“, analysierte Ringbeck. Auch der internationale Luftfahrtverband IATA erwartet, dass in den meisten Regionen die Nachfrage nicht so stark wachsen werde wie das Angebot. Viele Routen sind nicht ausgelastet.
Wenige Fluglinien sind profitabel
Die in Deutschland und Österreich eingeführte Flugticketsteuer stellt eine zusätzliche Belastung für die Fluglinien dar, da sie vor allem bei den Billigfluglinien nicht vollständig an die Passagiere weitergegeben werden kann. Immer mehr Fluglinien geben die zusätzlichen Kosten an die Kunden weiter. Schon im ersten Halbjahr 2011 stiegen die Preise innerhalb Europas und auf Langstrecke um bis zu ein Drittel, wie eine Auswertung des Preisvergleichsportals Billigflieger.de zeigt. Diese Mehreinnahmen kommen aber kaum den Fluglinien zugute.
Flugticketsteuer
In Deutschland wird seit Anfang des Jahres eine Flugticketsteuer von acht Euro (Kurzstrecke), 25 Euro (Mittelstrecke) und 45 Euro (Langstrecke) verrechnet. In Österreich liegt die Höhe der Abgabe bei acht, 20 und 35 Euro.
Schäden durch die Ticketsteuer haben nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) vor allem kleinere Flughäfen und Billigfluglinien genommen. Diese hätten 0,8 Prozent an Passagieren eingebüßt. Auf den größeren Flughäfen habe die Passagierzahl hingegen zugenommen.
Eine Studie der International Air Transport Association (IATA) zeigt, dass zwischen 2000 und 2009 nur wenige Fluglinien tatsächlich Geld verdienten, berichtete die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“). Neben Turkish Airlines und Emirates zählte auch Ryanair dazu.
Ryanair will Preise erhöhen
Das bisherige Erfolgsmodell von Ryanair geriet zuletzt dennoch ins Wanken, machten der Fluglinie doch vor allem die hohen Kerosinkosten zu schaffen. Treibstoff verteuerte sich um 50 Prozent und kostete die Fluglinie allein im ersten Quartal fast 140 Mio. Euro.

APA/EPA/Jens Wolf
Ryanair-Chef Michael O’Leary
Der Umsatz legte zwar um 29 Prozent zu, das Nettoergebnis konnte aber nur um ein Prozent gesteigert werden. An seiner Jahresprognose versucht Ryanair weiterhin festzuhalten. Den Überschuss von 400 Mio. Euro will Chef Michael O’Leary unter anderem mit zwölf bis 15 Prozent höheren Ticketpreisen erreichen. Im Winter soll zudem ein Teil der Flotte stillgelegt werden.
Mehr Frequenz, mehr Businesskunden
Das Konkurrenzunternehmen easyJet erhöhte zuletzt sogar seine Jahresprognose und steigerte seinen Umsatz auf 23 Prozent. Begründet wird dieser Aufschwung mit dem Fokus auf Geschäftsreisende, deren Buchungen in letzter Zeit um ein Fünftel stiegen.
Es solle nun in noch mehr Strecken und höhere Frequenzen investiert werden, so das Unternehmen, die Ticketstaffelung wurde zudem flexibler gestaltet. Germanwings setzt schon seit rund zwei Jahren auf die teureren Tickets für Geschäftsreisende.
Ryanair, „lupenreinster Low-Cost-Carrier“, wie Ringbeck analysiert, kann da nicht mithalten: „Es werden oft nur kleine, außerhalb gelegene Flughäfen angeflogen, das angebotene Service passt nicht zu Geschäftskunden“, betont der Luftfahrtexperte - „außer in einer Notfallsituation“. Ryanair müsse sich daher völlig neu aufstellen.
„Teil der Kunden fliegt nicht mehr“
„Das Problem von Ryanair ist, dass die höheren Kerosinpreise stärker ins Gewicht fallen, weil das Unternehmen niedrigere Stückpreise hat. Die Treibstoffpreise nehmen 40 Prozent der Gesamtkosten ein. Damit ist die Marge weg, da kaum Spielraum für Preissteigerungen besteht“, erklärt Ringbeck. Denn die Hauptzielgruppe der irischen Fluglinie reagiert viel stärker auf Preisänderungen als die anderer Linien. Ringbeck: „Ein Teil der Kunden fliegt daher nicht mehr.“
Dieses Dilemma hat offenbar auch Chef O’Leary erkannt und will sich dem Businesssektor zuwenden. Statt mit provokanten Ideen wie Stehplätzen und Bezahltoiletten in der Maschine auf sich aufmerksam zu machen, wurde nun bei einigen Flügen der Sitzabstand zwischen den Reihen gegen einen Aufpreis erweitert, berichtete die „WirtschaftsWoche“. Zudem solle Ryanair künftig auch größere Flughäfen anfliegen. Die irische Fluglinie hatte vor allem auf kleinere Regionalflughäfen gesetzt, wo Subventionen meist von Gemeinden und Landesregierungen auch die billigen Tickets ermöglichten.
Kunden müssen flexibel sein
Das Businesssegment wird mit der derzeitigen Strategie dennoch kaum bedient, denn bei Ryanair müssen die Kunden Flexibilität beweisen, nicht die Fluglinie. Will man etwa ein Ticket für den übernächsten Tag von Wien nach Brüssel buchen, kostet das mit der AUA in der billigsten Variante 240 Euro. Das umbuchbare Economy-Ticket käme auf rund 345 Euro. Zur Auswahl stehen - je nach Tarif - vier bis sechs verschiedene Flugzeiten.
Entscheidet man sich für Ryanair, muss man bei Ort und Zeit flexibler sein. Abflug ist nicht von Wien-Schwechat, sondern von Bratislava, Ziel ist der weiter außerhalb von Brüssel gelegene Flughafen Charleroi. Zur Auswahl steht ein einziger Flug am Nachmittag - um knapp 200 Euro.
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