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1.900 beige-braune Einladungen

Spätestens seit „Titanic“ mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet weiß man: Feiern auf dem Unterdeck macht mehr Spaß als im steifen Ballsaal. Ob es diese Erkenntnis war, die Prinz William und Kate Middleton bei den Einladungen für ihre Hochzeit am 29. April geleitet hat?

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In jedem Fall haben die beiden Wert darauf gelegt, ganz normale Menschen in die erlauchte Hochzeitsgesellschaft zu integrieren. „Viele werden sich sehr wundern, eine Einladung zu bekommen“, hatte das Büro von Prinz William im Londoner St. James’s Palace schon im Februar vieldeutig gemutmaßt. Inzwischen ist klar: Nicht nur Könige und Staatsmänner, auch Fleischhauer und Briefträger sind mit von der Partie.

So hat die Hochzeit des Jahres, deren öffentlicher Teil wohl von Millionen Menschen in aller Welt im Fernsehen gesehen wird, auch ein wenig von einer Dorftrauung. Dass der Wirt des Stammpubs von Kates Familie in ihrem 2.000-Seelen-Heimatort Bucklebury, John Haley, dabei ist, war schon seit Tagen bekannt. Auch der örtliche Briefträger Ryan Naylor, immerhin in Diensten der Royal Mail, der jeden Tag die Fanpost zu den Middletons schleppt, darf mitfeiern.

Mit Kates Mutter bekannt

Fleischer Martin Fidler, der einen Sohn im gleichen Alter wie Prinz William hat, ist mit seiner Frau ebenfalls eingeladen. „Wir freuen uns sehr auf den Tag“, sagte er der „Sunday Times“. „Wir kennen Kates Mutter Carole schon länger als ihr Mann Mike“, sagte der bärtige Haudegen.

Eine Reihe von hochrangigen Anwärtern auf eine der 1.900 Einladungskarten mit Goldkante und dem königlichen Siegel „EIIR“ schaut dagegen durch die Finger. Die adelige Verwandtschaft aus Deutschland, Staatsmänner aus aller Welt, sogar manches gekrönte Haupt - viele von ihnen gingen leer aus.

Dafür holen sich der künftige König von Großbritannien und seine Auserwählte Otto Normalverbraucher aufs Fest. Auch einige Mitglieder des königlichen Haushalts im Buckingham-Palast werden dabei sein, sogar Obdachlose sollen zu den Gästen zählen - William hat schon einmal eine Nacht in Londons Straßen verbracht, weil er sich für die Sorgen Wohnungsloser einsetzt und ihre Nöte kennenlernen wollte.

„Waren völlig überrascht“

Auch für Chan Shingadia und ihren Ehemann Hash ist der 29. April wohl der Tag ihres Lebens. Das aus Indien stammende Ehepaar betreibt das örtliche Geschäft in Kates Heimatdorf. Als Briefträger Ryan ihnen einen der 1.900 beige-braunen Umschläge vorbeibrachte, waren sie völlig überrascht. „Wir sind jetzt seit 13 Jahren hier und kennen Kate wirklich gut - sie kommt zwei-, dreimal die Woche vorbei, wenn sie im Dorf ist“, sagte Chan.

Dass es dann tatsächlich für eine Einladung zur Hochzeit reichte, haben die Shingadias vielleicht ihrem Sortiment zu verdanken. Neben einer Auswahl an Obst und Gemüse haben sie stets ausreichend Vorräte an Haribo-Süßigkeiten im Geschäft: „Das mögen sie beide“, sagte die 42 Jahre alte Kauffrau. Und natürlich die Eiscreme mit Minzgeschmack für William.

Michael Donhauser, dpa