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Prinz unter Beschuss

Die Rolle des britischen Prinzen Andrew als Handelsrepräsentant seines Landes steht einem Zeitungsbericht zufolge zur Disposition. Die Regierung plane eine Überprüfung der Aufgaben des zweitältesten Sohnes von Queen Elizabeth II., berichtete der „Daily Telegraph“ am Montag unter Berufung auf Regierungskreise in London.

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Anlass sind die Verbindungen von Prinz Andrew zu dem US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein, einem verurteilten Pädophilen, die seit Tagen in den britischen Medien für große Aufregung sorgen. Möglicherweise werde der Herzog von York seine Rolle als Handelsrepräsentant des Vereinigten Königreichs ganz verlieren, schreibt das Blatt.

Prinz Andrew war schon in der Vergangenheit immer wieder für Skandale gut und hatte mehrere umstrittene Vebindungen. Am schwersten wiegt aber eindeutig die Freundschaft zum verurteilten Kinderschänder Epstein. Im Dezember soll Andrew vier Tage bei dem schwerreichen US-Magnaten in New York gewesen sein - unter anderem, um dessen Entlassung aus der Haft zu feiern.

Andrew und 17-Jährige

Vergangene Woche tauchten Bilder aus dem Jahr 2001 auf, die Andrew mit einer 17-Jährigen zeigen. Bei der jungen Frau handelt es sich um die Zeugin im Prozess gegen Epstein. Sie soll dessen Privatmasseurin gewesen sein und hatte ausgesagt, es habe zu ihren „Pflichten gehört, sich von Epsteins erwachsenen Freunden, darunter Mitglieder von Königshäusern, sexuell benutzen zu lassen“, zitiert der „Daily Telegraph“ aus Prozessunterlagen.

18 Monate Haft

Jeffrrey Epstein war zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden und hatte mehr als ein Jahr gesessen. 24 minderjährige Mädchen hatten Missbrauchsvorwürfe gegen ihn erhoben. Der Freund des Prinzen soll sie zu Oben-ohne-Massagen gezwungen haben, in einigen Fällen sei es zum Sex gekommen.

Dafür, dass Andrew gemeint war, gibt es aber keine näheren Anhaltspunkte. Er ließ inzwischen mitteilen, es werde künftig keine Bilder mehr geben, auf denen er und Epstein zu sehen seien. Am Wochenende gab es dann Berichte, das FBI wolle den Fall erneut untersuchen, und Andrew könne eine Befragung drohen.

Die „Daily Mail“ berichtete, dass Sarah Ferguson, die notorisch mittellose Ex-Frau des Prinzen, durch dessen Vermittlung 15.000 Pfund (17.400 Euro) von Epstein erhalten habe, um ihre Schulden zu bezahlen. Das Geld ging demnach direkt an Fergusons früheren Sekretär, dem sie umgerechnet mehr als 90.000 Euro schuldete.

Prinz Andrew

AP/Marco Ugarte

Der Prinz in offizieller Mission

„Große Besorgnis“

Prinz Andrew ist seit 2001 britischer Sonderbeauftragter für internationalen Handel und Investitionen. Als solcher habe er „viel Gutes“ für Großbritannien getan, versuchte der konservative Außenminister William Hague zu beruhigen. Mittlerweile setzte allerdings Premierminister David Cameron ein Briefing an, um sich über das ganze Ausmaß der Vorwürfe gegen den Prinzen zu informieren. „Daily Mail“ berichtete, mehrere Minister hätten zudem „off the record“ angedeutet, dass sie Andrew „keine Träne nachweinen“ würden. Der Labour-Abgeordnete Chrys Bryant forderte bereits offen den Rücktritt.

„Airmiles-Andy“

Genüsslich breitet die britische Presse seit Tagen Bericht um Bericht aus. Alle sind voll mit teils schlüpfrigen Details und zeigen, in welch oft zwielichtigen Kreisen sich seine Hoheit die Zeit vertrieben hat. So lud der Herzog von York unter anderen Saif al-Islam, den Sohn von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi, in den Buckingham-Palast ein. Auch Andrews Essen bei Hofe mit dem Schwiegersohn des despotischen tunesischen Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali, Sacher al-Materi, nur drei Monate vor den Unruhen kommt in Westminster nicht so gut an.

Der Verkauf von Andrews Anwesen Sunninghill Park an seinen kasachischen Freund Timur Kulibajew - zum völlig überhöhten Preis von 15 Millionen Pfund - gehört ebenso in die Liste der dubiosen Ereignisse aus dem Umfeld des Prinzen.

Prinz Andrew zieht schon lange Skandale an. Frauengeschichten begleiteten „Randy Andy“ („scharfer Andy“) durch die frühen Jahre. Die Ehe mit und Scheidung von Sarah „Fergie“ Ferguson war in der Summe auch kein Imagegewinn. Weil er in den vergangenen zehn Jahren in seinem Regierungsjob den Steuerzahlern allein vier Millionen Pfund (rund 4,8 Mio. Euro) Reisespesen in Rechnung stellte, wird er öffentlich als „Airmiles-Andy“ verhöhnt.

„Andeutungen haltlos“

Zunächst sah es so aus, als könnten Andrew und seine PR-Strategen den Generalangriff locker kontern. „Die Andeutungen und Unterstellungen, die in Bezug auf den Prinzen gemacht wurden, sind haltlos“, schrieb sein Privatsekretär Alastair Watson in einem offenen Brief an die „Times“. Doch die Kritiker in Regierung und Parlament, vereint mit fast der gesamten britischen Presse, lassen nicht locker. Mittlerweile spricht viel dafür, dass sich Andrew bald einen neuen Job suchen muss.

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