A320neo als Megaseller
Mit Milliardenaufträgen gleich zum Auftakt ist bei der Paris Air Show von Krise keine Spur. Über zahlreiche neue Aufträge freuen sich aber nicht nur die beiden Platzhirsche der Passagierflugzeugbranche, Boeing und Airbus, auch kleinere Hersteller profitieren vom anhaltenden Kaufrausch der Airlines.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Im Prestigerennen um die meisten Aufträge hatte am ersten Tag Europas größter Flugzeugbauer Airbus mit rund drei Viertel der insgesamt mehr als 20 Milliarden Euro schweren Deals die Nase vorne. Allein für die spritsparende Neuauflage des verkaufsstarken Mittelstreckenfliegers A320 gab Airbus am Montag den Absatz von 90 Maschinen bekannt - 60 für die Leasinggesellschaft von General Electric, 30 für die skandinavische SAS.

Alain Ernoult
Großer Andrang bereits zum Auftakt der 49. International Paris Air Show
Zudem unterzeichnete der Flugzeugfinanzierer Air Lease Corporation (ALC) einen Vorvertrag über insgesamt 62 Flugzeuge der Typen A320neo, A330 und A321. Laut Preisliste hat der Auftrag einen Gesamtwert von rund 4,9 Milliarden Euro. Der Löwenanteil entfällt mit 50 Fliegern auf die A320neo-Familie. Hinzu kommen elf Exemplare des mehr als doppelt so teuren Langstreckenjets A330 sowie ein Airbus A321 in der bisher angebotenen Version. Saudi-Arabien orderte vier A330-300 für rund 630 Millionen Euro.
Qatar Airways kauft sechs Boeing 777
Auch Boeing zeigte sich zufrieden. Eine wichtige Order kam von unbekannt gebliebenen Auftraggebern für die jüngste Version von Boeings mehr als 40 Jahre altem Jumbojet. Für die 747-8 Intercontinental - das längste Passagierflugzeug der Welt - hätten zwei Kunden feste Bestellungen und Vorverträge für 17 Exemplare unterzeichnet, teilte das US-Unternehmen mit.
Laut Preisliste wäre das ein Gesamtwert von 3,8 Milliarden Euro. Eine Airline habe 15 Maschinen, eine andere zwei Jumbos bestellt. Medienberichten zufolge soll zudem Qatar Airways sechs Boeing 777-300 bestellt haben.
Konkurrenz aus China, Kanada und Brasilien
Im Bereich der Kurzstreckenverkehrsflugzeuge sind neben den Chinesen auch Brasilianer, Kanadier und Russen mit Neuentwicklungen vertreten. Sie testen mit ihren Produkten die globale Dominanz der Rivalen Airbus und Boeing.
Für Aufsehen sorgte dabei der brasilianische Hersteller Embraer, der am Montag Aufträge für insgesamt 39 Kurzstreckenjets bekanntgab. Die zweistrahligen Flugzeuge der E-Klasse (E170, E175, E190 et E195) haben einen Katalogwert von rund 1,7 Milliarden Dollar (1,2 Mrd. Euro). Embraer-Chef Paolo Cesar De Souza e Silva betonte, damit habe der drittgrößte Flugzeughersteller der Welt bisher insgesamt mehr als 1.000 Bestellungen und 750 Kaufabsichtserklärungen für seine E-Jets erhalten.
„Müssen Auftragsbestand niederbrennen“
Unterdessen hat der „Kampf um das dickste Auftragsbuch“ offenbar für Boeing und Airbus zunehmend auch seine Schattenseiten. „Man sollte nie die Zahl der verkauften Flugzeuge als einzigen Maßstab heranziehen“, zitiert in diesem Zusammenhang „Die Welt“ den Chef für Verkehrsflugzeuge bei Boeing, Jim Albaugh.
Grund dafür sei, dass sowohl Boeing als auch Airbus derzeit „nicht einmal annähernd die enorme Nachfrage nach neuen Flugzeugen befriedigen können“ und mit Blick auf immer voller werdende Auftragsbücher die Kunden derweil in der Warteschleife fliegen. Bereits Ende letzten Jahres waren bei Boeing über 3.400 und bei Airbus rund 3.500 Maschinen als feste Bestellungen notiert, was zusammen mit Neubestellungen eine Auslastung sämtlicher Flugzeugwerke von mehr als sieben Jahren zur Folge hat.
Laut „Welt“ ist das für Albaugh mittlerweile „eindeutig zu viel“, weswegen Boeing nun zunächst seinen Auftragsbestand „niederbrennen“ will. Ziel von Boeing und Airbus sei es zudem, die Produktionsraten zu erhöhen, damit die Aufträge künftig schneller abgearbeitet werden können. Bei Boeings Bestseller 737 soll den Plänen zufolge die Zahl der Auslieferungen von derzeit 31,5 auf 42 pro Monat erhöht werden. Dieselbe Zahl peilt den Angaben zufolge auch Airbus mit seiner A320-Familie an.
Links: