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G-8 bietet Partnerschaft an

Ägypten und Tunesien können bei ihrem demokratischen Aufbruch auf milliardenschwere Unterstützung der Weltgemeinschaft bauen. Bis 2013 sollen die beiden nordafrikanischen Staaten Finanzhilfen von 14 Milliarden Euro (20 Mrd. US-Dollar) erhalten. Diese Kreditzusagen machten internationale Förderbanken nach Angaben von EU-Diplomaten beim G-8-Gipfel in Deauville.

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Dazu kommen demnach noch Milliardenbeiträge unter anderem der EU und weiterer Länder. Diese sollten beim Gipfel der sieben führenden Industrienationen und Russlands aber nicht beziffert werden.

Erst der Beginn

Der „arabische Frühling“, der seit vergangenem Dezember totalitäre Regime in Nordafrika und der arabischen Welt erschüttert, stand im Mittelpunkt des Gipfels. Neben anderen Afrika-Vertretern kamen die Regierungschefs von Ägypten und Tunesien zum Treffen der Staats- und Regierungschefs.

Die Finanzhilfen sollen den Angaben zufolge von Institutionen wie der Europäischen Investitionsbank, der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie dem Internationalen Währungsfonds (IWF) mobilisiert werden. Es gehe in Deauville um den Beginn eines Prozesses, der rasch zu konkreten Projekten führe, hieß es in G-8-Delegationskreisen.

„Werden alles tun“

Auf die Europäische Investitionsbank entfallen laut Diplomaten 3,5 Milliarden Euro. Die Beiträge der anderen Institutionen wurden nicht beziffert. Sie werden auch nicht in der Abschlusserklärung stehen. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Durao Barroso sagte: „Wir werden alles tun, um den ‚arabischen Frühling‘ zu unterstützen. Ich glaube, das kann Erfolg haben. Die Region ist von höchster strategischer Wichtigkeit für Europa.“

Die G-8 wollen sich als langfristige Partner anbieten, um den demokratischen Wandel mit dem Aufbau der Wirtschaft abzusichern und zu stärken. Dazu gehört auch der wichtige Tourismus, der durch die Umstürze stark getroffen wurde.

Sorge um politische Stabilität

Hintergrund ist, dass in den arabischen Ländern wie Tunesien und Ägypten nicht nur der Wille nach demokratischen Reformen die Menschen auf die Straße gedrängt hat, sondern vor allem die wirtschaftliche Not gepaart mit düsteren Aussichten etwa auf einen Arbeitsplatz. Dem IWF-Regionalbeauftragten Masud Ahmed zufolge müssen die ölimportierenden Länder in den kommenden zehn Jahren 55 bis 70 Millionen Arbeitsplätze vor allem für junge Menschen schaffen, sonst drohe politische und soziale Instabilität. Zugleich müsse die zugunsten der Staatsbetriebe vernachlässigte Privatwirtschaft in Schwung gebracht werden.

Der IWF hatte bereits zuvor gewarnt, dass die von den Aufständen erfassten Staaten in Nahost und Nordafrika in den kommenden drei Jahren Finanzhilfen von mehr als 160 Milliarden Dollar benötigen. „Die Region muss sich auf einen grundlegenden Wandel seines Wirtschaftsmodells vorbereiten“, begründete der IWF am Donnerstag seine Aufforderung an G-8-Staaten und reiche arabische Länder, einzuspringen.

Problem Rohstoffpreise

„In naher Zukunft muss das Vertrauen in die öleinführenden Länder wiederhergestellt werden“, teilte der IWF mit. Die Staaten litten unter anderem an den weltweit steigenden Rohstoffpreisen. Staaten wie Ägypten, Jordanien, Marokko, Tunesien, Syrien und der Libanon würden wegen der höheren Lebensmittel- und Energiepreise mit einem höheren Inflationsdruck zu kämpfen haben.

Weil auf den Finanzmärkten Unsicherheiten über die politische und wirtschaftliche Entwicklung herrsche, müsse die internationale Gemeinschaft in den kommenden 18 Monaten den Großteil der Hilfen stemmen. Der Fonds selbst will etwa 35 Milliarden Dollar beisteuern.

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