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Sohn stellt „Zukunftspläne“ vor

Der von Aufständischen umzingelte libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi will nicht aufgeben - auch seine Söhne kämpfen nach wie vor an der Propagandafront. Gaddafis Sohn Al-Saadi sagte in einem Telefoninterview mit der „Financial Times“ (Donnerstag-Ausgabe), 85 Prozent des Landes seien „sehr ruhig und sehr sicher“.

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Sein Bruder Saif al-Islam arbeite derzeit an einer Verfassung für Libyen. Bisher hat das nordafrikanische Land keine Verfassung. Sein Vater werde künftig als Berater einer neuen Regierung fungieren, sagte Al-Saadi, der sich bisher international vor allem als mittelmäßiger Fußballer hervorgetan hatte. „Mein Vater wird bleiben als großer Vater, der Ratschläge gibt.“

Saif al-Islam selbst widersprach in der Nacht auf Donnerstag im libyschen Rundfunk Berichten über Angriffe der libyschen Luftwaffe auf Zivilisten. Seit Beginn der Unruhen seien einige wenige Menschen gestorben. „Aber Leute! Von Hunderten oder Tausenden zu sprechen und von Luftangriffen, das ist ein Witz selbst vom militärischen Standpunkt aus“, sagte Saif al-Islam. „Denn wie kann man mit Flugzeugen Demonstranten angreifen, selbst wenn man töten will?“

Entsetzen über verbale Entgleisungen

Westliche Diplomaten sind entsetzt über die verbalen Entgleisungen von Saif al-Islam in den vergangenen Tagen. Er war von ihnen bisher eher als moderate Kraft innerhalb des Regimes angesehen worden. Inzwischen haben jedoch auch sie den Eindruck gewonnen, dass er ähnlich gewissenlos ist wie sein Vater. Auch der deutsche Außenminister Guido Westerwelle sagte am Mittwoch nach seiner Ankunft in Kairo, die jüngsten Äußerungen des Al-Gaddafi-Sohnes seien erschreckend gewesen.

Einladung an Journalisten

Offenbar um seinen angeschlagenen Ruf etwas zu verbessern, wählte Saif al-Islam am Donnerstag deutlich versöhnlichere Worte. So sei das Land ab sofort offen für ausländische Journalisten. „Wir sagen der Welt, dass wir das Land für Journalisten aus der ganzen Welt geöffnet haben“, zitierte die libysche Nachrichtenagentur JANA den zweitältesten Al-Gaddafi-Sohn. Er rechne damit, dass die Reporter „zu Hunderten“ kommen würden. Sämtliche Journalisten und Diplomaten könnten sich so vor Ort überzeugen, dass es keine Luftangriffe auf Demonstranten gegeben habe, fügte Al-Gaddafis Sohn hinzu.

Aischa: Wollte mich nicht absetzen

Die Al-Gaddafi-Tochter Aischa dementierte in der Nacht auf Donnerstag im staatlichen Fernsehen Medienberichte, wonach sie versucht habe, sich mit einem Privatflugzeug nach Malta abzusetzen. Dort soll sie angeblich keine Landeerlaubnis erhalten haben. Die Rechtsanwältin, die während der Aufzeichnung des libyschen Fernsehens vor dem gleichen Gebäude in Tripolis stand, vor dem schon ihr Vater eine wütende Rede gehalten hatte, sagte: „Ich sage allen Libyern und Libyerinnen, die mich geliebt haben und die ich geliebt habe und die mich gut kennen, dass ich standhaft bleibe.“

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