Themenüberblick

Gar nicht harmlos?

Dass mit Kaninchen nicht zu scherzen ist, wusste schon die britische Comedy-Truppe Monty Python, die in „Die Ritter der Kokosnuss“ Jagd auf ein blutrünstiges Killerkaninchen machten. Und tatsächlich sind die kleinen Nager alles andere als harmlos – zumindest wenn man die Schäden berechnet, die sie anrichten.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Von allen eingeschleppten Tier- und Pflanzenarten richten sie den größten Schaden an, das fand die internationale Agrar- und Umweltorganisation CABI heraus. Demnach kosten die 40 Millionen Wildkaninchen der britischen Wirtschaft pro Jahr 263 Millionen Pfund (308 Mio. Euro). Die Spezies wurde von den Römern vor mehr als 2.000 Jahren auf die Insel gebracht. Früher war man davon ausgegangen, dass die Normannen bei ihrer Invasion die Tiere mitgebracht hatten. Seit sie im Land sind, fressen sie sich nicht nur durch Felder und Wiesen, sondern beschädigen auch Infrastruktur.

In den 50er Jahren fast ausgestorben

Dabei waren sie in Großbritannien schon fast ausgestorben: In den 50er Jahren raffte der Myxomatose-Virus weit über 95 Prozent der Population von 100 Millionen Hasen dahin. Nur wenige überlebten, ihren Nachkommen konnte die Krankheit aber weniger anhaben.

Seitdem klagen nicht nur Getreide- und Gemüsebauern, auch archäologische Stätten würden angeknabbert. Und in der südenglischen Halbinsel Isle of Portland gelten die Kaninchen als derartige Unglücksbringer, dass 2005 sogar das Filmplakat für den Animationsstreifen „Wallace & Gromit auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen“ verboten wurde: Auf der Halbinsel, die für ihren Kalkstein berühmt ist, gilt das Wort seit mehr als 100 Jahren als tabu. Der Grund: Die von den Tieren gegrabenen Gänge und Höhlen werden als Ursache für Erdrutsche und Gefahr für die Arbeiter in den Steinbrüchen angesehen.

Landplage in Australien

Ähnliches kennt man sonst nur aus Australien: Dort hatten europäische Einwanderer 1859 24 graue Kaninchen ausgesetzt. Und diese vermehrten sich mangels natürlicher Feinde – wie die Karnickel, und gelten seitdem als wahre Landplage, die nicht nur die Ernte zerstöret, sondern auch andere Arten verdrängt.

1951 versuchten die Behörden mit biologischer Kriegsführung Herr der Lage zu werden: Der Myxomatose-Virus wurde verbreitet und tatsächlich gelang es, den Bestand von rund 600 Millionen Tieren stark zu reduzieren. Doch auch in Australien entwickelten die Tiere über die Jahre eine Resistenz.

1996 setzte man daraufhin das Calici-Virus frei, an dem die Tiere innerhalb von 36 bis 48 Stunden an Thrombosen sterben sollten. Wiederum hielt der Erfolg nur einige Jahre an: Australische Behörden warnen bereits vor der nächsten großen Kaninchenplage - mit den merkwürdigsten Folgen: Laut dem Australischem Amt für Verkehrssicherheit waren von 2002 bis 2009 von 257 berichteten Kollisionen von Flugzeugen mit Tieren 82 Hasen beteiligt.

Grauhörnchen

AP/Alastair Grant

Graues Eichhörnchen

Ratten, Mäuse, Eichhörnchen

In Großbritannien sorgen auch andere eingeschleppte Tiere für Schäden: Bei Ratten sind des 62 Millionen Pfund, nicht heimisches Wild 35 Millionen, Hausmäuse 18 Millionen, die aus den USA kommenden grauen Eichhörnchen, die den einheimischen roten den Garaus zu machen drohen, 14 Millionen, Nerze fünf Millionen und Schwäne und Gänse vier Millionen.

Und nicht nur Tiere, auch invasive Pflanzen verursachen Kosten. Auf Platz zwei aller Spezies rangiert laut CABI mit 100 Millionen Pfund der Japanische Knöterich, der aufgrund seiner Robustheit und seines schnellen Wachstums sogar Mauern zum Einsturz bringen kann. Insgesamt auf Platz drei sollen der als Unkraut geltende Persische Ehrenpreis und Flughafer 100 Millionen an Schäden verursachen. Insgesamt kosten die Briten alle invasiven Spezies zusammen 1,7 Milliarden Pfund jährlich.

Eindämmung kann sich lohnen

Programme, um Arten einzudämmen, würden laut dem Bericht auch sinnvoll verwendetes Geld sein: Um die Ausbreitung der aus Südamerika stammenden Heusenkräuter einzudämmen, die ganze Wasserwege blockieren können, seien gerade 73.000 Pfund notwendig. Die geschätzten Schäden, die die Wasserpflanze anrichten könnte, liegen bei 242 Millionen Euro.

Das graue Eichhörnchen ist hingegen nicht mehr aus Großbritannien zu vertreiben: Allein der Versuch, sie von der walisischen Insel Anglesey zu vertreiben, kostete 440.000 Pfund. Für ganz Großbritannien wären - konservativ geschätzt - 850 Millionen Pfund notwendig.

Links: