Publikumspreis für Politparabel
Traditionell hat es bei der Berlinale am Samstag schon vor der Verleihung der Hauptpreise Auszeichnungen geregnet. Der Publikumspreis etwa ging dabei an die spanisch-französisch-mexikanische Koproduktion „Tambien la lluvia“ (Even The Rain), der das Thema Kolonialismus in einer raffinierten Film-im-Film-Konstruktion aufarbeitet.
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Der Spielfilm von Iciar Bollain handelt von einer Filmcrew, die einen Film über Christoph Kolumbus dreht, in dem der Entdecker Amerikas als Auslöser für Verbrechen an den Ureinwohnern des Kontinents dargestellt werden soll. Durch die Dreharbeiten in Bolivien wird der Bogen zur Not der indigenen Bevölkerung von heute gespannt. „Tambien la lluvia“ verwies in der Gunst des Publikums damit „Medianeras“ von Gustavo Taretto und „Life In A Day“ von Kevin Macdonald auf die Plätze.
Erstmals auch Publikumspreis für Doku
In der Sparte Dokumentarfilm konnte sich die deutsche Produktion „Im Himmel, unter der Erde. Der Jüdische Friedhof Weißensee“ von Regisseurin Britta Wauer gegen seine Mitbewerber durchsetzen. Der Publikumspreis wurde heuer zum 13. Mal vergeben, zum ersten Mal getrennt in den Kategorien Spiel- und Dokumentarfilm. Über 23.000 Stimmen wurden abgegeben. Dabei standen heuer 53 Produktionen aus 29 Ländern zur Auswahl.
Der finnisch-litauische Film „Barzakh“ erhält in diesem Jahr den Berlinale-Preis der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. In dem Dokumentarfilm geht es um Folter und Verschwinden von Menschen in Tschetschenien. Der ohne Genehmigung gedrehte Film von Regisseur Mantas Kvedaravicius beobachte nicht aus der Distanz, sondern schaffe Nähe - wer diesen Film sehe, sei in Tschetschenien, begründete die Amnesty-Jury am Samstag in Berlin ihre Wahl.
Ehren-Bär für Müller-Stahl
Die unabhängigen Jurys vergeben traditionell wenige Stunden vor der Verleihung der Berlinale-Bären ihre Auszeichnungen. Der Preis der Gilde deutscher Filmkunsttheater ging an den deutschen Bärenkandidaten „Wer wenn nicht wir“ von Andres Veiel. Die Ökumenische Jury ehrte unter anderem den iranischen Wettbewerbsbeitrag „Nadar und Simin, Eine Trennung“ von Asghar Farhadi, der auch den Preis der Leserjury der „Berliner Morgenpost“ gewann und von Anfang an als Topfavorit für den Goldenen Bären am Abend galt.
Die „Tagesspiegel“-Jury entschied sich hingegen für „Matchmaking Mayor“ (Erika Hnikova). Den DAAD-Kurzfilmpreis bekam „La Ducha“ von Maria Jose San Martin. Die Jury Dialogue en perspective würdigte mit ihrem Preis „Die Ausbildung“ von Dirk Lütter. Mit dem Teddy Award für den besten „lesBiSchwulen“ Film war bereits am Freitagabend der argentinische Beitrag „Ausente“ geehrt worden, während Armin Mueller-Stahl einen Ehren-Bären für sein Lebenswerk erhielt.
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