Nur Wenige fielen durch
Im europaweiten Banken-„Stresstest“ sind überraschend wenige Institute durchgefallen. Acht von 90 Häusern hätten in der Belastungsprobe nicht die geforderte Kapitalausstattung erreicht, teilte die Europäischen Bankenaufsicht (EBA) am Freitag mit. Sie brauchen demnach 2,5 Milliarden Euro an frischem Kapital. Die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) befindet sich darunter und bestand damit den „Stresstest“ nicht.
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90 Institute wurden unter Federführung der EBA geprüft, aus Österreich Erste Group, Raiffeisen Bank International (RBI), Bank Austria (via UniCredit Italien) und die ÖVAG.
Gute Werte für Erste, RBI und Bank Austria
Gut abgeschnitten hätten in den Krisenszenarien mit ihren Kapitalquoten die börsennotierten Großbanken Erste Group und Raiffeisen International. Auch die Bank Austria - deren Ergebnis in den italienischen UniCredit-Abschluss fiel - ist im Österreich-Test durchgekommen.
Die Erste Group würde bei einem simulierten Rückfall in die Rezession von 8,7 Prozent auf 8,1 Prozent zurückfallen. In einer ersten Reaktion sieht die Erste Group durch den Test ihre „solide Kapitalausstattung“ bestätigt. Das Ergebnis des „Stresstests“ zeige, dass die festgelegten Eigenkapitalstandards „nicht nur erreicht, sondern deutlich übertroffen“ werden.
Von 8,1 Prozent auf 7,8 Prozent gefallen wäre unter dem Belastungstest die Kapitalquote bei der RBI. Für RBI-Vorstandsvorsitzenden Herbert Stepic spiegelt sich im bestandenen „Stresstest“ „die Stärke unseres Geschäftsmodells und unsere diversifizierte Aufstellung als führende Universalbank in 15 Märkten der Wachstumsregion Zentral- und Osteuropa sowie als eine der wichtigsten Corporate- und Investmentbanken Österreichs wider“, wie er in einer ersten Reaktion am Freitag in einer Aussendung mitteilte.
Volksbanken: „‚Stresstest‘ kam zu früh“
In dem von den europäischen Bankaufsehern simulierten „Stressszenario“ kommt die Volksbanken AG hingen nur auf eine harte Kernkapitalquote von 4,5 Prozent, wie die Bank am Freitagabend mitteilte. Die Zahlen bilden den Zustand der ÖVAG im Frühjahr ab. Unter Einbeziehung des geplanten Verkaufs der Osteuropatochter VBI an die Sberbank, des sechsprozentigen Anteils an der Raiffeisen Zentralbank und der Fusion mit der Investkredit hätte das Institut den Test nach eigenen Angaben bestanden - mit einer Quote von 6,6 Prozent. Alle diese Schritte will die Bank noch bis Ende 2011 umsetzen.
„So gesehen kam der EBA-‚Stresstest‘ für uns etwas zu früh“, sagte ÖVAG-Chef Gerald Wenzel. Negative Folgen fürchtet er nicht. Die Bank habe eine gute Erklärung für das Ergebnis. Auch an der geplanten Rückzahlung der ersten Tranche an Staatshilfen von 300 Millionen Euro im zweiten Halbjahr will die ÖVAG festhalten.
Lob von Nowotny
Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, sieht in den Ergebnissen des Banken-„Stresstests“ die Erwartungen der Aufsicht erfüllt. Bei den österreichischen Großbanken liege die Kapitalausstattung „im oberen Mittelfeld“, sagte er Freitagabend nach Veröffentlichung der „Stresstest“-Ergebnisse zur APA. „Nichtsdestotrotz ist es angesichts der erheblichen Risken im weltwirtschaftlichen Bereich anzustreben, dass eine weitere Stärkung der Eigenkapitalbasis erreicht wird.“
„Insgesamt bestätigen die Ergebnisse des ‚Stressszenarios‘, dass der österreichische Bankensektor generell krisenfest aufgestellt ist“, erklärte Nowotny. Mit diesem nun vorgelegten EBA-„Stresstest“ und den zusätzlich bereitgestellten detaillierten Infos über Einzelbanken sei „ein größtmögliches Maß an Transparenz“ erreicht worden. „Es ist zu hoffen, dass dies zu einer Stabilisierung der europäischen Finanzmärkte beiträgt.“
Wer in Europa scheiterte
Im Test scheiterten fünf spanische und zwei griechische Institute sowie eben die Volksbanken AG. Eine deutsche Bank war nicht darunter. Neben den acht durchgefallenen Banken bewegen sich nach Angaben der EBA allerdings 16 weitere Institute im Bereich einer Kernkapitalquote von nur fünf bis sechs Prozent. Damit schafften sie die Mindestanforderung von fünf Prozent nur knapp. Unter den Banken, die nur knapp bestanden, sind allerdings zwei deutsche Institute.
Gründung wegen Bankenkrise
Die EBA wurde im November 2010 nach der weltweiten Bankenkrise gegründet. Offiziell nahm sie zum 1. Jänner 2011 ihre Arbeit auf. Oberstes Ziel der EBA ist die Verhinderung von Finanzkrisen. Um mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen, führt die EBA die „Stresstests“ bei europäischen Banken durch.
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