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Regimegegner organisieren sich

Libysche Aufständische haben am Dienstag in der Stadt Bengasi einen Militärrat gegründet. Das Gremium solle die militärischen Kräfte gegen Machthaber Muammar al-Gaddafi organisieren und die Verbindung mit ähnlichen Räten in anderen „befreiten“ Städten herstellen, sagte die Oppositionsvertreterin Salwa Bugaigi.

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Ein oppositioneller Anwalt sagte, die genaue Zusammensetzung des Rates stehe noch nicht fest, doch würden diejenigen Offiziere bevorzugt, die seit Anbeginn an dem Aufstand beteiligt waren.

General Ahmed Katrani, der mit der Führung der aufständischen Streitkräfte in Bengasi beauftragt ist, schloss einen Marsch auf die Hauptstadt Tripolis aus, wie ihn mehrere Offiziere in den vergangenen Tagen erwogen hatten. „Wir sind dort mit Oppositionellen in Kontakt, doch bitten sie uns, nichts zu unternehmen“, sagte Katrani, der nach Angaben von Bugaigi noch nicht als Mitglied des neuen Militärrats ernannt worden ist. Die Regierungsgegner in Tripolis seien überzeugt, die Hauptstadt aus eigener Kraft unter ihre Kontrolle zu bekommen, sagte Katrani.

Fußmarsch Richtung Tripolis

Dem General zufolge sind mehrere Gruppen von Freiwilligen von der östlichen Küstenmetropole aus durch die Wüste in das tausend Kilometer entfernte Tripolis aufgebrochen. „Sie bringen ihre Erfahrung nach Tripolis“, sagte Katrani. Nach Angaben des „Rekrutierungszentrums“ für Freiwillige in Bengasi wurde eine Gruppe von 40 Zivilisten und Soldaten bei Sirte von Anhängern Al-Gaddafis abgefangen. 18 wurden demnach getötet, andere hätten dagegen die Hauptstadt erreicht. Mehr als tausend Aufständische seien zudem in den Westen des Landes gelangt, der noch weitgehend unter Kontrolle Al-Gaddafis ist.

Verletzte zum Teil ins Ausland geschickt

Ärzte versuchten unterdessen, Dutzende Schwerverletzte für Operationen ins Ausland zu bringen. Einige hätten sie bereits auf einem Boot nach Tunesien geschickt, sagte Suhail al-Atrasch, der im kürzlich gebildeten Stadtrat von Bengasi für die Gesundheitsdienste zuständig ist. Seinen Angaben zufolge haben die Krankenhäuser Medikamente für neun Monate, auch Operationen liefen weitgehend normal.

Rund tausend Verwundete befänden sich in Behandlung, die Zahl der Todesopfer der Kämpfe zwischen Anhängern und Gegnern Al-Gaddafis liege bei mindestens 250. Die oppositionellen Kräfte hatten in der zweitgrößten Stadt Libyens vor gut einer Woche die Kontrolle übernommen.

Al-Gaddafis Sohn bestreitet Gewalt

Ein Sohn von Al-Gaddafi, Saif al-Islam, bestritt am Dienstagabend erneut, dass die Sicherheitskräfte des Landes mit Gewalt gegen Demonstranten vorgehen würden. Dafür gebe es keine Beweise, sagte Saif dem britischen Fernsehsender Sky News. „Zeigen Sie mir einen einzigen Beweis. Zeigen Sie mir die Bombardements. Zeigen Sie mir einen einzigen Angriff auf Zivilisten.“ Die Regierung sei bereit für Untersuchungskommissionen, egal aus welchem Land.

Zudem befänden sich Hunderte Reporter im Land, die gehen könnten, wohin sie wollten, um die Vorwürfe zu überprüfen, sagte Saif in dem Interview, das in der Hauptstadt Tripolis geführt wurde.

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