Fehler in einem Getriebe entdeckt
Der Militärtransporter A400M des europäischen Flugzeugherstellers Airbus, dessen Auslieferung bereits mehrmals verschoben wurde, wird bei der Luft- und Raumfahrtsschau im französischen Le Bourget, der Paris Airshow, vor allem auf dem Boden zu bewundern sein. Grund dafür ist ein Getriebeproblem.
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„Ich habe alle Showvorführungen im Flug absagen lassen, wir wollen kein Risiko eingehen“, sagte der Chef der Militärsparte von Airbus, Domingo Urena-Raso, am Wochenende in Paris. Die Entscheidung sei allerdings eine reine Vorsorgemaßnahme, fügte er hinzu. Das beanstandete Getriebe wurde ausgetauscht und an den italienischen Hersteller zurückgeschickt. Zum Auftakt der Flugschau, des 49. Salon international de l’aeronautique et de l’espace de Paris-Le Bourget, die von Montag bis Samstag stattfindet, werde es zwar einen Überflug geben, dann bleibt der A400M-Prototyp aber auf dem Boden.

Reuters/Thomas Peter
Prototyp des Airbus A400M bei einem Testflug
Über drei Jahre im Verzug
Alle Testflüge liefen allerdings weiter wie vorgesehen, das A400M-Programm liege im Zeitplan, so Urena-Raso. „Im Zeitplan“ ist allerdings relativ: Der Militärtransporter hätte ursprünglich schon letztes Jahr einsatzfähig sein sollen, die erste Auslieferung in einer Basisversion ist nunmehr mit über drei Jahren Verzug für Anfang 2013 geplant. Bis die Vollversion im Einsatz ist, dürften noch ein paar Jahre vergehen. Wie lange es dauern könnte, bis der aktuelle Triebwerksfehler gefunden und behoben ist bzw. welche Kosten damit verbunden sind, dazu machte Airbus keine Angaben.
Europas wichtigstes Rüstungsprojekt
Der Bau des A400M ist derzeit Europas wichtigstes Rüstungsprojekt. Technische und andere Probleme hatten immer wieder zu Verzögerungen und Milliarden-Mehrkosten geführt. Über die Finanzierung gab es einen heftigen Streit, der erst vor einigen Monaten beigelegt wurde. Die A400M ist als Mehrzweck-Militärtransporter mit extrem vielseitigen Fähigkeiten konzipiert.
Extrem aufwendig konzipiert
Das 45 Meter lange Flugzeug soll 37 Tonnen Nutzlast bis hin zu gepanzerten Fahrzeugen, Hubschraubern oder schwerem Räumgerät über 8.700 Kilometer transportieren können. Gleichzeitig soll es in der Lage sein, sowohl schnell fliegende Kampfjets als auch langsame Hubschrauber in der Luft zu betanken. Die Turboprop-Triebwerke des A400M bringen es auf eine Leistung von jeweils rund 11.000 PS. Der Durchmesser der Propeller beträgt über fünf Meter, das Leergewicht der Maschine fast 80 Tonnen.
Die Finanzierung des Projekts war jahrelang umstritten. Erst im April einigten sich die sieben Abnehmerländer mit Airbus, einer Tochter des größten Raumfahrt-, Luftfahrt- und Rüstungskonzerns EADS, endgültig auf die notwendigen Modalitäten. Damit übernehmen sie rund 3,5 Milliarden Euro Entwicklungskosten und gewähren dem Hersteller gleichzeitig einen Vorschuss über 1,5 Milliarden Euro. Damit wurde das Projekt vor dem drohenden Scheitern aufgrund immer weiter steigender Kosten gerettet.
Frühestens zum Jahreswechsel 2012/2013 soll der erste A400M an die französische Luftwaffe ausgeliefert werden. Für die nächsten 30 Jahre hofft Airbus auf den Absatz von 400 bis 500 Maschinen. Allein Deutschland und Frankreich wollen jeweils über 50 der Flugzeuge kaufen. Zu den sieben Abnehmerländern gehören neben Frankreich und Deutschland die Türkei, Großbritannien, Belgien, Luxemburg und Spanien. Testflüge mit dem A400M finden bereits seit Ende 2009 statt, in Le Bourget sollte ihn ein großes Publikum erstmals in der Luft bewundern können. Zu der Luftfahrtmesse nahe Paris mit über 200 Ausstellern werden gut 340.000 Besucher erwartet.
„Atlas“ statt „Grizzly“
Laut britischen Medien ist nach der Panne an einem der Turboprop-Triebwerke nun auch fraglich, ob der A400M auf einer anderen Flugschau im Juli in Großbritannien in der Luft sein wird. Das Problem mit dem Triebwerk sei „nicht das einzige“, berichtete Reuters am Sonntag unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen im Herstellerkonsortium.
In Großbritannien soll der A400M angeblich auf seinen Namen „Atlas“ (nach dem Titanen der griechischen Mythologie, Anm.) getauft werden. Den von Airbus erst favorisierten Namen „Grizzly“ wollte der Chef der Royal Airforce (RAF), Sir Stephen Dalton, „nur über seine Leiche akzeptieren“, wusste Reuters. In der griechischen Mythologie hatte sich übrigens auch Airbus-Konkurrent Lockheed Martin in der Namensgebung für seine C-130 Hercules, die auch im Österreichischen Bundesheer im Einsatz ist, bedient.
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