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Empörung über „erotische“ Duschszenen

Als Kommandeur eines der größten Kriegsschiffe der Welt war Owen Honors auch für die gute Stimmung innerhalb seiner Crew verantwortlich. Mit „lustigen“ Videos sollten die 6.000 Soldaten einmal die Woche zum Lachen gebracht werden. Doch über Humor lässt sich bekanntlich streiten. Als die Videos jetzt im Internet auftauchten, war die Empörung groß - und Honors seinen Job los.

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Auf den Filmen, die damals auf dem Flugzeugträger „USS Enterprise“ ausgestrahlt wurden und am Wochenende für alle Welt ins Internet gelangten, machen Crew-Mitglieder schwulenfeindliche Witze, simulieren Sex und tun so, als würden sie masturbieren. Die Videos entstanden, als Honors noch Vizekommandant und das Schiff für die Kriege im Irak und in Afghanistan im Einsatz war.

Die Filme seien wöchentlich zur Belustigung der Mannschaft gezeigt worden. Sie wurden an Bord gedreht und zeigen auch, wie Männer in Frauenkleidung posieren und wie zwei als Frauen verkleidete Matrosen unter der Dusche erotische Szenen nachstellen.

Videoszene mit U.S. Navy Captain Owen Honors

AP/The Virginian Pilot

Owen Honors in einer Szene aus den umstrittenen Videos.

Die Entscheidung über die Enthebung Honors wurde am Dienstag von Navy-Admiral John Harvey bekanntgegeben. „Sein fehlendes Urteilsvermögen und Mangel an Professionalität in einer Zeit, als er als Erster Offizier auf der ‚Enterprise‘ diente, stellt seinen Charakter in Frage und lässt an seiner Glaubwürdigkeit als Kommandant zweifeln“, sagte Harvey. Auch ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP die Entlassung.

Navy kündigt Untersuchung an

Ins Rollen brachte die Sache die kleine Lokalzeitung „Virginian-Pilot“, die die Videos am Samstag gekürzt und zensiert auf ihrer Website gezeigte. Honors selbst äußerte sich nicht öffentlich zu den Vorwürfen. Unmittelbar nach dem Bekanntwerden des Skandals war sein Name von den Telefonlisten der Navy verschwunden und auch per E-Mail war er für Journalisten nicht mehr zu erreichen. In einer ersten Reaktion bezeichnete die Navy die Videos als „unangemessen“. „Die Videos sollten humoristische Darbietungen sein“, hieß es in der Stellungnahme. Es sei zur Klärung der Vorgänge aber nun eine interne Untersuchung angelaufen.

Videos schon vor vier Jahren verboten

Dabei war die Existenz der Filme für die Navy nicht neu. Schon vor vier Jahren, als die Filme zum ersten Mal über das Bordsystem gezeigt worden waren, hatte es Beschwerden gehagelt. Die Klagen seien zunächst nicht nur ignoriert, sondern auch von Honors in den Filmen verspottet worden, berichteten die Medien weiter. Erst als das Oberkommando der Navy die Filme zu Gesicht bekam, wurde die Ausstrahlung verboten.

Einige Soldaten, die auf der „USS Enterprise“ unter Honors dienten, verteidigten auf Facebook-Seiten ihren Kapitän. Die Sketche seien ein wichtiger Beitrag zum Betriebsklima gewesen, vor allem auf langen Einsätzen auf Hoher See. Sie bezeichneten Honors als einen Mann, der sich sehr für seine Crew einsetzte und ihnen mit diesen Videos half, auch einmal Dampf abzulassen. „Die Videos sind nicht ärger als das, was man in ‚Saturday Night Live‘ oder ‚The Family Guy‘ zu sehen bekommt“, schrieb unter anderem Misty Davis, ein Soldat der von 2007 bis 2010 auf der „USS Enterprise“ diente.

Erster Flugzeugträger mit atomarem Antrieb

Die Navy hat insgesamt elf Flugzeugträger. Die „USS Enterprise“ ist seit fast 50 Jahren im Dienst, sie war damals der erste Flugzeugträger, der mit Atomreaktoren angetrieben wurde. Sie ist noch für zwei Einsätze vorgesehen, bevor sie 2013 außer Dienst gestellt werden soll. Ihr Heimathafen ist Norfolk im Bundesstaat Virginia, wo auch die Tageszeitung sitzt, die die Videos nun veröffentlichte. Der Kapitän, der zu der Zeit, als die Filme gezeigt wurden, das Oberkommando hatte, wurde später befördert. Sein derzeitiger Aufenthalt ist jedoch unbekannt.

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