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Was ist „Open Government Data“?

Der Begriff „Open Government Data“ (OGD) ist als Strategie eines Staates zur Öffnung von Regierungs- und Verwaltungsdaten zu verstehen. Dieser Strategie liegt die Idee von „Open Data“ zugrunde. Als offene Daten werden Datenbestände bezeichnet, die im Interesse der Allgemeinheit ohne Einschränkungen zur freien Nutzung, Verbreitung und Weiterverwendung frei zugänglich gemacht werden.

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In Österreich macht sich seit knapp einem Jahr die private Initiative OGD Austria für die Veröffentlichung von Regierungs- und Verwaltungsdaten stark.

„Wir wollen einen besseren und allgemeinen Zugang zu öffentlichen (nicht personenbezogenen) Daten durch Mash-ups (= Erstellung neuer Inhalte durch die nahtlose Kombination bereits bestehender Inhalte) und neuartige Benutzerschnittstellen ermöglichen, sowie die Verfügbarkeit dieser Daten für Forschungszwecke durch semantischen Datenaustausch erleichtern“, heißt es auf der Homepage von OGD Austria.

Am 16. Juni 2011 veranstaltet die OGD Austria eine Fachkonferenz. Zeitgleich soll auch ein „Weißbuch Österreich“ dazu erscheinen.

„Open“ steht also nicht für völliges Öffnen oder gratis, sondern vor allem für den Abbau von Barrieren bezüglich des Zugangs, erläuterte Martin Kaltenböck von OGD Austria. Die Initiative empfiehlt die Orientierung an den acht Open-Government-Data-Prinzipien die von 30 US-Juristen erstellt wurden:

Vollständigkeit

Es sollen möglichst alle öffentlichen Daten die es gibt, zur Verfügung gestellt werden. Als öffentliche Daten werden jene verstanden, die nicht dem Datenschutz- sowie Sicherheits- oder Zugangsbeschränkungen unterliegen.

Primärquelle

Die Daten sollen aus Primärquellen stammen. Es sollen somit Rohdaten zur Verfügung gestellt werden und keine Interpretationen oder veränderte Daten.

Zeitnah

Die Daten sollen möglichst zeitnah verfügbar sein, so dass sie nicht an Wert beziehungsweise an Bedeutung verlieren. Als zeitnah gelten für Kaltenböck zwei bis vier Wochen, ein halbes Jahr sei zu lange. Am gefragtesten wären natürlich Daten in Echtzeit.

Zugänglich

Die Daten sollen möglichst vielen Nutzern für möglichst viele Verwendungszwecke bereitgestellt werden.

Maschinenlesbar

Wichtig ist, dass die Daten nicht nur für Menschen, sondern auch für Maschinen lesbar sind, damit sie für die automatisierte Verarbeitung strukturiert eingesetzt werden können.

Nicht diskriminierend

Die Daten sollen für alle verfügbar sein, ohne dass es einer vorherigen Registrierung des Nutzers bedarf. Das werde sicherlich auch in Österreich ein großes Thema, so Kaltenböck. Mit einer Registrierung seien Rückschlüsse auf Personen möglich, die es aus datenschutzrechtlichen Gründen zu vermeiden gebe.

Nicht proprietär

Die Daten sollen in offenen bzw. in standardisierten Formaten bereitgestellt werden.

Lizenzfrei

Die Daten sollen - sofern möglich - keinem Urheberrecht oder Patent unterliegen.

Ein weiterer Punkt der für die Initiative wichtig ist, ist die Qualitätssicherung von Daten. Dafür gibt es verschiedene Ansätze. „Einerseits kann die öffentliche Hand seinen Stempel auf Datensätze draufgeben mittels ‚powered by‘“, meinte Kaltenböck. Neben dem „offiziellen Trust-Stempel“ wäre die zweite Möglichkeit, die Daten von der Internetcommunity bewerten zu lassen.

Die Initiative ist international vernetzt. Momentan gibt es in der EU und Norwegen sieben bereits laufende OGD-Initiativen. Weitere zwölf Länder sind gerade dabei, welche aufzusetzen, wobei sich Österreich nicht darunter befindet. Auch Organisationen wie die Vereinten Nationen (UN) und Eurostat haben bereits Datenportale gelauncht. In Österreich gibt es bisher nur ein Datenportal zu erneuerbaren Energien, das im Sinne von OGD geöffnet wurde.

Beispiele aus Österreich

Das österreichische Netzwerk zur Förderung von openSociety, openGovernment und openData in Österreich, kurz open3, zeigt an einigen Beispielen, was mit offenen Daten möglich wäre.

Ein Projekt von open3 beschäftigt sich mit den aktuellen Budgetkürzungen. Mit einer Tree-Map visuell aufbereitet, werden die Kürzungen in den verschiedenen Ressorts in farblichen Vierecken dargestellt, die je nach Einsparvolumen unterschiedlich groß sind.

Ein weiteres Projekt ist die kürzlich gestartete Plattform U-Bahn-Aufzug, die sich an die Fahrgäste der Wiener Linien richtet. Nutzer können Störungen, aber auch die Wiederinstandsetzung von Aufzügen und Rolltreppen in den Stationen melden. Die Informationen werden auf einer Karte visualisiert und können auch mit Fotos ergänzt werden. Theoretisch könnten auch die Wiener Linien diese Informationen in maschinenlesbarer Form freigeben, sodass sich die Website automatisch aktualisieren würde.

Claudia Glechner, ORF.at

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