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Die Gerüchteküche brodelt

Alle Jahre wieder erreicht die Preissaison der Filmwelt mit der glanzvollen Oscar-Verleihung ihren Höhepunkt - und Wettbüros erfreuen sich höchster Beliebtheit. Während Colin Firth und Natalie Portman bereits als sichere Sieger gelten, zeichnet sich in der Königskategorie „Bester Film“ ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen „The Social Network“ und dem britischen Königsdrama „The King’s Speech“ ab.

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Ein Blick auf die Wettquoten bestätigt: Es gab schon spannendere Preisverleihungen. In den meisten Kategorien steht für den Buchmacher ein eindeutiger Gewinnkandidat fest. Deshalb wollen manche Buchmacher in den USA und Großbritannien ihr Hauptgeschäft heuer gar nicht mit der üblichen Preisträgerraterei machen, sondern bieten Sonderwetten an.

So kann man etwa auf die Anzahl der weinenden Sieger genauso setzen wie auf die Kleidung von Geoffrey Rush und Portman - und hat dabei viel höhere Gewinnchancen als beim Erraten der Preisträger. Manche Büros widmen sich auch der Paarbildung bei den Stars: Wer tritt mit wem auf? Kommt Vorjahressiegerin und Opfer des „Oscar-Fluchs“ Sandra Bullock gemeinsam mit Ryan Reynolds? In einem britischen Wettbüro ist man so sicher, dass Firth den Oscar mit nach Hause nehmen kann, dass man dort jetzt schon auf die Länge seiner Dankesrede setzen kann.

Rätsel um Banksy-Auftritt

Die Kleidung eines gewissen Nominierten bereitet vor allem den Organisatoren Kopfzerbrechen: die des Street-Art-Künstlers Banksy, dessen Film „Exit Through The Gift Shop“ in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ nominiert ist. Seit mehreren Tagen häufen sich die Gerüchte, Banksy plane seine anonyme Teilnahme an der Verleihung.

Banner in Los Angeles von Straßenkünstler Banksy

Reuters/Mario Anzuoni

Überall in Los Angeles tauchen Kunstwerke auf, die auf Banksys Anwesenheit schließen lassen.

Grund für diese Spekulationen sind mehrere Kunstwerke, die in Los Angeles in der letzten Woche auftauchten. Unlängst kolportierten einige Hollywood-Medien, dass die Veranstalter Banksy dezidiert ausgeladen hätten - zu sehr sollen sie sich vor unberechenbaren Aktionen des Künstlers, aber vor allem vor Trittbrettfahrern fürchten, die sich als Banksy ausgeben.

Am Montag dementierte ein Sprecher der Academy jedoch: „Verrückte Dinge passieren während der Show, daran erinnern sich dann auch die Zuschauer. Sollte der Film gewinnen und bei der Rede etwas Unvorhergesehenes passieren, wäre das nicht das Schlechteste für die Oscars“.

Klatsch und Tratsch rund um Stars und Kleider

Abseits davon laufen die Oscar-Vorbereitungen wie gewohnt: Rund um das Kodak Theater am Hollywood Boulevard werden Straßen gesperrt, die Modezeitschriften sind ins alljährliche Ratefieber über die Kleidung der Superstars gekippt und Klatschmagazine fragen sich, ob Robert Pattinson mit seiner Freundin und Kollegin Kristen Stewart erscheint oder ohne.

Für die Zeremonie selbst gibt es heuer kleinere Änderungen: So will man zur traditionellen Verkündigungsformulierung zurückkehren und die Preisträger mit „And the Oscar goes to ...“ ausrufen. Erst im vergangenen Jahr versuchten die Produzenten Bill Mechanic and Adam Shankman mit einem Wechsel auf „And the winner is ...“ den Wettbewerbsgedanken stärker zu bedienen und der Show ihren Stempel aufzudrücken.

Generalüberholung für Namenskuverts

Eine Generalüberholung gibt es auch für die Kuverts, in denen die Namen der glücklichen Gewinner bis zur Verleihung streng gehütet werden: Sie sind aus goldenem Papier, mit roter Glanzseide gefüttert und mit einem Oscar-Aufdruck verziert. Der kalifornische Designer Marc Friedland wird die Umschläge von Hand fertigen und die Karten mit den Namen aller Anwärter in den 24 Sparten vorbereiten.

Nach langjähriger Tradition sind vor der Verleihung zwei Stimmenauszähler, Brad Oltmanns und Rick Rosas, die einzigen Menschen, die die Gewinner namentlich kennen. Für die Handauszählung der Stimmbögen mit einem Dutzend Helfern an einem geheimen Ort im Raum Los Angeles sind drei volle Arbeitstage veranschlagt.

Geheimniskrämerei bis zur allerletzten Minute

Vorsichtshalber werden zwei Sets von jeweils 24 Umschlägen mit den Namen der Gewinner erstellt und am Tag der Show auf getrennten Wegen mit einer Sicherheitseskorte ins Kodak Theatre gebracht. Um auf Nummer sicher zu gehen, lernt das Duo die Namen der Gewinner auch auswendig. Während der Show stehen die beiden Männer hinter der Bühne und geben die Umschläge erst kurz vor dem Auftritt der jeweiligen Oscar-Verleiher aus der Hand.

1941 wurden die versiegelten Kuverts und damit höchste Geheimhaltung erstmals eingeführt, nachdem im Jahr zuvor eine Panne passiert war. Die „Los Angeles Times“ hatte die von der Akademie herausgegebene Liste der Gewinner schon vor Beginn der Preisverleihung veröffentlicht.

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