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Geld gegen politische Gefälligkeiten

Hatte es im letzten Frühjahr noch danach ausgesehen, als wollte China angesichts der Schuldenkrise in der EU Gelder aus Europa abziehen, passiert nun das genaue Gegenteil davon: Griechenland, Portugal, Irland, Ungarn, Spanien - die Liste der Staaten, die sich von China aushelfen lassen, wird immer länger.

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Obwohl die budgetären Nöte in Europa in den letzten Monaten immer größer geworden sind, pumpt China nun mehr Geld in Staatsanleihen der Euro-Zone als je zuvor. Europäische Staaten haben damit bereits weit über 470 Milliarden Euro Schulden bei Peking - für die Schuldner eine gewaltige Summe, für China mit seinen Währungsreserven von fast zwei Billionen Euro jedoch eine Investition mit überschaubarem Risiko.

Peking hat Zeit

Erstens hat Peking einen langen Atem bei seinen Investitionen und kann damit darauf hoffen, die europäische Krise auszusitzen - womit die derzeit billigen europäischen Investitionen tatsächlich noch zum blendenden Geschäft werden könnten. Doch China hat noch weit unmittelbareren Nutzen davon, denn in Bedrängnis geratene Schuldner haben selten die Angewohnheit, ihren Gläubiger verärgern zu wollen.

Wie gefügig sich China seine Schuldner machen kann, zeigte allein schon die Liste von 18 Staaten, die auf Druck Chinas im Dezember die Nobelpreis-Zeremonie für den chinesischen Regimekritiker Liu Xiaobo boykottierten. Was sich China von Europa als erste Gegenleistung für die Rettung aus finanzieller Not erwartet, steht ebenso bereits fest.

Auf dem Weg zur „Bank von Europa“?

Peking rechnet damit, dass im Streit über die gewaltsam unterbewertete chinesische Währung aus der Euro-Zone kein großer Widerstand kommt - obwohl auch Europa selbst zu den Opfern zählt: Die unterbewertete Währung macht chinesische Importware weiterhin konkurrenzlos billig. Noch habe man China im Währungsstreit nichts versprochen, heißt es dazu recht kleinlaut aus dem Büro von EU-Währungskommissar Olli Rehn.

Laut Ken Peng, dem Citigroup-Experten für China, ist der derzeitige Einfluss Chinas jedoch nichts gegen das, was noch kommen könnte. Angesichts der riesigen Währungsreserven Chinas könnte sich das Land, das schon jetzt mit riesigen Summen auch in Deutschland und Frankreich präsent ist, tatsächlich in die Position der „Bank für Europa“ bringen - mit entsprechender politischer Rendite.

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