Hygieneprobleme und Unterversorgung
Trotz Verbesserungen im Gesundheitswesen mehrerer afrikanischer Staaten ist die Mütter- und Kindersterblichkeit auf dem Kontinent nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF weiterhin inakzeptabel hoch. „Jede Frau, die im Kindbett stirbt, ist eine zu viel“, sagte Elhadj As Sy, UNICEF-Regionaldirektor für das östliche und südliche Afrika in Nairobi.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Doch was in Europa ein tragischer Einzelfall ist, ist in Afrika Alltag: „Jedes Jahr werden in Afrika rund 30 Millionen Frauen schwanger - und 125.000 Frauen und 870.000 Neugeborene sterben innerhalb der ersten Woche nach der Geburt.“
Viele der Todesfälle könnten vermieden werden: Infektionen durch mangelhafte hygienische Verhältnisse, Komplikationen bei Geburten zu Hause, ohne Arzt oder Hebamme, unterernährte, geschwächte Mütter, die den Strapazen einer schwierigen Geburt nicht gewachsen sind.
Probleme in den ländlichen Regionen
„Eine Reihe von Staaten hat große Fortschritte erzielt“, sagte Sy und nannte als Beispiel etwa Malawi und Sierra Leone, wo kostenlose Gesundheitsversorgung für Schwangere und Kleinkinder eingeführt wurden. „Aber es gibt fast überall in den ländlichen Regionen nicht genügend medizinisches Personal, viele Frauen haben nur traditionelle Geburtshelferinnen, die bei Komplikationen überfordert sind.“
Hinzu kommt: In den zahlreichen Konflikten des Kontinents sind es Frauen und Kinder, die Hilflosesten der Bevölkerung, die als Erstes unter einer Verschlechterung der Lebensverhältnissen leiden. Ob Rekrutierung von Kindersoldaten oder massenhafte Vergewaltigungen in Krisenregionen wie dem Ostkongo: „Diejenigen, die für die Situation nicht verantwortlich sind, leiden am meisten“, betonte Sy.
Frauen häufiger HIV-positiv
Mit sexueller Gewalt, aber auch durch das Sexualverhalten vieler afrikanischer Männer, die ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer Reihe von Partnerinnen trotz des Wissens um die Gefahr einer HIV-Infektion haben, hat sich die Zahl der Aids-Erkrankungen von Frauen massiv ausgebreitet. „Die Zahl der HIV-infizierten jungen Frauen ist deutlich höher als bei gleichaltrigen Männern“, sagte Sy. „Und in vielen Ländern der Region ist Aids die vierthäufigste Todesursache bei Kindern nach Malaria, Lungenentzündung oder Durchfallerkrankungen.“
Doch selbst wenn im Gesundheitswesen bessere Strukturen verankert werden: „Das schwere Gewicht der Tradition liegt auf den Schultern der Frauen und Mädchen“, weiß Sy mit Blick auf Genitalverstümmelung und Verheiratung junger Mädchen, die körperlich häufig noch nicht entwickelt genug sind für eine Schwangerschaft. Beides führt oft zu Komplikationen bei der Geburt. „Die Frauen müssen gestärkt werden und lernen, dass sie Rechte haben. Dabei müssen aber auch die Männer einbezogen werden und erkennen: Kulturen haben sich zu allen Zeiten gewandelt. Auch diese schädlichen kulturellen Traditionen müssen nicht beibehalten werden.“
Eva Krafczyk, dpa
Link: