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Misrata weiter unter schwerem Beschuss

Bei der letzten TV-Ansprache von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi in der Nacht auf Samstag ist es mehrmals zu Bildausfällen gekommen - weil NATO-Jets genau während der Rede das Gelände, auf dem sich der Sender befindet, bombardierten. Für die libysche Regierung ist klar, dass Gaddafi das Ziel des Bombardements war.

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Staatliche Medien sprachen von einem Mordversuch an Gaddafi. „Der Revolutionsführer ist zum Ziel geworden“, hieß es im staatlichen Fernsehen unmittelbar nach Gaddafis Ansprache. Die NATO wollte weder bestätigten noch dementieren, dass der Angriff Gaddafi selbst galt. Drei Ziele in der Nähe der Fernsehanstalt wurden offenbar getroffen, während am TV-Gebäude angeblich kein Schaden entstand.

„Werde hier bis zum Tod kämpfen“

Die Luftangriffe während Gaddafis insgesamt 80-minütiger Fernsehansprache verursachten große Krater vor dem Büro des Generalstaatsanwalts und trafen zwei weitere Regierungsgebäude. Ob dabei Menschen ums Leben kamen, war nicht unmittelbar klar. Gaddafi selbst wirkte bei der Rede gereizt und unkonzentriert und nestelte ständig in handgeschriebenen Notizen herum.

Erneut erklärte Gaddafi bei der Rede, er sei zu einem Waffenstillstand bereit, werde aber niemals die Macht abgeben. Die NATO müsse „jede Hoffnung auf einen Weggang Muammar Gaddafis aufgeben“, sagte er. Zudem habe er „keine offizielle Funktion, von der ich zurücktreten kann. Ich werde mein Land nicht verlassen, und ich werde hier bis zum Tod kämpfen“.

Gaddafi leugnet Angriffe auf Zivilisten

„Wir sind bereit, mit Frankreich und den USA zu verhandeln, aber ohne Bedingungen“, fügte er hinzu. „Wenn Sie das Öl wollen, werden wir Verträge mit Ihren Firmen abschließen, es ist nicht nötig, Krieg zu führen.“ Die Libyer könnten ihre Probleme untereinander lösen, ohne zu kämpfen. Die Rebellen bezeichnete er als „Terroristen“, die aus Algerien, Ägypten, Tunesien und Afghanistan kämen.

Gaddafi betonte in seiner Rede zudem, wie sehr ihn sein Volk liebe. Er sei für die Libyer „heiliger als der Kaiser von Japan für sein Volk“ und „ein Symbol und ein Vater“. Zudem wies er Vorwürfe über großangelegte Angriffe auf Zivilisten zurück. Die NATO solle ihm 1.000 Menschen zeigen, die im Konflikt ums Leben gekommen sein, forderte er die Allianz heraus.

Weiter heftige Gefechte um Misrata

Die Angebote für Verhandlungen und einen Waffenstillstand wurden sowohl von den Rebellen als auch vonseiten der UNO mit dem Verweis darauf zurückgewiesen, dass Gaddafi bereits unzählige Male einen Waffenstillstand versprochen, sich aber nie daran gehalten habe. Weiterhin nahmen Gaddafis Truppen auch die Hafenstadt Misrata unter heftigen Beschuss.

Samstagfrüh lieferten sich Rebellen und Regierungstruppen weiter heftige Gefechte um den Flughafen im Südwesten der Stadt. Ärzte sagten, es würden ständig neue Tote und Verwundete eingeliefert. Auch der Westen der 400.000-Einwohner-Stadt war erneut Ziel von Granaten- und Raketenangriffen. Nach NATO-Angaben verlegten Gaddafis Truppen im Hafen von Misrata Minen, um Hilfslieferungen für die Stadt zu verhindern.

Militärische Pattsituation

Nach Wochen mit abwechselnden Landgewinnen und Rückschlägen aufseiten der Gaddafi-Truppen wie auch der Aufständischen ist es zu einer Pattsituation gekommen. Weder Rebellen noch Regierungstruppen können einen entscheidenden Durchbruch erzielen. Die NATO, die mit Luftangriffen Zivilisten schützen soll, beobachtet die Entwicklung mit Unruhe. Die Rebellen fordern ein stärkeres Eingreifen. Kritiker monieren umgekehrt, die Allianz überschreite schon jetzt ihr UNO-Mandat.

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