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Zwei Modelle abgelehnt

Die finanzielle Zukunft Griechenlands bleibt wohl noch über den Sommer in der Schwebe. Die Bemühungen um ein zweites milliardenschweres Rettungspaket für das Land erlitten am Montag einen Rückschlag: Die weltgrößte Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) lehnte den französischen Vorschlag ab, mit dem private Gläubiger an der Rettungsaktion beteiligt werden sollen.

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Beide Varianten des Modells seien als begrenzter Zahlungsausfall zu bewerten - was Banken und Versicherer auf jeden Fall vermeiden wollen, um massive Abschreibungen zu verhindern. Die Branche drängt daher auf Änderungen an dem Modell. Die Gespräche darüber dauerten an.

„Spätestens 20. August“

Griechenlands Euro-Partner hatten sich am Wochenende darauf verständigt, der Regierung in Athen kurzfristig mit der Freigabe bereits in Aussicht gestellter zwölf Milliarden Euro aus der größten Not zu helfen. Damit sei die Finanzierungslücke für die nächsten Monate wohl geschlossen, sagte ein Sprecher des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) werde zahlen.

Das zweite, bis zu 120 Milliarden Euro schwere Hilfspaket solle in zentralen Punkten bis zur Auszahlung der nächsten Tranche im September stehen. Man habe sich noch nicht auf ein Modell geeinigt. Der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager rechnet mit einer Entscheidung bis Anfang September. Der slowakische Finanzminister Iwan Miklos nannte „spätestens 20. August“ als Termin.

Keine Absage

Auf den Finanzmärkten, die schon aufgeatmet hatten, weil eine Staatspleite abgewendet schien, griff nach der Stellungnahme von S&P am Montag Verunsicherung um sich. Bankaktien gaben zeitweise nach, Kreditausfallversicherungen für Griechenland verteuerten sich. Die Äußerung von S&P wurde allerdings nur als Warnung und nicht als Absage verstanden: „Das ist eine wichtige Wegweisung“, sagte ein Sprecher des deutschen Landesbankenverbandes VÖB. Die frühzeitig geäußerten Bedenken würden den deutschen Instituten dabei helfen, den Vorbehalten von S&P Rechnung zu tragen.

Die Frage sei: „Wie finden wir ein Modell, das möglichst wenige Nebenwirkungen hat?“, sagte der Schäuble-Sprecher. Banken und Versicherer aus Deutschland sollen 3,2 Milliarden Euro beisteuern, davon 1,2 Milliarden die staatlichen „Bad Banks“.

Zwei Modelle

Auf dem Tisch liegen laut deutschem Finanzministerium je ein deutsches und ein französisches Modell - jeweils in mehreren Varianten. Gemein ist ihnen, dass die Gläubiger alle Staatsanleihen, die bis 2014 fällig werden, teilweise wieder in griechische Papiere investieren, die deutlich länger laufen und abgesichert werden. „Jede der beiden Finanzierungsoptionen (...) würde nach unseren Kriterien zu einem Zahlungsausfall führen“, weil die Gläubiger Verluste hinnehmen müssten, schrieb S&P. Die Dinge seien aber noch im Fluss.

Noch mehr Last für Steuerzahler?

Der Chef-Fondsmanager Asoka Wöhrmann von der zur Deutschen Bank gehörenden DWS sagte der Nachrichtenagentur Reuters, S&P störe sich zu Recht vor allem an den langen Laufzeiten der neuen Papiere und halte einen späteren Zahlungsausfall für sehr wahrscheinlich. „Deutlich kürzere Laufzeiten in Verbindung mit weiteren Garantien sind daher denkbare Ansatzpunkte für die Gespräche“, sagte er. Das käme letztlich einer Entlastung für die Banken und einer zusätzlichen Belastung der Steuerzahler gleich.

Auch Klaus-Peter Feld aus dem Vorstand des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IdW) forderte eine stärkere Absicherung: „Die Situation stellt sich deutlich kritischer dar als noch vor einigen Wochen.“ Die Bedenken von S&P spielten in den laufenden Gesprächen über die Form der Gläubigerbeteiligung eine große Rolle.

„Übermäßig technisch“

Die Feststellung der Zahlungsunfähigkeit Griechenlands könnte eine Kettenreaktion auslösen, die andere Euro-Länder und die Finanzmärkte in Mitleidenschaft ziehen könnte. Auch für die Gläubiger hätte die von S&P angedrohte Einstufung griechischer Anleihen als „Selective Default (SD)“ Konsequenzen: Dann müssten die Banken die Papiere abschreiben. Der Chef der italienischen Bank UniCredit, Federico Ghizzoni, die sich beteiligen will, hofft auf einen Sinneswandel der Agentur: Sie lege die Angelegenheit „übermäßig technisch“ aus.

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