Sorge um Ernte im Oktober
Die Situation in Äthiopien steht angesichts der Dürrekatastrophe auf Messers Schneide. Wenn im Oktober nicht doch noch eine Ernte eingefahren werden kann, dann drohten wieder Bilder, wie man sie aus dem Land eigentlich nie mehr sehen wollte, so Caritas-Mitarbeiter Andreas Zinggl am Dienstag gegenüber der APA.
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Zinggl wird gemeinsam mit seinem Kollegen Harald Grabher noch zumindest zwei Wochen im betroffenen Gebiet unterwegs sein, um die Lage zu sondieren und bei Hilfsprojekten mitzuwirken. Auf den ersten Blick scheint es in Teilen von Äthiopien gar keine Katastrophe zu geben. In den vergangenen Tagen hat es teilweise geregnet, das Land ist grün. Das Problem dabei: Die Ernte kann frühestens im Oktober eingefahren werden. „Die letzten Ernten waren eine komplette Katastrophe“, sagte Zinggl. Dementsprechend sind die Vorräte längst aufgebraucht und das Vieh bereits verkauft oder verendet.
Katastrophe wie 1984/85 droht
Ob im Oktober auch tatsächlich geerntet werden kann, ist alles andere als sicher. Durch die Klimaveränderung kommt es in Äthiopien immer wieder zu bizarren Wetterphänomenen wie sintflutartigen Regenfällen und sogar Hagel, die die Ernte vernichten könnten. Wenn das passiert, dann ist Zinggl zufolge die Katastrophe perfekt: Männer verlassen ihre Frauen und Kinder, um in den großen Städten irgendwie Geld aufzutreiben. „Dann ist alles zu spät“, sagte der Caritas-Mitarbeiter. Dann drohen ähnliche Bilder wie bei der Katastrophe 1984 und 1985, als rund eine halbe Million Menschen umkam.
Die Hilfsorganisationen versuchen, die Zeit bis Oktober zu überbrücken. Falls es zu einem Ernteausfall kommt, muss bis dahin eine Versorgung der Bevölkerung sichergestellt sein. Dafür gebe es laut Zinggl auch engagierte Mitarbeiter an Ort und Stelle und eine Menge guter Ideen - allerdings fehlt es den Helfern an finanziellen Mitteln, um diese auch umsetzen zu können.
Caritas seit 1992 in Äthiopien
In den kommenden Tagen wird Zinggl zur Grenzregion zu Somalia unterwegs sein, wo die Katastrophe am schlimmsten ist. Geplant ist ein Besuch eines Flüchtlingscamps, in das sich Betroffene aus Somalia gerettet haben. Zwar ist die Dürresituation in diesem Teil Äthiopiens nicht besser, aber zumindest ist die politische Lage stabiler, wodurch Hilfsorganisationen effizienter helfen können.
Die Caritas ist seit 1992 in Äthiopien aktiv. Die Organisation unterhält etwa ein Landwirtschaftsprojekt, das 120.000 Menschen - vor allem Halbnomaden im Süden - erreicht. Dort wurden Getreidespeicher gebaut, die helfen, dass die Menschen ihre Ernte einlagern können. Mit den Einkünften werden die notwendigsten Anschaffungen getätigt und auch die Kinder in die Schule geschickt.
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