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Bange Blicke auf die Wettervorschau

Die Windbedingungen in Japan sollten den Großraum Tokio vorerst vor einer möglichen radioaktiven Wolke schützen. Doch viele Bewohner wollen nicht länger passiv auf die Krise reagieren - und sie verlassen teilweise die Stadt.

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Der Wind über dem schwer beschädigten Reaktorkomplex Fukushima I wird von Norden kommend an der Pazifikküste entlangziehen und dann aus Nordwest kommen und damit mögliche Schadstoffe in den Pazifik hinaustragen, teilte das japanische Wetteramt mit. In Höhen von über 1.000 Metern blieb es bei der kräftigen Westströmung von der japanischen Küste auf den Pazifik.

Progonse der radioaktiven Wolke

AP/Kin Cheung

Ein Meteorologe erklärt den erwarteten Weg der nuklearen Wolke.

Wetter kann sich schnell ändern

Nachdem jeden Tag neue Schreckensmeldungen aus Fukushima I kommen, kann sich gerade in der Metropolregion Tokio niemand in Sicherheit wähnen. Was passieren wird, ist nicht abzuschätzen. Das Wetter könne sich schnell ändern, betont etwa die UNO-Wetterbehörde. Eine Vorhersage für die kommenden zwei, drei Tage könne nicht gegeben werden. Für Tokio erwartet man beim staatlichen Sender NHK Temperaturen von zwölf Grad. Der Wind sollte weiterhin mit der starken Nordwestbrise wehen.

Der Großraum Tokio mit seinen 35 Millionen Einwohnern liegt etwa 240 Kilometer südwestlich der Atomanlage Fukushima I.

Tokio wird nervöser

Viele Tage zeigten Fernsehbilder Japaner, die äußerlich ruhig und gefasst auf die apokalyptisch anmutenden Katastrophen in ihrem Land reagierten. Doch nun ist auch den vielen Millionen Menschen in Tokio allmählich die Angst anzumerken. Denn während sie das Erdbeben von Freitag vergleichsweise glimpflich überstanden und vom Tsunami verschont blieben, fürchten sie nun, dass Radioaktivität die Hauptstadt erreichen könnte.

Tokioter rüsten sich für Ernstfall

Die Tokioter wappnen sich für den Ernstfall, kaufen Wasser, haltbare Lebensmittel und Atemschutzmasken. In den Kaufhäusern sind die Überlebensausrüstungen bereits ausverkauft. Mit Hamsterkäufen stellen sich die Hauptstadtbewohner darauf ein, längere Zeit in ihren Häusern bleiben zu müssen.

Tokio ist bereits eine andere Stadt geworden. Die sonst geschäftige Metropole, in deren Großraum mehr als 30 Millionen Menschen leben, ist ungewöhnlich ruhig. Die Einwohner kleben an ihren Fernsehgeräten, und wer doch in die Innenstadt geht, kann auf Großbildleinwänden die Nachrichten verfolgen.

Nur wenig Radioaktivität in Tokio gemessen

Bisher seien, so die Behörden, geringe Mengen Radioaktivität in Tokio gemessen worden. Eine Gefahr für die Gesundheit bestehe nicht, versicherten die Behörden. Bei einer normalen Röntgenuntersuchung werden 20 Mikrosievert abgegeben.

Viele Menschen in Tokio wollen aber nicht abwarten, ob das Schlimmste eintritt. So wie es bereits viele Ausländer getan haben, versuchen sie, aus der Stadt zu gelangen, in Richtung Süden zu fahren, möglichst weit weg. Auf dem Bahnhof Shinagawa, von wo aus die Züge Richtung Süden fahren, warten Menschen dicht gedrängt auf den Bahnsteigen. An Kinder und Koffer geklammert, hoffen sie, der Megacity entfliehen zu können.

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