Militär um Normalität bemüht
Das noch unter Präsident Hosni Mubarak eingesetzte ägyptische Kabinett soll ohne große Änderungen den demokratischen Umbau des Landes begleiten. Ein Kabinettssprecher sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag, nach der Übergangsphase von einigen Monaten werde eine neue Regierung nach demokratischen Prinzipien gebildet.
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Allerdings könnten in dieser Zeit einige Ministerposten wechseln. „Die Hauptaufgabe dieser Regierung ist die Wiederherstellung von Sicherheit und Ordnung“, sagte der Sprecher. Zudem solle die Wirtschaft wieder in Gang gebracht und die Rückkehr zum Alltag eingeleitet werden. Mubarak war nach fast dreiwöchigen Protesten am Freitag zurückgetreten. Seitdem wird das Land vom Militär regiert, das einen Übergang zur Demokratie zugesagt hat.
Armee räumte Tahrir-Platz
Am Samstag herrschte auf dem Tahrir-Platz zunächst weiter Jubelstimmung. „Gestern war ich ein Demonstrant, heute baue ich Ägypten wieder auf.“ Diesen Spruch trugen einige auf ihren Hemden. Freiwillige säuberten die Straßen, Musik klang aus Lautsprechern. Bewohner von Kairo ließen sich mit lächelnden Soldaten an Straßensperren fotografieren, um sich eine Erinnerung an den ersten Tag der Zeit nach Mubarak zu sichern. Als Souvenir kauften die Menschen stapelweise Zeitungen, die auf ihren Titelseiten verkündeten: „Die Revolution der Jugend zwingt Mubarak zum Rückzug“.
Am frühen Sonntagmorgen, dem Anfang der Arbeitswoche in dem arabischen Land, räumte die Armee dann die Straßen auf dem Platz, wo sich erneut Tausende Menschen versammelt hatten. Soldaten bauten Zelte ab und drängten die Demonstranten von der Fahrbahn. Dabei setzten sie gelegentlich Schlagstöcke ein. Zum ersten Mal seit zwei Wochen fuhren wieder Autos durch den Verkehrsknotenpunkt. „Ab heute wollen wir nicht mehr, dass Demonstranten auf dem Platz sitzen“, sagte der Befehlshaber der Militärpolizei Mohamed Ibrahim Mustafa Ali. „Friedlich, friedlich“, skandierten die Menschen. Teilnehmer der Proteste berichteten, die Armee habe einige ihrer Anführer festgenommen. Das Militär nahm dazu zunächst nicht Stellung.
Große Revolutionsfeier geplant
Organisatoren der Massenproteste gaben die Gründung eines eigenen Rates zur Verteidigung der Revolution bekannt. Dessen Aufgabe werde es sein, in der Übergangsphase die Revolution im Dialog mit dem Militärrat voranzutreiben, sagte ein Sprecher. Sollte das Militär die Forderungen des Volkes nicht erfüllen, werde erneut zu Demonstrationen aufgerufen.
Für kommenden Freitag sei eine Großkundgebung zur Feier des Erfolgs der Revolution geplant, sagte der Sprecher weiter. Zu den Hauptforderungen des 20 Mitglieder umfassenden Rates gehörten die sofortige Freilassung politischer Gefangener, die Abschaffung der Notstandsgesetze und die Auflösung des Sicherheitsapparates des Innenministeriums.
Mubaraks Schicksal unklar
Mubarak hatte 30 Jahre lang autokratisch über Ägypten geherrscht. Die 18-tägigen Proteste bis zu seinem Rücktritt folgten dem Muster des Volksaufstandes in Tunesien, wo zuvor die Regierung gestürzt worden war. Mubarak hielt sich zunächst in Scharm al Scheich auf. Das weitere Schicksal des 82-Jährigen war zunächst unklar.
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