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Dutzende Tote in Misrata

Nach dem Eingreifen der NATO in den Libyen-Konflikt hat die Regierung in Tripolis nach Angaben von UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon erneut einen Waffenstillstand angekündigt. Ban berichtete am Dienstagabend in Tunesien auf einer Pressekonferenz, der libysche Ministerpräsident Al-Baghdadi Ali al-Mahmudi habe ihn angerufen und darüber informiert. Über die Auswirkung dieser Ankündigung auf die Fronten in Libyen lagen zunächst keine Berichte vor.

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Die libysche Führung hatte schon am Freitag, wenige Stunden nach Verabschiedung der UNO-Resolution zur Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen, eine sofortige Feuerpause angekündigt. Trotz dieser Ankündigung setzten die Truppen von Muammar al-Gaddafi ihre Angriffe auf die Aufständischen unvermindert fort.

Die schweren Luftangriffe auf Ziele in Libyen zeigten auch am vierten Tag in Folge keine entscheidende Wirkung. Al-Gaddafi ging weiter brutal gegen die Rebellen im Osten des Landes vor. Allein bei Gefechten in der Stadt Misrata sollen in den vergangenen Tagen 40 Menschen getötet worden sein. Al-Gaddafis Truppen setzten schwere Artillerie auch in der Stadt Sintan gegen die Rebellen ein.

US-Kampfflugzeug abgestürzt

Drei Tage nach Beginn des Militäreinsatzes verlor das internationale Bündnis außerdem seinen ersten Kampfjet: Eine US-Maschine vom Typ F-15E Strike Eagle stürzte nach vorläufigen Erkenntnissen wegen eines technischen Defekts im Nordosten des Landes ab, wie das US-Afrika-Kommando mitteilte. Beide Piloten hätten sich mit dem Schleudersitz retten können und seien in Sicherheit.

Personen stehen auf einem F-15-Wrack

Reuters/Suhaib Salem

Die F-15E stürzte vermutlich wegen technischer Probleme ab.

Zudem kam es am Dienstag zu einem ersten direkten Luftkampf, in dessen Verlauf nach Angaben des arabischen Nachrichtensenders al-Jazeera ein libyscher Jet östlich von Bengasi abgeschossen wurde.

„Sie greifen Zivilisten an“

Der Einsatz des Bündnisses konzentrierte sich in der Nacht auf Dienstag vor allem auf Militärflughäfen und Stützpunkte der libyschen Marine. Nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums wurden die Truppen Al-Gaddafis bei ihrem Versuch, die Rebellenhochburg Bengasi einzunehmen, gestoppt. Die Operation zeige einen „echten Effekt“.

Wie US-Marinekommandant Samuel Locklear sagte, habe Al-Gaddafi aber nicht auf die Forderung des Bündnisses nach einem Abzug aller Truppen aus einigen Städten reagiert. Jetzt werde geprüft, wie Al-Gaddafi zum Rückzug seiner Truppen bewegt werden könne. Die Truppen des Diktators hätten sich bisher nicht aus den Städten Misrata, Sawija und Abschdabija zurückgezogen. „Sie greifen Zivilisten in Misrata an und verletzen die Resolution des UNO-Sicherheitsrats.“

Über die Angriffe in der Nacht auf Dienstag sagte ein Sprecher der libyschen Regierung, dass es vor allem auf dem Luftwaffenstützpunkt Kadabija in Sirte „zahlreiche Opfer“, darunter auch Zivilisten, gegeben habe.

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