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Neue Behörde eingerichtet

Im Kampf gegen Geldwäsche und Terror-Finanzierung hat Papst Benedikt XVI. den italienischen Kardinal Attilio Nicora zum Vorsitzenden der neu eingerichteten Finanzbehörde des Vatikans ernannt. Nicora wurde für eine Amtszeit von fünf Jahren ernannt, wie der Vatikan am Mittwoch mitteilte.

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Mit der im Dezember geschaffenen Behörde will der Vatikan nach eigenen Angaben internationale Regeln gegen illegale finanzielle Aktivitäten übernehmen und mit Aufsichtsbehörden anderer Länder zusammenarbeiten. Der Kirchenstaat erhofft sich dadurch die Aufnahme auf eine „weiße Liste“ der Staaten mit scharfen Kontrollen gegen illegale Finanzgeschäfte.

Ermittlungen gegen Vatikan-Bank

Die italienische Staatsanwaltschaft hatte vor einigen Monaten Ermittlungen gegen den Chef der Vatikan-Bank (IOR), Ettore Gotti Tedeschi, und einen weiteren Bankmanager eingeleitet. Sie sollen bei Finanztransaktionen die Namen der wahren Auftraggeber verschwiegen und damit gegen ein Gesetz gegen Geldwäsche verstoßen haben.

Beide bestreiten die Vorwürfe. Außerdem beschlagnahmten die Behörden 23 Millionen Euro von einem IOR-Konto bei einer anderen italienischen Bank. Vor Journalisten hatte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi betont, es gebe keinen Zusammenhang zwischen den Ermittlungen und der Schaffung der neuen Finanzbehörde.

„Institut für religiöse Werke“

Dennoch gehen Beobachter davon aus, dass sich die neuen, ab 1. April geltenden Regeln, mit denen unter anderem Geldfälschung, Marktmanipulationen und Insiderhandel bekämpft werden sollen, direkt auf die skandalgeschüttelte Vatikan-Bank und alle anderen Einrichtungen des Zwergenstaates im Herzen Roms beziehen.

Außer Frage stehe dabei, dass ein Papst noch nie so deutlich auf den seit Jahrzehnten bestehenden internationalen Druck reagiert habe, das Finanzsystem des Vatikans transparenter zu gestalten.

Die Vatikan-Bank ist die Hausbank des Heiligen Stuhls und zahlreicher religiöser Institutionen, darunter auch Wohlfahrtsverbänden. Die Bankautomaten des Geldhauses sind wohl die einzigen der Welt, die sich auch auf Latein bedienen lassen. Die Bank, die offiziell „Institut für religiöse Werke“ heißt, war schon 1982 in einen größeren Skandal verwickelt. Damals war das Geldhaus an dem betrügerischen Bankrott der Banco Ambrosiano beteiligt.

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