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E-Autos brauchen sauberen Strom

Einer der wichtigsten Aspekte in der Diskussion über die Sinnhaftigkeit der E-Autos ist die Frage, woher der Strom kommt. Damit steigt oder fällt der CO2-Ausstoß der Fahrzeuge. Energieexperten pochen deshalb auf eine Koppelung staatlicher Förderungen an die Nutzung erneuerbarer Energien.

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Der CO2-Ausstoß von E-Autos liegt während der Fahrt fast bei null. Wird jedoch das bei der Produktion des Stroms anfallende Kohlendioxid eingerechnet, sieht die Sache anders aus. Zum deutschen Strommix tragen Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke nach wie vor mehr als die Hälfte bei, erneuerbare Energieträger liegen bei etwa 17 Prozent, Atomkraft bei 22 Prozent. In Österreich sieht die Verteilung mit rund 60 Prozent Wasserkraft besser aus.

„Die Frage der Umweltverträglichkeit hängt ganz massiv vom Strommix ab. In Österreich ist der Anteil erneuerbarer Energien relativ hoch“, erklärt Patrick Wagenhofer vom Klima- und Energiefonds Österreich im Gespräch mit ORF.at. Förderungen in den heimischen Modellregionen seien auch daran gebunden, dass der Strom aus einer zusätzlich zu errichtenden Stromquelle für erneuerbare Energien kommt.

Flächendeckender Umstieg auf Ökostrom?

Letztlich liege es aber an den Käufern, wo sie tanken. „Bei E-Fahrzeugen kann der Käufer letztendlich selbst entscheiden, woher er den Strom bezieht. Bei einem größeren Roll-out ist es in der Praxis aber eher unwahrscheinlich, dass alle Nutzer auf Ökostrom wechseln“, so Wagenhofer. Von der Effizienz her sei Strom letztlich aber besser als herkömmliche Antriebsarten.

CO2-Ausstoß im Vergleich

Ein Mittelklassewagen mit Ökostrom erzeugt nur etwa sieben Gramm CO2 pro Kilometer und spart damit 95 Prozent an CO2-Emissionen im Vergleich zum konventionellen Pkw mit zirka 150 Gramm CO2 pro Kilometer ein. Wird das Elektroauto mit konventionellem Strom geladen, verursacht es immerhin 100 Gramm CO2-Emissionen pro Kilometer.

In Deutschland fordert der Präsident des Bundesverbands Erneuerbare Energien, Dietmar Schütz, dass Stromautos vor allem mit erneuerbaren Energien fahren müssten. „Elektromobilität und erneuerbare Energien gehören zusammen. Daher müssen alle Fördermaßnahmen deren Zusammenspiel verbessern. Hier hat das Regierungsprogramm deutliche Schwächen.“

Jurrien Westerhof, Energiesprecher von Greenpeace Österreich, sieht den Trend zum E-Auto grundsätzlich positiv. „Mit 100 Prozent erneuerbaren Energien fährt man praktisch CO2-neutral“, sagt er auf Anfrage von ORF.at. Komme der Strom aber etwa aus Kohlekraftwerken, sei der Wert um vieles höher als bei Benzinautos.

Ruf nach gesetzlichem Fahrplan

Gemeinsam mit dem Klimabündnis und dem Verbund fordert die Umweltschutzorganisation nun einen gesetzlichen Fahrplan, der sicherstellen soll, dass Elektrofahrzeuge ausschließlich mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Eine gemeinsame Studie, die bis Herbst dieses Jahres erarbeitet wird, sowie die Initiative zu einem Elektromobilitätsgipfel sollen den politischen Prozess unterstützen.

Klimabündnis-Geschäftsführer Peter Molnar betonte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz: „Nur wenn die Stromherkunft aus erneuerbaren Energien sichergestellt ist, kann der Mobilitätswandel den positiven ökologischen Effekt erfüllen, den man sich von ihm verspricht.“

Bosch: Dreiliterauto umweltfreundlicher

Studien zeigen, dass bei Autos, die etwa mit Kohlestrom fahren, für das Klima nichts gewonnen wird. Auch Bosch-Chef Franz Fehrenbach hält unter diesen Prämissen ein konventionell angetriebenes Dreiliterauto etwa mit sauberem Diesel für umweltfreundlicher als reine E-Autos, wie „Die Zeit“ berichtet. Auf Märkten wie in China, deren Strom überwiegend aus Kohle gewonnen wird, gelte das noch viel mehr.

In Deutschland etwa werden durch den hohen Anteil an Kohlekraftwerken (57 Prozent) pro Kilowattstunde Strom rund 580 Gramm CO2 produziert. In Frankreich sind es unter 100, in China hingegen über 1.000 Gramm. In Österreich liegt der Wert bei 155 Gramm (Stand 2008).

Experten fordern nachhaltige Verkehrskonzepte

Förderungen für E-Autos sieht Greenpeace prinzipiell kritisch. „Es wäre vernünftiger, in öffentliche Verkehrsmittel zu investieren statt in die Individualmobilität.“ Am ehesten wäre für die Umweltschützer eine Änderung bei der Kraftfahrzeugssteuer (NoVA) vorstellbar, die für E-Autos geringer ausfallen soll. „In Österreich gibt es eine große Begeisterung für das Thema E-Mobilität“, so Westerhof. Von der Politik werde aber eher halbherzig gehandelt. Hier sei eine umfassendere Auseinandersetzung nötig, damit die entscheidenden Punkte gelöst werden können.

Auch Wagenhofer fordert ein nachhaltiges Umdenken: „Das CO2-Problem wird durch Strom nicht gelöst. E-Autos müssen auch Parkplätze suchen und stehen im Stau. Langfristig muss an neuen Verkehrskonzepten gearbeitet werden, etwa an der Integration von E-Autos in die öffentlichen Verkehrsmittel.“

Nayla Haddad, ORF.at

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