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Grünbuch zur Unternehmensführung

Die EU-Kommission will durch mehr Frauen in den Aufsichtsräten die Steuerung europäischer Konzerne verbessern und denkt deswegen auch über eine Frauenquote nach. Frauen pflegten andere Führungsstile, seien fleißiger beim Besuchen der Aufsichtsratssitzungen und hätten einen „positiven Effekt auf die kollektive Intelligenz einer Gruppe“.

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Das schreibt die EU-Kommission in ihrem Diskussionspapier vom Vorjahr, dem „Grünbuch zur Unternehmensführung“. Allerdings seien nur zwölf Prozent der Sitze in den Aufsichtsräten börsennotierter europäischer Unternehmen von weiblichen Mitgliedern besetzt.

Wenn hier nicht gehandelt werde, könne es noch Jahrzehnte bis zu einer größeren Ausgeglichenheit zwischen den Geschlechtern in den Gremien dauern, heißt es in dem Papier, mit dem die Kommission eine Diskussion anregen und mögliche gesetzliche Regelungen einleiten will. Auch eine größere Anzahl von Universitätsabsolventinnen wird der Einschätzung der Kommission zufolge an dieser Situation nichts ändern. Nachgedacht werde daher über verschiedene Maßnahmen „wie die Einführung von Quoten“, hieß es in einer Kommissionserklärung.

Kein Fortschritt in Deutschland

Der für das Grünbuch verantwortliche EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier sowie die Grundrechtekommissarin Viviane Reding stehen einer solchen Quote positiv gegenüber. Die Stellung von Frauen in Spitzenpositionen in der Wirtschaft ist auch Thema in Deutschland: Im Frühjahr vergangenen Jahres erklärten sich die 30 führenden deutschen Unternehmen in einem Spitzentreffen mit mehreren Ministern der deutschen Regierung dazu bereit, eigene Vorgaben zur Erhöhung des Frauenanteils zu veröffentlichen. In einen Stufenplan zur Einführung einer Quote willigten sie jedoch nicht ein.

Geändert hat sich seitdem nichts: Der Frauenanteil in den Vorständen der 200 führenden deutschen Unternehmen lag 2011 wie im Vorjahr insgesamt unverändert bei drei Prozent, wie aus dem am Mittwoch vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin veröffentlichten sogenannten Managerinnen-Barometer hervorgeht. Der Anteil in den Aufsichtsräten der Top 200 stieg im Vergleich zum Vorjahr leicht von 10,6 Prozent auf 11,9 Prozent.

Mischung von Nationalitäten

In Österreich einigte sich die Regierung bei der Frauenquote Mitte März auf einen Kompromiss. Der Frauenanteil in Aufsichtsräten von staatsnahen Betrieben soll demnach bis 2018 auf 35 Prozent angehoben werden. Sollte die Quote nicht erreicht werden, sind allerdings keine Sanktionen vorgesehen.

Der EU-Kommission geht es jedoch nicht nur um die Anzahl von Frauen in den Aufsichtsräten, sondern auch um eine bessere Zusammensetzung der Gremien insgesamt. „In der derzeitigen wirtschaftlichen Lage müssen wir mehr als jemals zuvor sicherstellen, dass Unternehmen gut geführt werden“, erklärte Barnier. „Zu viel kurzfristiges Denken hatte katastrophale Folgen.“

Als Möglichkeit für ein effektiveres Arbeiten wird eine Mischung nicht nur beim Geschlecht, sondern etwa auch hinsichtlich von Qualifikationen und Nationalitäten genannt.

Mandate begrenzen

In dem Diskussionspapier schlägt die Kommission zudem vor, die Anzahl der Mandate zu begrenzen, die ein Vertreter in verschiedenen Aufsichtsräten innehaben darf. Das sei eine einfache Lösung, um sicherzustellen, dass ein Aufsichtsratmitglied genügend Zeit der Überwachung eines Unternehmens widme.

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