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Flucht zunehmend schwieriger

Angesichts der chaotischer und gefährlicher werdenden Sicherheitslage in Libyen werden immer mehr Ausländer aus dem Land herausgebracht. Doch das Land zu verlassen wird offenbar mit jedem Tag schwieriger. Ein österreichischer Fahrzeugkonvoi, der sich stundenlang durch das Chaos gekämpft hatte, überquerte am Donnerstagnachmittag wohlbehalten die Grenze nach Tunesien.

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Außenministeriumssprecher Peter Launsky-Tieffenthal bestätigte APA-Informationen, wonach ein Konvoi von sieben Fahrzeugen mit 15 Österreichern und zwei oder drei weiteren Personen mit fünf Begleitern des Außen-, Innen- und Verteidigungsministeriums „vor wenigen Minuten sicher Tunesien erreicht hat“.

Die Sicherheitslage im Großraum Tripolis sei sehr, sehr angespannt und unübersichtlich, die Kommunikationsmöglichkeiten - wenn überhaupt funktionierend - „sehr schwierig“, so Launsky-Tieffenthal Donnerstagvormittag gegenüber der APA. Bemühungen, jene Österreicher, die sich noch im Großraum Tripolis aufhalten, auf dem Landweg in Sicherheit zu bringen, seien aber „sehr weit fortgeschritten“, weitere Einsätze des Bundesheerflugzeugs derzeit aufgrund der herrschenden Sicherheitslage kein Thema.

Andere Staaten sollen helfen

Einigen Österreichern ist es laut Launsky-Tieffenthal schon auf eigene Faust gelungen, auf dem Landweg nach Ägypten auszureisen, eine weitere Handvoll schaffte es, auf dem Seeweg aus Libyen herauszukommen. Für jene Österreicher, die noch im Land festsitzen und ausreisen wollen, „stehen wir in Kontakt mit anderen Staaten, die Schiffe und Fähren organisieren, sowie mit Firmen, um deren Mitarbeiter - meistens von Ölfeldern - so sicher wie möglich zu den Häfen oder, wo möglich, auf dem Landweg nach Ägypten zu bringen“.

Die österreichischen Botschaften in Kairo und Tunis haben Mitarbeiter an die jeweiligen Grenzübergänge geschickt, um den dort ankommenden Menschen weiterzuhelfen.

Franzosen am Rückflug aus Libyen

APA/EPA/French Air Force/Sebastien Dupont

Franzosen in einem vollen Flugzeug auf dem Weg heim

„Unterschiedlich kontrollierte Sektoren“

Als erschwerend für alle diese Transportaktionen stellt sich laut Launsky-Tieffenthal allerdings zunehmend die Tatsache dar, dass die Routen zu den Grenzübergängen wie auch zu den Hafenstädten durch „unterschiedlich kontrollierte Sektoren“ führen, die zum Teil von Aufständischen, zum Teil noch von Al-Gaddafi-Treuen kontrolliert werden.

Per Luft- und Seeweg

Auch andere Länder wollen ihre Staatsbürger rasch aus Libyen bringen. So hat Russland mit vier Sondermaschinen des Zivilschutzes Hunderte seiner Bürger aus Tripolis ausgeflogen. In einer zweiten Phase ist laut dem Außenministerium in Moskau von Montenegro aus ein Passagierschiff nach Libyen unterwegs, das etwa 1.000 Russen, Türken und Serben aufnehmen soll.

Drei Flugzeuge der griechischen Luftwaffe sollten am Donnerstag griechische und andere EU-Bürger aus der libyschen Hauptstadt und der libyschen Wüste in Sicherheit bringen. Zwei griechische Fähren holten am Donnerstag Tausende Chinesen und Bürger anderer Staaten aus dem Hafen von Bengasi ab. Die Fähren nahmen nach Angaben der griechischen Küstenwache Kurs auf die griechische Insel Kreta. An Bord seien 4.600 Chinesen, 30 Thailänder und 30 EU-Bürger, in ihrer Mehrheit Griechen und Zyprioten, hieß es. Griechische Fähren sollen in den kommenden Tagen im Auftrag Pekings auch rund 15.000 Chinesen aus Libyen in Sicherheit bringen.

Ägypter verlassen Libyen mit ihrem Hab und Gut

APA/EPA/Mohamed Messara

Menschen überqueren die Grenze nach Tunesien.

Auch Deutschland schickt Schiffe

Eine französische Militärmaschine mit 165 Libyen-Touristen an Bord, die meisten unter ihnen Franzosen, landete in der Nacht auf Donnerstag in Paris. Die meisten von ihnen waren auf Wüstentrecks im Süden des Landes unterwegs gewesen und hatten von den Unruhen im Land nichts mitbekommen. Das Flugzeug startete im zentrallibyschen Sabha und landete kurz nach Mitternacht auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle.

Das deutsche Versorgungsschiff „Berlin“ sowie die Fregatten „Brandenburg“ und „Rheinland-Pfalz“ sind mit etwa 600 Soldaten an Bord unterwegs nach Libyen, hieß es am Donnerstag aus deutschen Militärkreisen. Sie sollten in wenigen Tagen dort eintreffen. Zuvor hatte das Außenministerium in Berlin mitgeteilt, dass am Mittwochabend ein Bundeswehr-Airbus und eine Lufthansa-Sondermaschine rund 100 Deutsche und Europäer aus Tripolis ausgeflogen hätten.

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