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Moskau zahlt Kredite in Öl ab

Russland liefert seit dem Neujahrstag erstmals Öl über eine Pipeline nach China. Der größte Ölexporteur und der größte Energiekonsument der Welt läuten mit der Inbetriebnahme der 1.000 Kilometer langen Verbindung ein neues Kapitel in ihrer Energiepartnerschaft ein.

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2010 hatte Russland einen Rekord bei der Ölförderung erzielt: Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Produktion um 2,2 Prozent auf 10,15 Millionen Barrel pro Tag - den höchsten Stand seit Ende der Sowjetunion, wie das russische Staatsfernsehen berichtete.

Bis zu 30 Millionen Tonnen Öl jährlich

Über die Abzweigung von der Ostsibirien-Pazifik-Pipeline zum Zentrum der chinesischen Ölindustrie in Daqing werden zunächst jährlich 15 Millionen Tonnen Öl gepumpt. Die Lieferungen können noch ausgebaut werden, da die Pipeline auch doppelt so viel Öl transportieren könnte. Bisher lieferte Russland jährlich neun Millionen Tonnen Öl per Bahn nach China.

Für die Lieferungen über die Pipeline hatte China dem Partner Russland einen Kredit von 25 Milliarden Dollar gewährt. Außerdem will Russland mit der neuen Leitung auch seine Abhängigkeit vom europäischen Markt verringern. Fast die Hälfte der Einnahmen im russischen Staatshaushalt stammen aus dem Erdölgeschäft.

Von Sibirien bis nach China

Für China ist die Pipeline von Skoworodino in Sibirien nach Daqing ein wichtiger Teil seiner langfristigen Strategie, die Ölversorgung für seine rasant wachsende Wirtschaft zu sichern und neue Lieferwege zu erschließen. Das Öl wird von der 4.700 Kilometer langen russischen Pipeline aus der sibirischen Region Irkutsk zum Pazifik abgezweigt, die bis 2014 fertiggestellt werden soll und etwa 25 Milliarden Dollar (18,7 Mrd. Euro) kosten wird.

Den Startschuss für die erste Pipeline zwischen Russland und China gab der Geschäftsführer der Pipeline Branch of PetroChina (PBPC), Yao Wei, in der chinesischen Grenzstadt Mohe (Provinz Heilongjiang). Er sprach vom „Beginn einer neuen Phase“ in der Zusammenarbeit. Damit werde die Energieversorgung der zweitgrößten Wirtschaftsnation verbessert, sagte Yao Wei laut amtlicher chinesischer Nachrichtenagentur Xinhua.

Kohle und Gas als Nächstes

Kooperationspartner sind PetroChina, Chinas größter Öl- und Gasproduzent, sowie der größte russische Ölkonzern Rosneft und der russische Pipelinebetreiber Transneft. Moskau will aber nicht nur die Lieferung von Öl, sondern auch von anderen Rohstoffen ausweiten.

Nachdem China einen Kredit über sechs Milliarden Dollar bewilligte, wird Russland auch den Export von Kohle langfristig von zwölf auf 20 Millionen Tonnen steigern. Auch Gasgeschäfte sind geplant, doch konnten sich beide Länder noch nicht auf die Preise einigen.

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