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Architekturskulptur „Leviathan“

Statt unter die monumentale Glaskuppel des Pariser Grand Palais führt der Eingang ins Innere eines riesigen, leicht transparenten Ballons. Damit ist dem Londoner Künstler Anish Kapoor der erste Aha-Effekt gelungen. „Leviathan“ hat der indisch-stämmige Bildhauer seine raumbildende Architekturskulptur für die vierte Monumenta-Schau in Paris genannt.

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Leviathan ist in der jüdisch-christlichen Mythologie ein Seeungeheuer. „Ein Seeungeheuer ist groß, unförmig, unkontrollierbar, und es provoziert Emotionen“, sagte Kapoor. Das ist dem Künstler auch gelungen, der nach Christian Boltanski, Richard Serra und Anselm Kiefer das rund 13.500 Quadratmeter große Grand Palais noch bis zum 23. Juni bespielt: die Lust zu wecken, in das Innere des Ballons zurückzukehren, um sich erneut von der Raumkonfrontation und dem kaleidoskopartigen Farb- und Schattenspiel verwirren und faszinieren zu lassen.

Skulptur der Monumenta-Ausstellung in Paris

APA/EPA/Etienne Laurent

Die riesige Installation lässt die Besucher der Ausstellung wie Zwerge erscheinen.

Drei Öffnungen führen in das Höhlengebilde

Denn wie ein Seeungeheuer wirkt der riesige Ballon mit seinen drei Öffnungen, die sich ins Unendliche zu erstrecken scheinen. Das Spiel mit Raum, Leere, Licht und Farbe verdichtet sich in dieser Großinstallation zu einem beeindruckenden Erlebnis.

Von außen ist sie nicht mit einem Blick zu erfassen. Man muss um sie herumgehen oder von einer der Galerien auf sie blicken, um ihre Struktur erkennen zu können, die drei großen Kegeln gleicht, die sternförmig angeordnet sind.

Skulptur der Monumenta-Ausstellung in Paris

APA/EPA/Etienne Laurent

Die durchlässige Membran der Ballons lässt das Innere des Werks zu einer geheimnisvoll rot leuchtenden Tunnelwelt werden.

Inspirationen aus Indien

Seit den 1980er Jahren produziert der 1954 in Indien geborene und nun in London lebende Kapoor Skulpturen, die von seinem Geburtsland inspiriert sind. Sein Thema ist die „Erforschung der Wechselwirkung von Objekt, Abbild und Idee“, wie es im Pressetext heißt. Viele seiner Skulpturen drehen sich um Leere, Transformation, Immaterialität, Glaube und Leidenschaft.

Von Kapoor stammt auch der Entwurf für eine 115 Meter hohe Skulptur für die Olympischen Spiele 2012 in London, eine Konstruktion, die aus ineinander verdrehten Stahlstreben besteht und an die Form einer orientalischen Wasserpfeife erinnert. Als Spitze ist eine Aussichtsplattform geplant. Der Stahlturm soll auch nach den Olympischen Spielen bestehen bleiben.

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