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Land im Chaos

Am 12. Jänner 2010 bebte im Raum Port-au-Prince die Erde. Erdstöße mit der Stärke 7,1 auf der Richterskala forderten innerhalb weniger Augenblicke offiziell 217.000 Menschenleben, inoffiziell weit mehr als 250.000. Haiti, eines der ärmsten Länder der Erde, versank daraufhin im absoluten Chaos.

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Und auch danach kam der kleine Karibikstaat nicht zur Ruhe. Im Oktober brach eine Cholera-Epidemie aus, nur einen Monat später fegte Wirbelsturm „Tomas“ über die westliche Hälfte der Insel Hispaniola.

Riesige Hilfsaktion, magere Ergebnisse

Unmittelbar nach dem Erdbeben wurde die größte Hilfsaktion der Menschheitsgeschichte auf die Beine gestellt. Bis zu 900 NGOs trafen am Flugfeld in Port-au-Prince ein, die US-Armee und die UNO komplettierten das Aufgebot. Dennoch zeigte sich schnell, dass Helfen nicht so einfach ist, wie sich das viele vorgestellt hatten. Vor allem in den ersten Tagen drangen die oft schwer bewachten Teams nicht zu den Überlebenden vor, es kam zu Plünderungen und Gewaltausbrüchen der verzweifelten Bevölkerung.

In den kommenden Monaten zogen viele Hilfsorganisationen wieder ab, die Medien verloren das Interesse, Haiti versank punkto globaler Wahrnehmung langsam wieder in der Versenkung.

Cholera als nächster Schlag

Doch zahlreiche Helfer blieben und versuchten den Wiederaufbau in Gang zu bringen. Vor allem Schulen und Krankenhäuser wurden errichtet, die systematische Versorgung mit Wasser, Hygieneprodukten, Medikamenten und Lebensmitteln lief an.

Dann aber kam die Cholera und raffte vor allem in den ländlichen Regionen Hunderte dahin. Bis Dezember starben mehr als 2.000 Menschen, Zigtausende mussten behandelt werden, die überfüllten Krankenstationen kämpften rund um die Uhr um das Leben der Erkrankten. Helfer sprachen von der „Katastrophe in der Katastrophe“.

Hurrikan verwüstete Land

Zu allem Überfluss fegte Anfang November Hurrikan „Tomas“ über Haiti. Mindestens 20 Menschen wurden getötet, weitere 6.000 Familien durch Erdrutsche und Überschwemmungen obdachlos. Im Jänner 2011, ein Jahr nach der Erdbebenkatastrophe, wird in einer Stichwahl ein neuer Präsident gewählt. Es bleibt abzuwarten, ob er in der Lage sein wird, durch stabile politische Strukturen dem Land jenen Auftrieb zu verleihen, den es schon seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt hat.