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Jahrelange Diskussion über Rückgabe

Seit Anfang der 1990er Jahre sorgt sie regelmäßig für Schlagzeilen: die „Federkrone des Montezuma“. Der im Wiener Völkerkundemuseum aufbewahrte Kopfschmuck soll dem 1520 getöteten letzten Azteken-Herrscher Montezuma gehört haben, wurde immer wieder argumentiert. Er habe für mexikanische Ureinwohner eine große historische und spirituelle Bedeutung und solle daher an Mexiko zurückgegeben werden.

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Der ehemalige Bundespräsident Thomas Klestil hatte sich Mitte der 1990er Jahre für eine Prüfung der Rückgabe ausgesprochen, ansonsten hatte sich die österreichische Politik stets auf Experten berufen, die den direkten Zusammenhang mit Montezuma bestritten und den rechtmäßigen Erwerb des wertvollen Stückes betonten.

Der mit den grünen Federn des Quetzal-Vogels und Goldplättchen geschmückte „penacho“ sei keine Herrscherkrone von Montezuma (richtiger: Motecuhzoma II. Xocoyotzin) gewesen, sondern von aztekischen Priestern bei Ritualen getragen worden, hieß es seitens der Experten. Der letzte Azteken-Kaiser (1466 - 1520), der vor seiner Wahl zum Herrscher 1502 Hohepriester des Kriegsgottes Huitzilopochtli war, wurde im November 1519 in seiner Hauptstadt Tenochtitlan von dem spanischen Eroberer Hernan Cortes (1485 - 1547) gefangen genommen. Ende Juni 1520 kam er unter nie geklärten Umständen ums Leben.

Weg nach Europa unklar

Die Behauptung, dass es sich bei dem Kopfschmuck um ein Geschenk Montezumas an Cortes handelt, wird von Fachleuten bestritten. Wie die Federkrone nach Europa gelangte, ist ungeklärt. Ein gutes Dutzend dieser Stücke soll im 16. Jahrhundert auf verschiedenen Wegen verschifft worden sein. Der Wiener Federkopfschmuck scheint 1575 erstmals im Inventar der Kunstkammer des Grafen Ulrich von Montfort auf und ging 1590 durch Kauf in den Besitz von Erzherzog Ferdinand von Tirol über.

1880 gelangte der Kopfschmuck durch Tausch aus habsburgischem Familienbesitz an das Wiener Naturhistorische Museum, aus dessen anthropologisch-ethnographischer Abteilung 1928 das heutige Museum für Völkerkunde entstand.

Nachbildung in mexikanischem Museum

In Mexiko hat der Federschmuck für manche Interessengruppen den Rang eines nationalen Kleinods gewonnen. Im Museum für Anthropologie in Mexiko-Stadt befindet sich eine Nachbildung. In einer 1997 vorgestellten Publikation des Mexikanistik-Experten Ferdinand Anders und des damaligen Direktors des Museums für Völkerkunde, Peter Kann, hieß es: „Von der vorgeblichen ‚Krone Montezumas‘ als Identifikationsobjekt neonationaler Bestrebungen heißt es endgültig Abschied nehmen.“

Es gebe keinerlei Beweis dafür, dass es sich um ein Stück aus den „Gastgeschenken des Montezuma“ handle und dieses als Geschenk von Cortes an den spanischen König Kaiser Karl V. und schließlich von ihm an seinen Verwandten Erzherzog Ferdinand von Tirol weitergeschenkt worden sei.

Rückgabe oder Dauerleihgabe nicht geplant

Im Kunsthistorischen Museum verstehe man dennoch „den Wunsch Mexikos, die Krone dort zu zeigen“, sagte dessen Generaldirektorin Sabine Haag Ende Jänner. Doch zunächst müsse die „grundsätzliche Transportfähigkeit“ untersucht werden. Erst dann könne man über eine jedenfalls befristete Leihgabe entscheiden. An eine Rückgabe an Mexiko oder auch eine Dauerleihgabe sei nicht gedacht, betonte Haag.

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